Nur in den Arm nehmen geht nicht
Ehrenamtliche Hilfsgruppen sind auch in Zeiten der Coronavirus-Krise für Menschen in Not da
Dénia – ab. Wegen der Coronavirus-Krise ist das Gemeinschaftsleben erlahmt. Da macht auch die Marina Alta im Norden der Provinz Alicante keine Ausnahme. Vor allem sind es ältere und allein lebende Menschen, bei denen durch die Ausgangssperre die Gefahr besteht, ins Abseits zu geraten, weil sie ihresgleichen nicht mehr zum Kartenspiel oder Kaffeekränzchen treffen können. In dieser so schwierigen Zeit ist es also besonders wichtig, Kontakt zu anderen Menschen zu pflegen, und sei es nur auf Distanz.
Das weiß auch Ilse Kübler, die sich in der Hilfsgruppe „Wir für Sie“engagiert. Die Österreicherin hat es sich nicht nehmen lassen, am Ostersamstag kleine Geschenke in das Sanatorium Fontilles in Orba und in das Seniorenheim in Benimeli zu bringen. Die Erlaubnis dazu hat sie als Ehrenamtliche. Trotz Ausgangssperre sollen die Bewohner beider Einrichtungen nicht auf ihren Osterhasen verzichten.
„Hausbesuche machen wir jetzt nicht“, berichtet Kübler. „Das erledigen die Pflegedienste. Und da, wo wir Leuten den Einkauf abnehmen, stellen wir die Lebensmittel an der Tür ab.“Viele Leute, die ihre Gruppe betreue, hätten einen Laden in der Nähe und könnten sich selbst versorgen. „Zum Glück haben wir momentan niemanden, der gar nicht alleine klarkommen würde“, sagt die Österreicherin. „Wenige Tage vor Beginn der Ausgangssperre haben wir drei Leute in Pflegeheimen untergebracht.“
Kübler verfügt über eine Telefonliste mit 20 Leuten. Diese rufe sie täglich an, frage, wie es ihnen geht und ob sie etwas benötigen. „Wir können auch in dieser schwierigen Zeit für Menschen da sein“,
„Hausbesuche machen wir jetzt nicht, das erledigen Pflegedienste“
sagt sie. „Nur anfassen und in den Arm nehmen geht derzeit nicht.“
Für andere da sein will auch die Schweizerin Ruth Virdi. Die 87jährige Witwe lebt in Dénia. „Ilse Kübler arrangiert einmal pro Woche ein Treffen, an dem vorwiegend alleinstehende Frauen aus der
Schweiz, Österreich und Deutschland teilnehmen und wo man sich austauschen kann“, berichtet sie. „Man kommt, wenn man kann, ich bin jeden Sonntag mit dabei.“Weil diese Treffen derzeit nicht stattfinden, hat sich Virdi etwas überlegt: „Jetzt, da ich mehr Zeit habe, bin ich öfter im Internet unterwegs“, erzählt sie. „Da habe ich festgestellt, dass es in Youtube sehr schöne Musik gibt.“Diese verschickt die lebensbejahende Schweizerin täglich an die Frauen der Gruppe, die sie anruft, um zu hören, wie es ihnen geht. „Lustige Videos zum Aufheitern verschicke ich auch“, sagt Virdi. „Gerade jetzt brauchen wir Dinge, die uns zum Lachen bringen und froh stimmen.“
Es sei nun sehr wichtig, sich eine positive Grundeinstellung zu bewahren, sagt die Seelsorgerin Margret Rogger aus Orba. Vielen ist die Schweizerin durch die Donnerstags-Treffs in Dénia bekannt. Man könne sie jederzeit anrufen, sagt Rogger, die festgestellt hat, dass nun etlichen Leuten die Decke auf den Kopf fällt, weil sie das Alleinsein nur schlecht handhaben können. „Viele haben es versäumt, ein Netzwerk zu schaffen oder einen guten Kontakt zu den Nachbarn aufzubauen“, sagt sie. 30 Personen, die meisten alleinstehend, hat Rogger in einer WhatsApp-Gruppe, die sie täglich mit einer aufmunternden Nachricht kontaktiert.
So hält es auch Brunhilde Karl von der „Miteinander Füreinander“-Gruppe in Calp. „Die meisten unserer Leute sind in ihrem Heimatland, da unsere Aktivitäten ab Mitte März ruhen“, erzählt die Deutsche. „Die wenigen Leute, die noch hier sind, halten aber telefonisch Kontakt.“Sollte jemand Hilfe benötigen, etwa für Einkäufe, könne er sich bei ihr melden.
=Margret Rogger, 626 339 846 Brunhilde Carl, Calp, 691 995 769; 965 834 524 =Ilse Kübler, 965 788 840
=Brigitte Linde,
826
=Rita Munier,
529
Orba, 687 639 627 529