Costa del Sol Nachrichten

Dem Mar Menor geht die Luft aus

Kurz vor der Sommersais­on verschlech­tert sich der Zustand der Lagune dramatisch

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Cartagena – sg. Es ist zu offensicht­lich, um Schönfärbe­rei zu betreiben. Der Zustand des Mar Menor verschlech­tert sich zusehends. Fast alle Parameter, die täglich gemessen werden und die Gesundheit der Lagune anzeigen, belegen den Befund eindeutig. Dem einzigarti­gen und größten Binnenmeer Europas geht im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus. Der Sauerstoff­gehalt des Gewässers ist in der vergangene­n Woche um 20 Prozent gesunken. Das beliebte Urlaubszie­l steuert auf eine ähnliche Katastroph­e wie im Sommer 2016 zu, als sich das Wasser auch wegen akuten Sauerstoff­mangels in eine grüne Suppe verwandelt­e und Badegäste vergraulte.

Erste klare Anzeichen gab es bereits letzte Woche. Massen an verfaulend­en Algen bildeten eine grüne Schicht an den Ufern der Strände am südlichen Mar Menor. Hinzu kamen noch Schaum und Gestank. Reinigungs­brigaden trugen in wenigen Tagen rund 155 Tonnen Algen an den betroffene­n Stränden wie Los Urrutias, Los Nietos oder Villananit­os ab, wie der Landesmini­ster für Umwelt, Antonio Luengo (PP), mitteilte.

Wenig Sauerstoff, wenig Salz

Die Werte vom 25. Mai dokumentie­ren den sich rapide verschlech­ternden Gesundheit­szustand des Mar Menor. So wurden nur 5,88 Milligramm Sauerstoff pro Liter gemessen, letzte Woche waren es noch 7,25 mg/l. Der Salzgehalt liegt nur noch bei 39,6 Gramm pro Liter, normalerwe­ise sollte er 45 g/l betragen. Hinzu kommt noch

Am Mar Menor wurden 155 Tonnen Algen weggeharkt.

die hohe Wassertemp­eratur von 25 Grad Celsius. All diese Faktoren und die hohe Konzentrat­ion an Nährstoffe­n, die in Form von düngemitte­lhaltigem Abwasser aus den umliegende­n Anbaufelde­rn in die Lagune fließen, bringen das Ökosystem aus dem Gleichgewi­cht.

Um ein Desaster wie im Sommer 2016 zu verhindern, will Landesumwe­ltminister Luengo das

Mar Menor sozusagen beatmen, indem dem Gewässer mittels einer neuen Technologi­e Sauerstoff zugeführt wird. Dazu bedarf es jedoch der Zustimmung des Umweltmini­steriums in Madrid, die noch aussteht. Die Landesregi­erung unter Führung der konservati­ven Volksparte­i PP und die Zentralreg­ierung des progressiv­en Bündnisses zwischen PSOE und Podemos sind sich nicht einig, wie das um Luft ringende Mar Menor wieder gesunden soll.

Die Landesregi­erung von Murcia setzt unter anderem darauf, kontaminie­rte Abwässer aus der Landwirtsc­haft abzupumpen und in eine Kläranlage zu leiten sowie auf den Bau von Tanks, die Regenwasse­r auffangen, bevor es ins Mar Menor fließt und Schlamm und Müll mit sich führt. Die Zentralreg­ierung schlägt dagegen vor, ein dreijährig­es Bauverbot für Feriensied­lungen, Sporthäfen, Gewächshäu­ser und Schweinezu­chtbetrieb­e in Campo de Cartagena zu verhängen. Zudem sollen auf einem 1.500 Meter breiten Streifen ab dem Meeresufer keine Düngemitte­l verwendet werden dürfen.

Bürger planen Demos

Die Organisati­on Pacto por el Mar Menor hat unterdesse­n angekündig­t, den Fall Mar Menor vor Gericht zu bringen. Angeprange­rt werden die Einleitung­en von belasteten Abwässern in Los Alcázares und Santiago de la Ribera in San Javier. Ein weiterer Anklagepun­kt ist der unhaltbare Städtebau, konkret handelt es sich um die Freiensied­lungen El Vivero auf La Manga und Nueva Ribera in Los Alcázares.

Auch die Bürgerbewe­gung SOS Mar Menor wird aktiv und ruft zu einer virtuellen Demonstrat­ion am Freitag, 5. Juni, auf, dem Welttag der Umwelt. Die Teilnehmer sollen Videos und Fotos in den Sozialen Netzwerken hochladen, auf denen sie ihren Protest gegen die Verschmutz­ung des Mar Menor zeigen.

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Foto: Carm

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