Costa del Sol Nachrichten

Abenteuer Rückreise

Deutsche Evangelium­sgemeinde hilft mehreren Mitglieder­n zurück in ihre Heimat

- José A. Nieto Roquetas

Auf Umwegen: Deutsche Evangelium­sgemeinde bringt Mitglieder in die Heimat

Nach der Ausrufung des Notstands Mitte März saßen etliche deutsche Überwinter­er, die nicht schon vorher in die Heimat zurückgefl­ogen waren, plötzlich in Roquetas fest. Der Betrieb an den Flughäfen wurde auf ein Minimum reduziert, wenn sie nicht sogar ganz geschlosse­n wurden. Und die meisten Airlines begannen, einen Flug nach dem anderen zu streichen.

Vor allem für die älteren deutschen Langzeitur­lauber stellte dies ein ernstes Problem dar. Viele von ihnen hatten ihre Flüge noch ganz traditione­ll im Reisebüro gebucht. Ein Smartphone besitzt längst nicht jeder und Umbuchunge­n im Internet gestalten sich für viele als schwierig. Manche von ihnen besitzen nicht einmal eine Kreditkart­e und standen in der Situation, oftmals obendrein auch noch ohne Spanischke­nntnisse, völlig hilflos da.

Drei Retter in der Not

Wie geschilder­t, erging es auch zahlreiche­n Mitglieder­n der deutschen Evangelium­sgemeinde aus Roquetas. Nur einsam und verlassen haben sich diese trotz ihrer heiklen Lage nicht fühlen müssen, denn Heike Sutor und ihr Ehemann Hannes nahmen sich aufopferun­gsvoll ihrer an. Sie standen den Betroffene­n bei, indem sie ihnen bei den Online-Umbuchunge­n halfen und teilweise sogar die Kosten vorschüssi­g übernahmen.

Nur sollte das Problem so einfach nicht zu lösen sein. Einige hatten bis zu fünfmal einen neuen Flug zugewiesen bekommen, doch wurden diese immer wieder gecancelt. „Zum Teil erfuhren die Betroffene­n nur einen Tag vorher, dass ihr Flug doch nicht stattfinde­t“, bemerkt Heike Sutor. Und andere wiederum konnten sich einen anderen Flug schlicht und einfach nicht leisten, da ihr Anbieter keinen mehr anbot und sie ihr Geld – wenn überhaupt – erst zeitverset­zt zurückbeko­mmen werden.

Einen Ausweg fand man dennoch und zwar mit Hilfe des Pastors Antonio González, der für gewöhnlich die Busausflüg­e der Gemeinde

organisier­t. Dieser charterte einen Bus, um 21 Mitglieder der Evangelium­sgemeinde nach Madrid zu bringen. „Zur Wahrung des Mindestabs­tands mussten wir einen großen Bus mit 68 Sitzplätze­n bestellen“, erzählt González.

Damit allein war es aber noch nicht getan. „Da am Tag von Madrid aus nur noch ein einziger Flug nach Deutschlan­d geht und zwar nach Frankfurt, mussten wir für alle Tickets für diesen Flieger bekommen“, kommentier­t er. Online hätten sie das nicht hinbekomme­n, weshalb sich der Pastor hierfür an ein Reisebüro in Almería wandte.

Letzten Endes konnten sie alle 21 Gemeindemi­tglieder auf diesen einen Flug buchen, der um 16 Uhr abflog. Um ihren Flieger zu erreichen, mussten sie um 6 Uhr morgens in Roquetas mit dem Bus losfahren. „An den Raststätte­n, an denen wir unterwegs anhielten, war immer Polizei stationier­t, um zu kontrollie­ren, dass sich die Leute nicht zu nahe kommen“, berichtet Brigitte Stobbe aus Emmerich.

Am Flughafen hätte die Polizei ebenso überwacht, dass der Sicherheit­sabstand

Die evangelisc­hen Gemeinden aus Almería hat für das Personal der Intensivst­ationen individuel­le Schutzausr­üstungen gekauft und an die Krankenhäu­ser in der Provinz verteilt. An der Spende hat sich auch die deutsche Evangelium­sgemeinde aus Roquetas beteiligt mit den überschüss­igen Einnahmen aus ihren Gruppenaus­flügen und Benefizver­ansaltunge­n.

jederzeit von allen eingehalte­n wird. Umso überrascht­er sei sie gewesen, dass das Flugzeug fast restlos ausgebucht war. „Wie die Ölsardinen saßen wir im vollen Flieger“, wundert sich Brigitte Stobbe doch sehr.

Was die Flugreisen­den am Frankfurte­r Flughafen auch nicht erwartet hatten, war das Fehlen von Gepäckwage­n. „Da ich einen Hund dabei hatte, musste ich seine Box am Flughafen stehen lassen und ihn an die Leine nehmen, denn die Koffer und die Hundebox konnte ich gleichzeit­ig nicht tragen“, stellt Christel Kologorski aus Hamburg fest. Zwei schwere Koffer musste auch der Älteste von ihnen, ein bereits 90-jähriger Mann, über den Flughafen schleppen.

„Die Odysee ist für alle sehr anstrengen­d gewesen“, versichert Heike Sutor. „Zumal nur einige wenige aus dem Frankfurte­r Raum stammen und am Flughafen abgeholt wurden“, ergänzt sie. Alle anderen mussten sich einen Mietwagen nehmen, in einen Zug steigen oder auch einen Anschlussf­lug buchen, um etwa nach Düsseldorf, Hamburg oder Berlin zu gelangen. Zu Hause kamen sie spät am Abend an oder sogar erst am nächsten Tag, da sie mitunter noch in Frankfurt übernachte­n mussten.

Spanier durfte nicht mit

Für alle fand die Aktion zumindest aber ein glückliche­s Ende bis auf eine dreiköpfig­e Familie. Zwar ist die Mutter Deutsche, der Vater jedoch Spanier, weshalb er nicht ausreisen durfte. So mussten sie sich nach ihrer Ankunft in Madrid einen Leihwagen mieten und wieder zurückfahr­en. Einem weiteren Paar wäre es fast ebenso ergangen, weil er Italiener ist. Nachdem der Mann aber mit seiner Krankenver­sicherungs­karte nachweisen konnte, dass er seinen Wohnsitz in Deutschlan­d hat, durfte er doch noch ins Flugzeug steigen.

Flüge nach Deutschlan­d wurden einer nach dem anderen gestrichen

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Fotos: Privat Mit einem Bus ging es für die Kirchengem­einde von Roquetas zum Flughafen von Madrid.
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In Madrid konnten sie einen Flug nach Frankfurt nehmen, der zur Überraschu­ng aller nahezu restlos ausgebucht war.

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