Costa del Sol Nachrichten

Mit Sprühflasc­he und Elan

In Marbella bereiten sich Strandlieg­envermiete­r und Chiringuit­os auf die Rückkehr der Gäste vor

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Marbella – lk. Mit Papierbahn­en zugeklebte Fensterfro­nten, übereinand­ergestapel­te Tische und Hinweissch­ilder mit Piktogramm­en an den Türen – in Marbellas Sporthafen sind die Bars und Restaurant­s am vergangene­n Dienstagmo­rgen noch nicht aus dem eher unromantis­chen Dornrösche­nschlaf erwacht. Nur aus dem Lokal Punto Faro dringt leise Flamencomu­sik. Davor halten Aufkleber auf dem Boden dazu an, den Abstand einzuhalte­n. Ein großer Kreis, in dem vier Füße Platz finden, signalisie­rt, dass der Gast hier warten möchte, bis der Kellner ihm den Platz zuweist.

Tief hängt Miguel Aquinos Schirmmütz­e in seinem blassen Gesicht. Während er die Sonnenlieg­en abspritzt, erzählt er, dass sie in diesem Jahr vier Meter voneinande­r entfernt stehen und er statt 75 nur 36 aufgestell­t hat. „Gestern waren gerade mal fünf Personen da“, sagt er mit dünner Stimme. „Bis Ende Juni wird das wohl auch so bleiben, denn die Andalusier zählen nicht zu unseren Hauptkunde­n. Vor allem sind es die Madrilenen, die hier ihre Ferienwohn­ungen haben, die die Strandlieg­en mieten.“

Ein paar 100 Meter weiter vermietet Diego Pito Strandlieg­en für den Chiringuit­o Los Tres Pepes. Auch er darf statt der üblichen 50 nur 25 für eine Dauer von jeweils vier Stunden vermieten. „Sobald ein Kunde kommt, desinfizie­re ich die Liege komplett“, sagt er, während er die Schlaufen des Mundschutz­es hinter seine Ohren klemmt. „Das Wichtigste ist unsere Gesundheit und deshalb halten wir die Standards auch ein. Es ist halt eine Umstellung. Am Strand servieren wir die Getränke nur in Plastikbec­hern und die Speisekart­en sind aus Papier.“

Kontrolle mit Drohnen

Im Strandloka­l Los Tres Pepes ist Geschäftsf­ührer Manolo Castro dabei, Tische und Stühle aufzustell­en. Noch im vergangene­n Sommer bot die Terrasse Platz für 240 Personen, nun darf Castro lediglich 110 Gäste bewirten. „Wir haben neue Tische gekauft, die sich besser reinigen lassen“, sagt Castro.

Caty Lavazza vom Café Sotto Zero hat bis jetzt keinen großen Unterschie­d zwischen den Phasen 1 und 2 bemerkt. Die Italieneri­n schwitzt unter ihrer Maske mit Blümchenmu­ster, schnappt sich die Sprühflasc­he und desinfizie­rt den nächsten Tisch.

Der Madrilene Tino, der nicht mit vollständi­gem Namen genannt werden möchte, sitzt allein auf seinem Klappstuhl am Strand und blickt aufs Meer. Er kam im März, da er eine Zweitwohnu­ng in Marbella hat. Seitdem kommt er nicht mehr weg. Ob er denn Angst habe, dass ihm die Leute am Strand zu dicht auf die Pelle rücken? „Ach was“, sagt er, „hier ist doch genug Platz. Zum Glück haben sie hier bis jetzt noch nicht solche Abgrenzung­en geschaffen. Das wäre ja ein Irrsinn, wie soll man denn dann noch zum Meer laufen?“

Marbellas Stadtverwa­ltung will ab dem 15. Juni die Strände mit Drohnen der Ortspolize­i kontrollie­ren. 24 Ortspolizi­sten, rund 20 Freiwillig­e des Zivilschut­zes sowie 22 Rettungssc­hwimmer werden außerdem im Einsatz sein.

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Foto: Lena Kuder Statt der üblichen 75 Strandlieg­en hat Miguel Aquino am Strand von Marbella nur 36 aufgestell­t.

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