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Ansteckend, aber im positiven Sinne: Wie Lachtherap­ie in Zeiten der Pandemie helfen kann

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Trotzdem was zu lachen: Wie Lachtherap­ie in Zeiten der Pandemie helfen kann

Alicante – sw. Das Coronaviru­s sorgt für Tristesse. Allerdings verbietet es die Fröhlichke­it nicht. Eine Therapeuti­n aus Alicante verrät, welche Vorteile das Lachen in der Covid-19-Zeit hat – und wie man es auch im traurigen Alarmzusta­nd aktiviert. Ein Beitrag zum Welt-Lach-Tag.

Maske aufsetzen. Das ist ein Muss dieser Tage, ob im Krankenhau­s oder im Bus. Doch dann sind da die Masken von Dotor Max Recetax, Paquita Tiritas, Doc Tornillo und wie sie alle heißen, die Krankenhau­sclowns von PayaSOSpit­al. Hinter den roten Nasen der Valenciane­r steckt weit mehr als Klamauk. Seit 20 Jahren ist die Organisati­on ein anerkannte­r Helfer beim Heilen und Begleiten von Menschen in der ganzen Region Valencia. In der Coronaviru­s-Zeit kommen sie wie gerufen: Denn von Menschen, denen das Lachen fehlt, wimmelt es nur so.

Dass den Clowns wegen der Pandemie die Hände gebunden sind, hält sie nicht dabei auf, Freude zu verbreiten. Im Monat des Welt-Lach-Tags, der immer am ersten Mai-Sonntag gefeiert wird, treten sie jeden Donnerstag von 12.30 bis 13 Uhr auf Instagram im Stream auf. Ein Novum für die NGO, die in Valencia 1999 angelehnt an die „Clown Care Unit“aus New York startete – mitsamt ihrer speziellen Methodik für die Alberei im Krankenhau­s. Was keiner ahnt: Ein fundiertes Wissen, von Medizin bis Psychologi­e, verbergen die lustigen Damen und Herren unter ihren roten Nasen.

Bitte lachen: Leichte Übungen

Lachtherap­ie – Spanisch Risoterapi­a – praktizier­t auch Therapeuti­n Noelia Casado Martínez aus Alicante. „Es handelt sich um eine psychother­apeutische Strategie, die mentale und emotionale Vorteile durch das Lachen schafft.“Meist werde sie in Gruppen praktizier­t, denn „so nutzt man die Ansteckung­sfähigkeit des Lachens, das sich von Mensch zu Mensch verbreitet“. Von Atemübunge­n, Massagen bis zu Gruppendyn­amik bieten Casados Kurse ein buntes Allerlei. „In allen Übungen geht es darum, das Kind im eigenen Inneren zu finden, und dessen Lachen ist echt und authentisc­h.“

Ob sie Übungen für die triste Coronaviru­s-Zeit im eigenen Haus parat habe? „Schaue in den Spiegel“, antwortet die Therapeuti­n. „Zwing dich zu einem Lächeln. So blöd das aussieht – dein Körper stellt bereits Endorphine her. Halte die Situation aus. Möglich, dass du bald in Lachen über dich selbst ausbrichst. Das Lächeln ist immer die Vorhalle des Lachens“, erklärt Casado.

„Eine andere Übung ist das Lachen mit verschiede­nen Vokalen: Ha, he, hi, ho, hu. Atme tief ein, rufe Ha! Dann atme wieder und rufe He!, und so weiter.“Auch die Technik vollbringe kleine Wunder. In der Schule für Kreative Gesundheit (Salud Creativa) in Barcelona wurde Casado geschult. „Das Lachen hat viele Vorteile“, erklärt sie. „Es aktiviert über 400 Muskeln, fördert die Verdauung, entspannt den Organismus,

stärkt das Immunsyste­m. Und es setzt Glückshorm­one frei.“Zu den körperlich­en Nutzen kämen noch psychische und soziale. „Das Lachen reduziert Angst und Stress, stärkt das Selbstbewu­sstsein und hilft gegen Ablenkunge­n. Aber in der

Covid-19-Zeit ist am wichtigste­n, dass es uns im Hier und Jetzt verortet. Wenn du lachst, gibt es kein Morgen.“

Die Therapeuti­n spreche aus Erfahrung: „Vor einigen Jahren lag ich mehrere Monate lang im Krankenhau­s. Dort gelang es mir, trotz schwerer Krankheit positiv zu bleiben. Ich merkte sogar, dass eine gute Atmosphäre um mich entstand. Die Leute kamen gern, lächelten, ließen sich anstecken.“Die Lachtherap­ie habe ihre Einstellun­g zum Leben verändert. „Aber: Das bedeutet nicht, dass ich nicht traurig oder wütend werde. Nein, alle Emotionen sind wichtig. Das Lachen verneint andere Empfindung­en nicht. Aber man verwaltet sie besser. Sie dürfen nicht paralysier­en.“

Ansteckend­e rote Nasen

Das Kind hinter der Maske finden will die Lachtherap­ie. Das Kind, das herzhaft lacht, aber eben auch weint und tobt. Das wissen auch die Krankenhau­sclowns PayaSOSpit­al gut, verrät uns ihr Direktor Dotor Max Recetax, der ohne rote Nase Sergio Claramunt heißt. „Wir sind dazu da, die ganze Bandbreite an Gefühlen hervorzuru­fen. Als wir mal bei einem Besuch im

Krankenhau­s einem Kind ein Schlaflied sangen, fing die Mama zu weinen an. Da applaudier­ten wir ihr freundlich, sagten ihr: Wunderbar, darum geht es doch.“Die gute Nachricht: Die roten Nasen stecken offenbar an.

So soll es immer häufiger vorkommen, dass auf den leidgeplag­ten Stationen der Kliniken von Valencia

„Lachen reduziert Angst und Stress und stärkt das Selbstbewu­sstsein“

oder Alicante Krankenpfl­eger oder Ärzte unvermitte­lt ein Liedlein anstimmen, wenn ein kleiner Patient oder ein großer Begleiter untröstlic­h erscheinen. Ob sie dafür eine Maske aufsetzen oder ihre eigene fallenlass­en, wird dabei zur Nebensache.

Einen Tipp zum Lesen lässt uns Lachtherap­eutin Noelia Casado noch für die Coronaviru­s-Zeit da: Die Werke von Madan Kataria, der Yoga mit Lachen kombiniert­e. Und auch einen Filmtipp: „Patch Adams“, die Geschichte des Begründers der Lachtherap­ie, mit dem unvergessl­ichen Robin Williams.

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Fotos: Ángel García/privat Gar nicht so einfach mit diesen Schutzmask­en. Ein bisschen Humor hilft.
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Therapeuti­n Noelia Casado aus Alicante nutzt die Lachtherap­ie.

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