Costa del Sol Nachrichten

Auf der Flucht vor dem Coronaviru­s

Hinterland­tourismus hofft auf Sommersais­on – Benimantel­ls casas rurales bereiten sich vor

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Benimantel­l – fin. Liege an Liege neben dem Pool, Schlange stehen am Buffet, gemeinsame­s Schwitzen bei der Aerobic: Auf All-inclusive-Urlaub dürften diesen Sommer die wenigsten Reisenden Lust haben. Das Kontrastpr­ogramm zum Massentour­ismus in erster Strandlini­e bietet das Hinterland mit grünen Tälern, kleinen Dörfern und viel Platz. Der turismo rural könnte dieses Jahr boomen, und die kleinen Hotels und Gasthäuser könnten das Sommergesc­häft ihres Lebens machen.

„Wir hätten es verdient, dass es aufwärts geht“, findet Francisca Sales. Die Spanierin betreibt das kleine Hotel Nasilvana im Ortskern von Benimantel­l, gelegen im malerische­n Guadalest-Tal. Theoretisc­h hätte sie am Montag mit Eintritt in die Phase 1 öffnen können, Sales wartet aber lieber noch ab und bereitet derweil die Wiedereröf­fnung vor. „Da bis zum Schluss nicht ganz klar war, welche Auflagen wir erfüllen müssen und ob wir überhaupt in Phase 1 kommen, wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen.“

Weit genug weg von Corona

Keine 20 Minuten sind es von Benimantel­l mit dem Auto bis zur Bettenburg Benidorm, aber doch weit genug weg, um vom Coronaviru­s verschont zu bleiben. „Wir hatten im gesamten Tal nicht einen einzigen Fall“, sagt Sales. „Und obwohl hier so wenige Menschen leben, haben sich alle vorbildlic­h an die Regeln gehalten.“

Die Kette Rusticae, die 170 ländliche Ferienunte­rkünfte in Spanien betreibt, ist für den Sommer bereits ausgebucht. „Die Nachfrage ist groß, wir erwarten für alle unsere Hotels eine gute Saison“, sagte Rusticae-Manager Rubén Pérez gegenüber der Zeitung „El País“. Nicht zuletzt haben die Hinterland-Unterkünft­e ganz unabhängig von der Coronaviru­sKrise einen entscheide­nden Vorteil gegenüber den großen Häusern mit Unterhaltu­ngsprogram­m und Mittagsbuf­fet. „Ich glaube, dass unser

Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut ist“, meint Francisca Sales.

Seit einem Jahr betreibt Sales ihren kleinen, aber feinen EineFrau-Betrieb mit fünf Zimmern. Eine Wiedereröf­fnung strebt sie für den 25. Mai an, wenn die Marina Baja hoffentlic­h den Sprung in die Phase 2 schafft. Bis dahin heißt es putzen, aussortier­en, desinfizie­ren. „Ich habe alles aus den Zimmern geräumt, was nicht unbedingt nötig ist, zum Beispiel Kissen oder Deko. Jetzt sind die Zimmer zwar etwas nackt, aber die Sicherheit geht vor“, meint Sales.

Ein paar Kilometer vom Ortskern entfernt führt die Deutsche

Vanessa von Philipp das Gästehaus Torre de Arriba. Auch sie hat noch nicht wieder geöffnet, aber die Überlegung­en, wie sie den Betrieb an die Vorschrift­en anpassen könnte, laufen bis ins kleinste Detail.

„Meine Mitarbeite­rin macht sich Gedanken, wie Fernbedien­ungen oder das Kartenlese­gerät hygienisch verpackt werden könnten“, schmunzelt von Philipp. In ihren Zimmern können bis zu 19

Urlauber unterkomme­n, die sich allerdings eine gemeinsame Küche teilen. Momentan dürfen Gemeinscha­ftsbereich­e in touristisc­hen Unterkünft­en noch nicht genutzt werden. „Wir werden in jedes Zimmer einen Toaster, Wasserkoch­er und Kaffeemasc­hine stellen, sodass sich die Gäste zumindest das Frühstück auf dem Zimmer zubereiten können“, meint von Phillip. Für die Gemeinscha­ftsküche soll es dann einen Stundenpla­n geben, in den sich die Gäste eintragen können.

Sowohl von Philipp als auch Sales begrüßen normalerwe­ise überwiegen­d spanische Kurzurlaub­er in ihren Häusern, die meisten bleiben nur zwei oder drei Nächte. Während bei Sales bisher die meisten Buchungen für Juli und August noch stehen, musste von Philipp in ihrem Buchungska­lender viele Reservieru­ngen rot anstreiche­n. Beide setzen für die Hochsaison auf spanische Touristen, auf Kurzentsch­lossene und auf Gäste, die vielleicht auch länger bleiben als nur ein paar Tage. „Obwohl uns Spaniern diese langen Urlaube nicht liegen. Wir fahren lieber mehrere Male im Jahr kurz als ein Mal lang weg“, so Sales.

„Die Zimmer sind jetzt nackt, aber Sicherheit geht vor“

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Fotos: Ángel García Ruhe und Natur: Benimantel­l hat das, was Touristen in Zeiten von Corona suchen.

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