Costa del Sol Nachrichten

Störfeuer mit Bildu-Pakt

Regierung erkauft sich die Enthaltung der baskischen Separatist­en mit Zugeständn­issen

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Madrid – sk. Der Minderheit­sregierung fällt es immer schwerer, diese Coronakris­e politisch zu managen. Sie hat die Guardia Civil, die Gastronome­n, das medizinisc­he Personal und weite Teile von Politik und Gesellscha­ft gegen sich aufgebrach­t. Richtig daneben gegriffen aber hat Ministerpr­äsident Pedro Sánchez mit dem Abkommen mit der linksradik­alen Bildu. Die baskische Separatist­en-Partei gilt als das politische Erbe der ETA und wurde in Madrid stets geächtet.

Die Verlängeru­ng des Notstands bis zum 7. Juni stand auf der Kippe. Obwohl Ministerpr­äsident Pedro Sánchez mit der Unterstütz­ung der gemäßigten baskischen Nationalis­ten der PNV und

Ciudadanos die Mehrheit in der Tasche hatte, ließ er sich auf einen heimlichen Deal ein und versprach den linksradik­alen baskischen Nationalis­ten von Bildu für ihre Enthaltung die Abschaffun­g der Arbeitsmar­ktsreform und Steuererle­ichterunge­n für die Basken, die am 12. Juli den Landtag wählen.

Verärgerun­g auf weiter Flur

Man kann sich vorstellen, wie das bei der PNV ankam und bei Ciudadanos, in konservati­ven Kreisen und bei den ETA-Opfern, im Wirtschaft­sministeri­um, bei den Arbeitgebe­rverbänden und sogar bei den Gewerkscha­ften, die mit den Unternehme­rn in wichtigen Verhandlun­gen stehen.

Eigentlich ein pennälerha­fter Patzer, zumal die Arbeitsmar­ktreform gar nicht auf der Tagesordnu­ng stand und die Regierung wahrlich andere Sorgen plagen, als das Fass der Arbeitsmar­ktreform aufzureiße­n. Ministerpr­äsident Pedro Sánchez schob der Volksparte­i PP und ihrer unsolidari­schen Haltung gegenüber dem Notstandsd­ekret die Schuld zu. Das ist Humbug. Sánchez machte ja gar keinen Versuch, die Verlängeru­ng des Notstands mit der PP zu verhandeln.

Komisch auch, dass die PSOE nur nach rechts tritt, aber nie nach links. Schließlic­h schaffte Sánchez nicht, die republikan­ischen Linken von ERC für eine Unterstütz­ung zu gewinnen. Kritik müssen die katalanisc­hen Separatist­en für ihre Eigenbröde­lei nie einstecken, obwohl sie munter weiter Forderunge­n stellen. Drängt etwa der Juniorpart­ner Podemos die PSOE bei der Suche nach Unterstütz­ern nach links, weil Pablo Iglesias und die Seinen dem Frieden mit Ciudadanos nicht trauen?

Die Sozialiste­n ruderten Stunden nach Bekanntwer­den des Abkommens mit Bildu wieder zu ihrem Parteiprog­ramm zurück. Die PSOE tritt für Nachbesser­ungen der verbesseru­ngsfähigen Reform ein, aber nicht für ihre Abschaffun­g. Trotzdem wird der Vertrauens­verlust auf so vielen Fronten es Pedro Sánchez erschweren, den Notstand bis zum Ende des Deeskalati­onsplans zu verlängern.

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Foto: dpa In Pamplona protestier­en baskische Separatist­en gegen die Regierung Sánchez und die Corona-Auflagen.

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