Abenteuer Rückreise
Deutsche Evangeliumsgemeinde hilft mehreren Mitgliedern zurück in ihre Heimat
Auf Umwegen: Deutsche Evangeliumsgemeinde bringt Mitglieder in die Heimat
Nach der Ausrufung des Notstands Mitte März saßen etliche deutsche Überwinterer, die nicht schon vorher in die Heimat zurückgeflogen waren, plötzlich in Roquetas fest. Der Betrieb an den Flughäfen wurde auf ein Minimum reduziert, wenn sie nicht sogar ganz geschlossen wurden. Und die meisten Airlines begannen, einen Flug nach dem anderen zu streichen.
Vor allem für die älteren deutschen Langzeiturlauber stellte dies ein ernstes Problem dar. Viele von ihnen hatten ihre Flüge noch ganz traditionell im Reisebüro gebucht. Ein Smartphone besitzt längst nicht jeder und Umbuchungen im Internet gestalten sich für viele als schwierig. Manche von ihnen besitzen nicht einmal eine Kreditkarte und standen in der Situation, oftmals obendrein auch noch ohne Spanischkenntnisse, völlig hilflos da.
Drei Retter in der Not
Wie geschildert, erging es auch zahlreichen Mitgliedern der deutschen Evangeliumsgemeinde aus Roquetas. Nur einsam und verlassen haben sich diese trotz ihrer heiklen Lage nicht fühlen müssen, denn Heike Sutor und ihr Ehemann Hannes nahmen sich aufopferungsvoll ihrer an. Sie standen den Betroffenen bei, indem sie ihnen bei den Online-Umbuchungen halfen und teilweise sogar die Kosten vorschüssig übernahmen.
Nur sollte das Problem so einfach nicht zu lösen sein. Einige hatten bis zu fünfmal einen neuen Flug zugewiesen bekommen, doch wurden diese immer wieder gecancelt. „Zum Teil erfuhren die Betroffenen nur einen Tag vorher, dass ihr Flug doch nicht stattfindet“, bemerkt Heike Sutor. Und andere wiederum konnten sich einen anderen Flug schlicht und einfach nicht leisten, da ihr Anbieter keinen mehr anbot und sie ihr Geld – wenn überhaupt – erst zeitversetzt zurückbekommen werden.
Einen Ausweg fand man dennoch und zwar mit Hilfe des Pastors Antonio González, der für gewöhnlich die Busausflüge der Gemeinde
organisiert. Dieser charterte einen Bus, um 21 Mitglieder der Evangeliumsgemeinde nach Madrid zu bringen. „Zur Wahrung des Mindestabstands mussten wir einen großen Bus mit 68 Sitzplätzen bestellen“, erzählt González.
Damit allein war es aber noch nicht getan. „Da am Tag von Madrid aus nur noch ein einziger Flug nach Deutschland geht und zwar nach Frankfurt, mussten wir für alle Tickets für diesen Flieger bekommen“, kommentiert er. Online hätten sie das nicht hinbekommen, weshalb sich der Pastor hierfür an ein Reisebüro in Almería wandte.
Letzten Endes konnten sie alle 21 Gemeindemitglieder auf diesen einen Flug buchen, der um 16 Uhr abflog. Um ihren Flieger zu erreichen, mussten sie um 6 Uhr morgens in Roquetas mit dem Bus losfahren. „An den Raststätten, an denen wir unterwegs anhielten, war immer Polizei stationiert, um zu kontrollieren, dass sich die Leute nicht zu nahe kommen“, berichtet Brigitte Stobbe aus Emmerich.
Am Flughafen hätte die Polizei ebenso überwacht, dass der Sicherheitsabstand
Die evangelischen Gemeinden aus Almería hat für das Personal der Intensivstationen individuelle Schutzausrüstungen gekauft und an die Krankenhäuser in der Provinz verteilt. An der Spende hat sich auch die deutsche Evangeliumsgemeinde aus Roquetas beteiligt mit den überschüssigen Einnahmen aus ihren Gruppenausflügen und Benefizveransaltungen.
jederzeit von allen eingehalten wird. Umso überraschter sei sie gewesen, dass das Flugzeug fast restlos ausgebucht war. „Wie die Ölsardinen saßen wir im vollen Flieger“, wundert sich Brigitte Stobbe doch sehr.
Was die Flugreisenden am Frankfurter Flughafen auch nicht erwartet hatten, war das Fehlen von Gepäckwagen. „Da ich einen Hund dabei hatte, musste ich seine Box am Flughafen stehen lassen und ihn an die Leine nehmen, denn die Koffer und die Hundebox konnte ich gleichzeitig nicht tragen“, stellt Christel Kologorski aus Hamburg fest. Zwei schwere Koffer musste auch der Älteste von ihnen, ein bereits 90-jähriger Mann, über den Flughafen schleppen.
„Die Odysee ist für alle sehr anstrengend gewesen“, versichert Heike Sutor. „Zumal nur einige wenige aus dem Frankfurter Raum stammen und am Flughafen abgeholt wurden“, ergänzt sie. Alle anderen mussten sich einen Mietwagen nehmen, in einen Zug steigen oder auch einen Anschlussflug buchen, um etwa nach Düsseldorf, Hamburg oder Berlin zu gelangen. Zu Hause kamen sie spät am Abend an oder sogar erst am nächsten Tag, da sie mitunter noch in Frankfurt übernachten mussten.
Spanier durfte nicht mit
Für alle fand die Aktion zumindest aber ein glückliches Ende bis auf eine dreiköpfige Familie. Zwar ist die Mutter Deutsche, der Vater jedoch Spanier, weshalb er nicht ausreisen durfte. So mussten sie sich nach ihrer Ankunft in Madrid einen Leihwagen mieten und wieder zurückfahren. Einem weiteren Paar wäre es fast ebenso ergangen, weil er Italiener ist. Nachdem der Mann aber mit seiner Krankenversicherungskarte nachweisen konnte, dass er seinen Wohnsitz in Deutschland hat, durfte er doch noch ins Flugzeug steigen.
Flüge nach Deutschland wurden einer nach dem anderen gestrichen