„Hauptsache frisch“
Aus der Not heraus geboren: Braojos Vergel liefert Obst und Gemüse an Privatkunden
El Verger – ab. Johan Steinbrugge nimmt die beiden Kisten entgegen, wirft einen Blick auf den Inhalt, zu dem Eisbergsalat, Brokkoli, Radieschen, Ananas, Bananen und frische Eier zählen, und sagt frohgelaunt: „Mal sehen, was meine Frau daraus wieder Leckeres zaubert. Sie ist eine ausgezeichnete Köchin und überrascht mich immer wieder mit köstlichen Gerichten. Der Holländer, der mit seiner Frau in Teulada-Moraira ein Haus besitzt und dort mehrmals im Jahr Urlaub macht, bezieht seit der Ausgangssperre sein Obst und Gemüse frei Haus. „Wir verlassen unsere Wohnung seit Beginn der Notsituation gar nicht mehr, weil wir sehr vorsichtig sind“, erzählt er. Auch andere Lebensmittel lasse er sich von Supermärkten liefern.
Dreimal hat der Holländer den Lieferservice, auf den er erst vor kurzem im Internet gestoßen ist, mittlerweile in Anspruch genommen und ist sehr zufrieden. „Was sich in der Kiste befindet, wissen wir bei der Bestellung nie so genau“, erzählt er und lacht. „Wir lassen uns überraschen. Hauptsache frisch.“Und mit Blick auf eine weitere Kiste erzählt Steinbrugge: „Wir bestellen immer zwei Kisten. Eine ist für meine Frau und mich, den Inhalt der zweiten Kiste verteilen wir an Leute, die finanzielle Not leiden.“
Neu erfunden
Damit er erst gar nicht in eine Notsituation kommt, habe er sich neu erfunden und seinen Lieferdienst an Privathaushalte ausgeweitet, berichtet Agustín Braojos, Inhaber des Obst- und Gemüsehandels Braojos in El Verger. Bis Ausbruch der Coronavirus-Krise habe er ausschließlich an Restaurants und Hotels geliefert. „Unterschwellig hatte ich zwar schon länger im Kopf, auch Privatkunden zu beliefern“, erzählt er. „Aber das Geschäft lief auch so sehr gut und deshalb geriet diese Idee immer mehr in den Hintergrund.“
Dies änderte sich schlagartig mit Ausbruch der CoronavirusPandemie. „Von einem Tag auf
Zufriedener Kunde: Johan Steinbrugge lässt liefern.
den anderen schlossen die Lokale und Hotels und mir brachen die Kunden weg“, berichtet Braojos, der fünf Mitarbeiter beschäftigt, die er nicht in die Kurzarbeit
(ERTE) schicken wollte. Stattdessen besann er sich auf seine fast in Vergessenheit geratene Idee und informierte in den Sozialen Netzwerken über das neue
Vorhaben. Der Erfolg gibt dem Spanier recht. Nach nur einem Monat verlassen täglich bis zu 60 Kisten die Kühlkammer von Braojos Vergel.
Zu seinen Privatkunden zählen neben Spaniern auch Deutsche, Briten, Franzosen und Niederländer. Sie alle schätzen die Qualität und Frische der Waren, die Braojos in erster Linie von Landwirten der Anbaugebiete rund um Valencia (La Huerta) bezieht – bis auf Ausnahme der Orangen, die aus der Marina Alta stammen. Ausländer seien seine ersten Kunden gewesen, als er angefangen habe, Privatkunden zu beliefern.
Zaghaft zur Normalität zurück
„Ich habe noch keine gezielte Werbung für den Zustellservice an Privathaushalte gemacht“, berichtet der Händler. Der sei durch die Bekanntmachung in Facebook fast wie von selbst angelaufen. Er wolle ihn aber weiter ausbauen und auf jeden Fall beibehalten. „Auch dann noch, wenn wir wieder in die Normalität zurückgekehrt sind und ich meine ursprünglichen Kunden wieder beliefern kann“, verspricht der Unternehmer.
Ganz zaghaft würden die Bestellungen von Restaurants nun auch wieder anlaufen. „Heute haben wieder sieben Pizzerias, die einen Lieferservice anbieten, Ware geordert“, freute sich der Unternehmer einen Tag vor dem Brückenwochenende.
Braojos Vergel beliefert Kunden im ganzen Kreis Marina Alta. Zur Wahl stehen zwei Kisten mit ausgewogenem Inhalt (Obst und Gemüse gemischt).
Im Preis von 20 oder 30 Euro sind die Lieferkosten enthalten. Lieferungen erfolgen montags bis samstagvormittags bis 14 Uhr. Gezahlt werden kann bar oder mit Kreditkarte.
965 750 816 Facebook:-Eintrag unter: FV Braojos Vergel