Rückkehr des Rads
Fahrrad erlebt bei ersten Lockerungen der Ausgangssperre Renaissance
Es lebe der Drahtesel: Fahrrad erlebt bei ersten Lockerungen der Ausgehsperre Renaissance
Murcia – sw. Auf den neuen Wegen der Zeit nach Covid-19 könnten alte Transportmittel ihre Renaissance erleben. Oder tun es schon. Vor allem das Fahrrad. Einen Siegeszug erlebte es bei den ersten Lockerungen der Ausgangssperre für sportliche Bürger. Triumphierend radelte in Alicante eine Schar von der Albufereta am Berg vorbei zum Hafen. „Heute sind wir mehr als Autos“, jubelte das Kollektiv „Alacant en Bici“.
Wie eine lästige Fliege fühlt sich die Radlerorganisation in der Provinzhauptstadt. Immer wieder vertröstet mit halbherzig mitten auf Straßen gezeichneten Radwegen. Immer wieder von den Straßen gehupt durch ungeduldige Autofahrer. Soweit die alte Normalität. In der neuen könnte es in der Stadt ganz anders ausschauen.
Vorreiter Almería und Sevilla
Denn die urbane Mobilität habe mindestens genauso zur Pandemie beigetragen wie die Sozialisierung im Alltag, erklärt etwa Soziologe und Epidemiologe Daniel La Parra von der Uni Alicante. Das Fahrrad habe dabei massive Vorteile, so „Alacant en Bici“: Schnell, wendig, raumsparend, erlaube es soziale Distanz, ohne zum Kollaps zu führen. Es sei gut kompatibel mit intermodalen Punkten – und: Es halte die Bürger fit. Die Einsicht erreichte auch die hohe Politik.
Die Ministerin für Klimawandel, Teresa Ribera, bat spanische Gemeinden und Provinzen nun im Brief, den Radverkehr zu fördern. In einigen Orten geschieht das seit Jahren. Almería etwa gilt als eines der besten Ziele für City-Biker in Spanien. Auch in Sevilla erfreuten sich radelnde Bürger bei der ersehnten Rückkehr zum Sport über gute, vorhandene Infrastrukturen.
Seit einem Jahrzehnt treibt Sevilla die neue Mobilität bereits voran. Auf 15 Prozent stieg der Anteil des Fahrrads am Transport, der des Atuos fiel um 20 Prozent. Schwerer tut sich die Küste. In Roquetas führen sich Radfahrer sehr benachteiligt. Angesichts der Covid-19-Lage kündigte die Stadt die Erweiterung des Radnetzes an, um es in 24 Stunden zu widerrufen.
An der Costa Blanca kann man Elche als Vorreiter im grünen Transport bezeichnen. Kein Wunder: 2030 will es Grüne Hauptstadt Europas werden. Doch das bisherige Angebot reiche nicht, mahnte in diesen Tagen Margalló Ecologistes en Acció. Breitere Wege müssten für Radler und Fußgänger her, forderte die Umweltvereinigung mit entsprechenden Fotomontagen.
Fünf Schritte zur Fahrradstadt
Wie weit Elche von einer Fahrradstadt ist, zeigte am Sonntag der Unfall eines Neunjährigen, der mit dem Mofa eines Lieferdienstes zusammenstieß und verletzt ins Krankenhaus kam. Einen Mentalitätswechsel fordern daher Radler – auch in Murcia. In einem 30-fach signierten Manifest warben sie nun für „das Fahrrad als Garantie für Bürgergesundheit“und forderten von der Stadt fünf Maßnahmen:
1. Öffentlicher Fahrradverleih mit Angeboten für Berufstätige.
2. Vergrößerung der Rad- und Gehwege. Statt Motoren, Raum für Menschen, vor allem Kinder.
3. Neue Verbindungen, vor allem Industriebezirke oder Krankenhaus mit Stadt anbinden.
4. Rad als Mittel für Schulweg fördern, Autofahrer „unterrichten“.
5. Radwegnetz: Einheitlich, direkt, sicher, zugänglich, bequem. Staus und Smog nicht mehr als etwas „Natürliches“sehen.