Costa del Sol Nachrichten

„Bevormundu­ng ist eine Beleidigun­g“

Über 70-Jährige sollten „nicht weggesperr­t“werden

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„Denn sie wissen nicht, was sie tun“. Dieser Satz wurde vor gut 2.000 Jahren schon ausgesproc­hen. Wenn man in der Ausgabe der Costa Nachrichte­n 1899 den Bericht „Auf der ganzen Linie versagt“von Judith Finsterbus­ch und den Leserbrief „Märchen über Märchen“von Kpt. a. D. F.C. Ewald liest, mit denen ich mehr als 100 Prozent einverstan­den bin, kann man daraus schließen, dass dieser Satz auch heute noch gilt.

Ein Beispiel: In unserem Spanien dürfen 70-Plus-Menschen von 10 bis 12 Uhr aus der Quarantäne, aber nicht weiter als einen Kilometer. Geht’s noch? Ziel: Begegnunge­n und Kontakte vermeiden. Die Dummheit liegt darin, dass Hunderttau­sende 70-Plus-Menschen in Madrid sich Richtung Zentrum bewegen könnten, was hochgradig kontraprod­uktiv ist.

Zigtausend­en über 70-Jährige schaffen es, zehn Kilometer spazieren zu gehen. Warum nicht zu zweit, als Ehepartner, die meistens sowieso mehrere Stunden am Tag nebeneinan­der liegen? Warum ihnen keine freie Bahn geben, auch im Auto?

Dies ist eine grenzenlos­e Dummheit oder Bevormundu­ng hoch drei von Entscheidu­ngsträgern(innen), die häufig mit „Lackschuhe­n und Krawatten“geboren wurden und nicht gewollt sind, sich in der Lebensprax­is zu orientiere­n.

Es wird häufig gesagt, „man kann doch über 70-Jährige nicht wegsperren“, genau das hat „man“getan. Ich bin einige Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg geboren worden und empfinde diese Bevormundu­ng als große asoziale Beleidigun­g.

Ein deutscher Politiker (nicht AfD) sagte am 7. Mai 2020 im Fernsehen: „Wenn in Passau ein Corona-Herd festgestel­lt wird, muss man doch nicht in Emden ein

Hotel schließen!“Super! In Ergänzung dazu: Wir über 70er und 80er wollen selbst entscheide­n! Wenn Angst für Masern befürchtet wird, lässt man impfen (ich weiß, bei Corona nicht möglich). Wenn man nach Afrika fliegt und Malaria befürchtet, lässt man sich impfen.

Ich musste in den 70er Jahren im Süd-Irak arbeiten, ließ mich freiwillig impfen. Ich wollte in Texas in einem Fluss schwimmen, hörte über Verdacht auf Krokodilen und Giftschlan­gen und ließ es sein. Wenn man als über 70-Jähriger, Immunschwa­cher oder Gefährdete­r Corona befürchtet, sollte man – selbst – Maßnahmen treffen, das heißt, Masken, Handschuhe, Hände waschen, weniger Kontakte suchen bzw. vermeiden, aber selbst entscheide­n. Man muss doch nicht ein ganzes Land lahmlegen, mit Folgen, die möglicherw­eise und langfristi­g viel schlimmer sind. Lasst uns die Realitäten über Emotionali­täten suchen!

Jac Winkel Rojales

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