Symbolischer Sieg
Ifema Not-Hospital kann nach 41 Tagen schließen – Fünf letzte Patienten verabschiedet
Jede Krise hat ihre Symbole – mit der Schließung des Feldkrankenhauses im Madrider Messegelände kann Spanien einen bedeutungsschwangeren Etappensieg feiern. 41 Tage lang versorgten 1.500 Ärzte und Pfleger über 4.000 Covid-19-Patienten. Am Schließungstag waren es nur noch fünf.
Madrid – sk. Das Feldkrankenhaus im Madrider Messezentrum Ifema konnte am Freitag mangels Patienten und sinkender Zahlen der Covid-19-Kranken eineinhalb Monate nach der Öffnung wieder geschlossen werden. Mehr als 4.000 Patienten wurden im Ifema behandelt. Nur 17 Kranke konnten in den 41 Tagen nicht gerettet werden.
Die meisten Kranken hätten das „Wunder-Krankenhaus gesund verlassen“, darunter eine 103 Jahre alte Frau, sagte die Regierungschefin der Region Madrid, Isabel Díaz Ayuso. Man sei zuversichtlich, dass man selbst bei einem Wiederaufflammen der Pandemie im Herbst nie wieder ein Krankenhaus im Ifema werde errichten müssen. Das Gesundheitssystem Madrids werde bereits „reformiert und modernisiert“, betonte sie.
Von einem Wunder wollten Fachleute wie Klinikleiter Antonio Zapatero nicht sprechen, vielmehr stehe hinter Ifema der Einsatz von fast 1.500 Ärzten, Pflegern und weiteren Fachkräften, die fast ein Zehntel aller Covid-19-Patienten Madrids versorgten. Oft kamen um die 200 Kranke am Tag neu dazu, und um die 150 konnten wieder raus. 930 Patienten zählte das Ifema am 2. April. „Es ist das größte Krankenhaus, das Madrid jemals gehabt hat, mit einem Aufkommen von Patienten und Professionellen, das unvorstellbar ist“, sagte IfemaDirektor Antonio Zapatero.
Die Klinik mit 1.350 Betten, darunter 16 für Intensiv-Patienten, war in nur 48 Stunden errichtet und am 21. März eröffnet worden – zu einem Zeitpunkt, als die Pandemie grausam in Madrid wütete. Das Feldkrankenhaus stand oft in der Kritik, vor allem wegen der Organisationsprobleme, des Chaos, des Fehlens von Material und der hohen Ansteckungsgefahr für das Personal und zuletzt am Tag seiner Klausur.
Die Abschiedszeremonie zu Ehren der letzten fünf Patienten und des medizinischen Personals driftete am 1. Mai in eine festliche Veranstaltung ab, bei der Politiker, Würdenträger, Ärzte, Pfleger und Journalisten alle Vorsichtsmaßnahmen fallen ließen, die seit Monaten von Bürgern eingefordert werden, vorneweg der Sicherheitsabstand wegen der Ansteckungsgefahr.
„Das war ein bedauernswertes Spektakel, das jeden Respekt gegenüber Madrid vermissen ließ“, sagte Pablo Perpinyá, Sprecher von Más Madrid. Die Regierungsdelegation hat Ermittlungen angeordnet. „Wir waren überwältigt von dem Glücksgefühl und der spontanen und menschlichen Gesten aller hier. Sicherlich muss man das Leben feiern, aber auch den Mindestabstand waren“, sagte Regierungschefin Díaz Ayuso.
Die Landeschefin ließ es sich nicht nehmen, belegte Brötchen aus einem Food Truck unter die Leute zu verteilen. Kritiker warfen ihr vor, weniger das Leben als vielmehr die Volkspartei (PP) zu feiern und das auf Kosten des medizinischen Personals. Für viele der Ärzte und Schwestern heißt der Abschied vom Ifema gleichzeitig die Rückkehr in die Arbeitslosigkeit. Regionalpräsidentin Ayuso hallten Sprechchöre entgegen, die sich gegen die Privatisierung im Gesundheitswesen wandten, die, so die Meinung vieler, Mitschuld an der Überlastung des Systems trug.
„Man muss das Leben feiern, aber auch den Mindestabstand waren“
Schlechtes Image für Politik
Madrid verzeichnet über 63.000 Infizierte, über 40.200 davon mussten im Krankenhaus behandelt werden, mehr als 8.400 kamen nie mehr raus und fast 3.400 mussten auf einer Intensivstation behandelt werden. „Was denken die Millionen Bürger von uns, die 50 Tage in ihren Häusern eingesperrt sind und diese Bilder sehen? Die denken, Politiker sind so, aber ehrlich, viele von uns kamen und hatten nicht mit so etwas gerechnet“, so PSOE-Sprecher Ángel Gabilondo.