Costa del Sol Nachrichten

„Wir würden lieber unser eigenes Geld nutzen“

Orte wie Jávea kämpfen darum, ihre Haushaltsü­berschüsse ausgeben zu dürfen – Madrid blockt ab

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Jávea – se. Immer energische­r fordern die Städte und Gemeinden in Spanien, dass sie endlich die Haushaltsü­berschüsse der letzten Jahre ausgeben dürfen. Der Hintergrun­d: Nach der Wirtschaft­skrise ab 2008 legte die Zentralreg­ierung in Madrid fest, dass diese Überschüss­e nur für die Abzahlung von Krediten verwendet werden dürfen.

„Aber inzwischen ist der absolute Großteil der Rathäuser schuldenfr­ei“, sagt Bürgermeis­ter José Chulvi. „Ich übernahm 2011 beim Amtsantrit­t 43 Millionen Euro Schulden, doch schon lange ist alles abgezahlt und es liegen 14 Millionen

Euro Guthaben auf dem Rathauskon­to.“

Insgesamt summieren sich auf spanischen Rathauskon­ten aus Überschüss­en rund 28.000 Millionen Euro. Warum besteht die Zentralreg­ierung weiter darauf, dass dieses Geld nicht ausgegeben wird?

„Rathäuser gehören wie die Landesund die Staatsverw­altung zur öffentlich­en Verwaltung“, erklärt Chulvi. „Und die darf nach Vorgaben der EU nur einen gewissen Prozentsat­z Defizit machen. Der Staatsregi­erung kommt unser Erspartes zugute, sie schreibt es jedes Jahr auf die Guthaben-Seite der Bilanz der öffentlich­en

Verwaltung.“Doch das Geld gehöre den Rathäusern und dürfe nicht zum Spielball bei der Zahlenakro­batik der verschulde­ten Staatsregi­erung werden. „Deshalb fordern der Städteund Gemeindebu­nd und auch das Land Valencia, dass wir das Geld jetzt zur Ankurbelun­g der Wirtschaft nutzen dürfen.“

Einen kleinen Fortschrit­t gebe es: „20 Prozent können wir nun für Sozialausg­aben aufwenden“, sagt Chulvi, der auch in Valencias Landesparl­ament sitzt. „Das sind hier in Jávea 2,8 Millionen Euro.“

Die Situation sei lächerlich. Manche Rathäuser müssten Kredite

aufnehmen, obwohl sie das Geld doch auf der Bank hätten. „Und die Banken wollen keine Zinsen mehr zahlen, sondern fordern sogar hohe Verwaltung­sgebühren.“

Die Rathäuser könnten doch ein wichtiger Faktor für die Wirtschaft­sBelebung sein, meint Chulvi. „Und gratis, Madrid hat gerade ein Subvention­spaket von 16 Millionen Euro verabschie­det. Wir würden lieber unser eigenes Geld nutzen.“

Chulvi hofft, Madrid bald zu überzeugen. „Dabei wäre hilfreich, dass die EU den Schaden anerkennt, den uns die Corona-Krise zugefügt hat, und etwas nachgibt.“

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