Stichwort Corona-Schnelltests: Wie funktionieren sie, und wie zuverlässig ist das Ergebnis der Blutproben?
Vor- und Nachteile der Schnelltests auf das neue Coronavirus – Viele Anwendungsmöglichkeiten vor allem nach der Krise
„Corona-Schnelltests“sind das Wort der Stunde. Doch wie funktionieren sie und ab welchem Stadium der Infektion sind sie einsatzbereit? Doch die wichtigste Frage ist: Liefern sie wirklich zuverlässige Ergebnisse? Ein spanisches oder auch ein europäisches Testpaket ist aktuell noch nicht auf dem Markt. Die EU-Länder greifen momentan vor allem auf Präparate aus China und Südkorea zurück und das nicht ganz ohne Folgen.
„Man darf nicht vergessen, dass die Tests, die aktuell auf dem Markt sind, noch immer große Fehlerquoten aufweisen“, erklärt beispielsweise der Krankenpfleger
Francisco Tavar, der sich im spanischen Gewerkschaftsdachverband CC.OO. für das Gesundheitspersonal in der Provinz Alicante engagiert und im Hospital General arbeitet. „Es ist sehr schwierig, ein solches Verfahren in unseren Krankenhausalltag zu integrieren. Wenn jemand negativ getestet wird, aber eigentlich positiv ist, kann das fatale Folgen haben“, sorgt sich der Pfleger. „Eine falsche Entwarnung sorgt nämlich dafür, dass die Person weniger vorsichtig ist.“
Nicht ohne Labor
Darin stimmt Tever mit dem spanischen Gesundheitsministerium überein. Dieses greift verstärkt auf Schnelltests zurück, die Antikörper im Blut nachweisen. Im Testpaket enthalten ist eine kleine Nadel, mit der man dem Finger einen Tropfen Blut entnimmt. Eine Chemikalie kann in dieser Blutprobe dann innerhalb von wenigen Minuten Antikörper nachweisen, die das Immunsystem gegen das Coronavirus entwickelt hat.
Die aktuell genutzten Präparate hat Spanien im Labor des Nationalen Mikrobiologischen Instituts in Madrid sowie in zahlreichen Krankenhäusern überprüft. Wichtige Messzahlen sind zum einen die Spezifität, also ob der Test nur Antikörper gegen Covid-19 erkennt, oder andere mit diesem verwechselt, und zum anderen die Sensitivität, also wie zuverlässig Antikörper entdeckt werden. „Dieser Test hat eine Spezifität von 100 Prozent gezeigt und eine Sensitivität von 64 Prozent bei allen Krankheitsstadien sowie eine Sensitivität von etwa 80 Prozent bei Patienten, die sich vor mindestens sieben Tagen angesteckt haben“, schreibt das spanische Ministerium auf seiner
Internetseite. Die hohe Fehlerwahrscheinlichkeit des Antikörpertests sorgt dafür, dass nach einem negativen Resultat noch zwingend ein Labortest erfolgen muss. Da dieser die Genetik des Virus entdeckt, liefert er bereits nach kurzer Inkubationszeit Ergebnisse. Eine ausreichend große Anzahl von Antikörpern, die auch von einem Test gefunden werden können, produziert der menschliche Körper in der Regel nach sieben bis 14 Tagen. Allerdings bleiben die Antikörper auch nach der Genesung im Blut, sodass noch Monate nach der Krankheit erkannt werden kann, ob man eine Immunität gegen das Coronavirus aufgebaut hat.
Viele europäische Regierungen, darunter auch Spanien, erhoffen sich davon in einigen Monaten zuverlässige Angaben, wie viele Menschen wirklich infiziert waren. Der Krankheitsverlauf variiert nämlich von Person zu Person stark, sodass nicht alle Kranken alle Symptome zeigen. Dabei soll eine so große Anzahl an Menschen getestet werden, dass die Fehlerquote nebensächlich ist. Ein erster Pilotversuch läuft in Spanien mit 30.000 zufällig und repräsentativ ausgewählten Familien, die einem Antikörpertest unterzogen werden.
Danach folgt ein zuverlässigerer PCR-Test. Fallen die ersten beiden negativ aus, wird nach 21 Tagen das Verfahren wiederholt. Das soll zeigen, wie viele Covid-Kranke unentdeckt bleiben.
Schnelltests untersuchen einen Bluttropfen auf Antikörper gegen Corona