Murcia testet
Agraringenieur wies schon vor 40 Jahren auf Katastrophe am Mar Menor hin
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Cartagena – sg. Die Katastrophe des Mar Menor kommt alles andere als überraschend. Das Desaster kündigte sich schon vor 40 Jahren an. In einer der ersten Studien über die Zerstörung der Umwelt am Mar Menor aus dem Jahr 1980 sagte der Autor irreversible Schäden des Ökosystems der Lagune voraus, wie die Zeitung „La Verdad“berichtet.
Als Ursache nannte der Agraringenieur Miguel Ángel García Dory aus Asturien, der im Jahr 1994 im Alter von 57 Jahren starb, die Verschmutzung durch Nitrate aus den Düngern der Landwirtschaft. Damals wurde die Talsenke von Campo de Cartagena für den künstlich bewässerten Anbau von Obst und Gemüse freigegeben.
Kalte Dusche aus Mittelmeer
Das war jedoch nicht die einzige Bedrohung für das Mar Menor, das sich 1980 an einem Wendepunkt befand. Der unkontrollierte Bauboom setzte ein, die Ufer des Binnenmeeres und die Landzunge La Manga wurden zubetoniert. Zur gleichen Zeit wurde der Kanal del Estacio eröffnet, der Binnen- und Mittelmeer verbindet. Die hohe
Salzkonzentration der Lagune schwand und das Wasser wurde kälter. Ingenieur García Dory war sich damals sicher, dass das Mar Menor vom Mittelmeer „geschluckt“werden und all seine einzigartigen Eigenschaften und Bewohner verlieren würde. Der Wissenschaftler sichtete Spezies, die sich niemals zuvor im Mar Menor hatten blicken lassen, wie Tintenfische, Makrelen oder Goldbrassen.
Damals war der Überlandkanal, der Wasser aus dem Fluss Tajo in Kastilien-La Mancha in den Río Segura nach Murcia, Alicante und Almería leitet, noch nicht fertig gebaut. Wenn der so genannte Trasvase Tajo-Segura in Betrieb genommen werde, würden 70.000 Hektar der insgesamt 86.700 Hektar großen Fläche bewässert und mit Obst und Gemüse bepflanzt werden, ahnte der Agraringenieur.
Das bedeute, dass entsprechend viel Pestizide und Dünger eingesetzt werden müssten, mit fatalen Folgen für das ökologische Gleichgewicht des Mar Menor. Leider irrte er sich nicht.
Das Mar Menor droht erneut umzukippen, so wie im Sommer 2016, als sich Algen explosionsartig vermehrten, das früher einmal kistallklare Wasser grün färbten und die Touristen vergraulten.