Ohne Zukunft
Corona-Krise trifft in Spanien junge Leute wieder besonders hart
Generation in Schwierigkeiten: Die Coronavirus-Krise trifft vor allem Spaniens Jugend hart
Madrid – tl. Die gesellschaftlichen Verlierer der Corona-Krise stehen bereits fest: Millionen von jungen Leuten. So entfällt die Hälfte der Personen, die schon jetzt ihren Arbeitsplatz verloren haben, auf Frauen und Männer unter 35 Jahren. Die Altersklasse der 32- bis 41-Jährigen, die gut 14 Prozent der aktiven Bevölkerung stellen, kennt im Arbeitsleben kaum etwas anderes als Krise. Erst die Finanz- und Immobilienkrise ab 2008, jetzt Corona – der zweite Rückschlag innerhalb kurzer Zeit.
Die Zeitung „El País“formulierte kurz und bündig die Zukunftsaussichten für Spaniens Jugend: mehr Arbeitslosigkeit, noch schlechtere Gehälter. Allein im April stieg die Arbeitslosigkeit unter den 25- bis 29-Jährigen um 13,1 Prozent. Im ersten Quartal stieg die Arbeitslosenquote von Personen unter 25 Jahren auf 33 Prozent.
Gerade die jungen Leute, die in den Krisenjahren zwischen 2008 und 2013 ins Arbeitsleben eingestiegen sind, trifft die Krise im denkbar schlechtesten Moment. Gerade haben sie sich berufsmäßig einigermaßen etabliert, da kommt Corona. „Die Auswirkungen werden für die Jugend tiefgreifend sein, weil sie bereits in einer sehr anfälligen Situation – vor allem geprägt von befristeten Jobs – eingestiegen sind“, sagt María Ángeles Davia Rodríguez, Professorin an der Uni Castilla-La Mancha.
Schon die Finanzkrise hat zu Einkommensverlusten geführt. Laut CaixaBank Research ging das Durchschnittsgehalt der 20- bis 24-Jährigen von 2008 bis 2016 um 15 Prozent zurück, das der 25- bis 29-Jährigen um neun Prozent. „Die Jugend hat noch nicht einmal die Rechnung der vorangegangenen Krise beglichen“, stellt María Ángeles Davia Rodríguez fest. Jetzt komme es mit der CoronaKrise erneut zu einem Niedergang.
Ein Blick auf die aktuelle Entwicklung zeigt, was dem Arbeitsmarkt
noch bevorsteht. März und April – zwei Monate, in denen die Beschäftigung in normalen Zeiten an Schwung gewinnt – haben eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt. Mit Beginn des Ausnahmezustands stieg die Arbeitslosigkeit um fast 600.000 Personen. Damit sind in Spanien 3,89 Millionen Menschen ohne Job. Die Sozialversicherung
hat nahezu eine Million Beitragszahler verloren, wie das Arbeitsministerium in der vergangenen Woche bekanntgab.
Ohne die Kurzarbeit sähe die Bilanz düsterer aus. Das ERTEVerfahren sowie die Hilfen für Selbstständige umfasst inzwischen 4,5 Millionen Menschen. Gleichwohl ist der Verlust von Beitragszahlern in der Sozialversicherung der größte seit damit begonnen wurde, darüber Statistik zu führen.
Eine weiterführende Rechnung machte die Wirtschaftszeitung „CincoDías“. Von 47,1 Millionen Einwohnern beziehen 20 Millionen Frauen und Männer ihr Einkommen vom Staat. Die monatlichen Kosten: 30 Milliarden Euro.
An zweiter Stelle stehen die 5,2 Millionen Personen, die irgendeine Form von Arbeitslosenhilfe erhalten. Der staatliche Aufwand für diese Leistungen insgesamt beläuft sich auf 4,5 Milliarden Euro im Monat. Hinzu kommen Kosten für den Staat in Höhe von rund zwei Milliarden Euro für die Stundung von Steuern und Sozialbeiträgen.
Die drittgrößte Gruppe, die vom Staat bezahlt wird, sind die Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst. Der Personenkreis umfasst 3,2 Millionen Menschen. Die monatlichen Kosten betragen rund zehn Milliarden Euro im Monat. Noch nicht einberechnet ist die Zahl der Empfänger des neuen Grundeinkommens.
Ohne die Kurzarbeit sähe die Bilanz in Spanien noch düsterer aus