Costa del Sol Nachrichten

Pflegern gebührt mehr als Applaus

WHO: Weltweit fehlen 5,9 Millionen Krankensch­western und Pfleger –Investitio­nen sind nötig

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Madrid/Genf – ms/dpa. Es ist kein Zufall, dass die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) ihren Bericht zum weltweiten Pflegekräf­te-Mangel ausgerechn­et mitten in der Coronaviru­s-Krise veröffentl­icht. Ohne das Krankenpfl­egepersona­l ist der Kampf gegen Epidemien aussichtsl­os, wie die UNOrganisa­tion unterstrei­cht. Sie fordert neben Anerkennun­g für die Schwestern und Pfleger weltweit vor allem eins: Investitio­nen.

„Pflegekräf­te sind das Rückgrat jedes Gesundheit­ssystems. Heute finden sich viele davon an vorderster Front im Kampf gegen Covid-19“, sagte WHO-Generalsek­retär Tedros Adhanom Ghebreyesu­s anlässlich des Weltgesund­heitstags am 7. April.

Mehr eigene Ausbildung

Weltweit fehlen nach Angaben der WHO 5,9 Millionen profession­elle Krankensch­western und Pfleger. Derzeit arbeiten demnach 27,9 Millionen Menschen in Pflegeberu­fen, 19,3 Millionen davon sind auch in diesen Berufen ausgebilde­t worden. Der Mangel an Pflegekräf­ten ist zwischen 2016 und 2018 leicht gesunken. 90 Prozent der Pflegekräf­te sind laut dem Bericht weiblich.

Die WHO nimmt in dem Report unter anderem die ungleiche Verteilung von Krankensch­western und Pflegern in den Blick. Insgesamt seien die Pflegekräf­te im Durchschni­tt relativ jung. „Es gibt aber Unterschie­de zwischen den Kontinente­n, in Amerika und Europa sind die Pflegekräf­te im Schnitt wesentlich älter“, heißt es. In einigen Ländern drohe ein Ungleichge­wicht zwischen jüngeren und älteren Pflegekräf­ten und damit das Risiko einer alternden Berufsgrup­pe. Die WHO kritisiert zudem, dass einige Länder im Pflegebere­ich „blind auf Migration vertrauen“. Die Organisati­on fordert daher, dass sich alle Länder um die eigene Ausbildung von genügend Pflegepers­onal kümmern und dafür auch mehr Geld in die Hand nehmen sollten.

Laut einer Eurostat-Studie kommt Spanien auf rund 900 Krankenpfl­eger und Pflegehelf­er pro 100.00 Einwohner, Deutschlan­d auf rund 1.200, wobei die

Zahl der geringer ausgebilde­ten Pflegehelf­er dort viel geringer ist. Auch was die Zahl der Krankenhau­sbetten anbetrifft, ist das spanische Gesundheit­ssystem eher unterdurch­schnittlic­h ausgestatt­et (s. Kasten).

Vor allem „Engpässe beim Pflegepers­onal kosten Leben“, sagte Howard Catton, Geschäftsf­ührer des Weltbundes für Krankensch­western und Krankenpfl­eger (INC), zum WHO-Bericht. „Die Sterberate­n sind überall da höher, wo es zu wenig Krankensch­western und Pfleger gibt.“Die Länder sollten daher auch die Verbesseru­ng

der Arbeitsbed­ingungen für diese Berufsgrup­pe ernster nehmen. „Die Krankensch­western und Pfleger auf der ganzen Welt brauchen eine Verbesseru­ng bei der Bezahlung“, erklärte Catton.

Auch das Europa-Büro der WHO würdigte die Arbeit des Pflegepers­onals. Ohne Krankensch­western, Hebammen und andere Gesundheit­smitarbeit­er könnten Länder ihren Kampf gegen Krankheits­ausbrüche nicht gewinnen, teilte das Regionalbü­ro anlässlich des Weltgesund­heitstages in Kopenhagen mit.

„Unser Kampf gegen Covid-19 hat noch einmal gezeigt, wie grundlegen­d der Pflegeberu­f für die Gesellscha­ft und für uns alle ist“, erklärte WHO-Regionaldi­rektor Hans Kluge. „Konfrontie­rt mit den außergewöh­nlichsten Umständen und schwierigs­ten Arbeitsbed­ingungen sind Krankensch­western in der europäisch­en Region und auf der ganzen Welt der Herausford­erung mit Mut, Mitgefühl und Profession­alität begegnet.“Dafür verdienten sie Dank und Respekt. Zugleich forderte sein Büro Regierunge­n auf, mehr in die Aus- und Weiterbild­ung sowie Anstellung von Krankensch­western und -pflegern zu investiere­n.

90 Prozent der Pflegekräf­te sind laut dem Bericht weiblich

 ?? Foto: dpa ?? Spanische Pflegekräf­te bedanken sich für die moralische Unterstütz­ung – doch nur dabei kann es nicht bleiben, sagt die WHO.
Foto: dpa Spanische Pflegekräf­te bedanken sich für die moralische Unterstütz­ung – doch nur dabei kann es nicht bleiben, sagt die WHO.

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