Mit Desinfektion und Maske
Alteas Geschäfte dürfen wieder öffnen – Inhaber zwischen Freude und Existenzängsten
Altea – ste. Wartende Schlangen vor den einen Geschäften, gähnende Leere in den anderen. So beginnt die Phase 1 in Altea für die Modegeschäfte. Überall hängen Schilder mit Versprechungen von bis zu 50 Prozent Rabatt und Hinweise darauf, wie viele Menschen sich maximal in den kleinen Tiendas aufhalten dürfen.
„Mir bleibt nichts anderes übrig als neue Modelle, die kurz vor dem Notstand ankamen, nun für etwas mehr als die Hälfte des ursprünglichen Preises abzugeben“, erzählt Esther Parra, die die kleine Boutique „Arco“neben dem Rathaus von Altea betreibt. „Das waren nämlich größtenteils Frühlingsklamotten.“Doch die ungeplanten Rebajas sind nicht die einzige Sorge der Ladeninhaberin. „Zwei ganze Monate lang konnte ich nichts verkaufen. Die Hilfen für Selbstständige reichen gerade so für mein Essen“, berichtet sie, „Ladenmiete und Rechnungen für Lieferungen,
die ich vor dem Notstand erhalten habe, können davon aber nicht bezahlt werden“. Hinzu kommen Kosten, die Parra jetzt mit Eintritt der Marina Baja in die Phase 1 des Coronavirus-Deeskalationsplans erwarten.
Teure Hygiene
So ist zum Beispiel die Desinfektion der Kleidung ein großer Kostenpunkt. „Ich muss mich beeilen. Seit gestern sind wir geöffnet und ich habe noch nicht alle Teile gereinigt“, sagt María del Mar gehetzt. Die Verkäuferin des Ladens „Mari Mari“hat einen ganzen Stapel vor sich liegen, den sie mit Desinfektionsspray behandeln und danach heiß bügeln muss, alles gegen die Erreger. „Sobald eine Kundin etwas probiert, muss ich es aussortieren und den Vorgang wiederholen. Das sorgt natürlich für Zeitdruck, weil wir ständig alle Kleidungsstücke zur Anprobe und zum Verkauf bereithalten möchten.“
Nicht nur im Innenraum müssen die Hygienevorschriften beachtet werden, sondern auch draußen. „Ich sorge dafür, dass nur zehn Menschen auf einmal ein Geschäft betreten“, sagt Mati Pérez, der den Eingang zum Sportgeschäft Twinner bewacht. Der Laden
gehört zu den am besten besuchten, nebenbei macht Pérez Kunden darauf aufmerksam, die Abstandsmarkierungen einzuhalten und grüßt einen Ortspolizisten. „Nachts desinfiziere ich den Laden noch einmal komplett und bei Tag entfernen wir Kleidungsstücke sofort, sobald Kunden sie probierten“, berichtet er.
Der Schuhladen „Guillermo“steht vor derselben Herausforderung. „Das ganze Lager ist voller
Schuhen, die eingesprüht werden müssen. Jetzt muss ich auch noch alle behandeln, die online verkauft wurden und jetzt abgeholt oder zur Post gebracht werden“, beschreibt María Trujillo die Arbeit. Der Online-Handel habe geholfen, zumindest ein wenig Geld trotz Ladenschließungen zu verdienen. „Die Richtlinien sind aber sehr streng.“
„Ich halte sehr gerne alle Sicherheitsvorschriften ein, die dabei helfen, das Coronavirus einzudämmen“, versichert Esther Parra. Auch wenn diese Maßnahmen sehr kostenintensiv sind, lohne sich die Öffnung. „Ich hoffe nur, dass Einkaufszentren, Zara, Mango und Co. genauso streng überprüft werden wie wir“, sorgt sie sich. In der Vergangenheit seien die großen Firmen häufig nachsichtiger behandelt worden als der Einzelhandel. „Jetzt haben wir den Vorteil, dass wir eine Phase vor den Centros Comerciales öffnen können, das müssen wir nutzen“, findet sie.
Nach jedem Tragen muss die Kleidung desinfiziert und heiß gebügelt werden