Fäkalien lesen: Forscher aus Valencia untersuchen Abwasser auf Viren
Forscher in Valencia spüren Coronavirus im Abwasser nach – Vielversprechendes Pilotprojekt
Valencia/Madrid – mar. Jetzt interessiert sich das Wissenschaftsministerium auch noch für unser Abwasser. Konkret für das, was wir durch die Toilette spülen. Aber die Forscher tun das für einen guten Zweck: „Dieses Instrument wird uns erlauben, recht früh die Anwesenheit des Coronavirus zu erkennen“, sagte Valencias Ministerpräsident Ximo Puig.
Dabei ist der Ansatz nicht neu. Seit drei Jahren nehmen valencianische Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit den Überwachern der Wasserqualität in Valencia, Global Omnium, Proben aus der Unterwelt Valencias, um genetische VirenFragmente verschiedenster Art aufzuspüren und zu analysieren.
Die Daten aus dem Untergrund lassen eine Schätzung über die Virenkonzentration zu und so auch
Rückschlüsse darauf, welcher Anteil der Bevölkerung welche Viren in sich trägt. Die Forscher und Global Omnium verfügen mittlerweile über eine solche Präzision, dass sie Veränderungen nicht nur auf Stadtviertel, sondern auch auf Wohnblöcke herunterbrechen können. Das macht Hoffnung, im Zuge der Deeskalation des Notstandes aber auch nach überstandener Coronavirus-Krise schnell zu erfahren, falls Krankenhäuser, Altersheime, aber auch Hotels zu Infektionsherden werden könnten.
Das geplante Vorgehen sieht dann so aus, dass man durch massive Tests in der alarmierten Gegend die Covid-19-Infizierten findet und isoliert. Vor allem aber hofft man, durch die frühe Erkennung schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle künftig stark verringern zu können. Zumal man noch eine Weile auf einen Impfstoff warten müssen wird, auch wenn Legionen von Forschern weltweit danach suchen.
Laut Regionalpräsident Puig werden die Studien nun direkt vom CSIC, dem staatlichen biomedizinischen Institut, überwacht, man beginne mit der „sofortigen Monitorisierung auf täglicher Basis“in 22 ausgewählten Stadtteilen Valencias mit einem Einzugsgebiet von 1,2 Millionen Menschen. Stichprobenartig will man auch in Castellón und Alicante sowie in touristisch wichtigen Zonen wie
Benidorm, Torrevieja, Calp oder Dénia tätig werden.
In Vorstudien in Murcia und Valencia hat man bereits einen bemerkenswerten Erfolg erzielt. Dort wurden Gensequenzen im Abwasser gehäuft gemessen, 16 Tage bevor in der Gegend der erste Infizierte per PCR-Test bestätigt wurde. Auch in Valencia erreichte die RNA-Konzentration im Abwasser ihren Höhepunkt zwei Wochen vor dem registrierten Infektionshöhepunkt.
„Die Methode scheint eine belastbare Alternative zu sein, um Entscheidungen hinsichtlich der Phasen bei der Rückerlangung der gesellschaftlichen Aktivitäten zu treffen“, urteilt Wissenschaftsminister Pedro Duque und ergänzt, dass man bei Erfolg des valencianischen Pilotprojektes ein „Netz landesweiter Beobachtung“schaffen wolle.
Über Abwasser sollen Infektionsherde frühzeitig erkannt werden