In Coronas Feuer
Home-Office und Hangouts: Vor welchen Herausforderungen stehen Journalisten durch Corona?
Medien unter Beschuss: Uni Elche prüft die Arbeit von Journalisten während der Pandemie
Alicante – lk. José Alberto García Avilés leitet die Sozialwissenschaftliche und die Journalistische Fakultät an der Universidad Miguel Hernández in Elche. Bei seinen Forschungen fasst er insbesondere die Innovation der Medien und die Qualität der Inhalte ins Auge. Costanachrichten hat sich mit dem Journalisten über die Rolle der spanischen Medien während der Coronavirus-Krise unterhalten. Zunächst einmal sei die Umstrukturierung der Redaktionen besonders augenfällig gewesen.
Die Corona-Krise habe einen Informations-Tsunami ausgelöst, aus dem neue journalistische Praktiken hervorgegangen seien. „In kürzester Zeit mussten sich die Journalisten an die Arbeit im Home-Office gewöhnen“, so García Avilés. Für viele sei dies eine hohe Belastung gewesen, da sie Kinder oder pflegebedürftige Personen zu betreuen gehabt hätten. „Für die Medien war dies eine Feuerprobe“, erläutert er. „Applikationen wie Slack oder Google Hangouts vereinfachten die interne Kommunikation.“
Leserbedürfnisse aufgreifen
Für die Printmedien bedeutete die Corona-Krise auch eine große technische Herausforderung, da eine gut funktionierende Internetverbindung
vorhanden sein musste. Seit dem Ausbruch von SarsCoV-2 habe innerhalb der Bevölkerung eine große Angst geherrscht, deshalb sei es umso wichtiger gewesen, dass Redakteure und Fernsehjournalisten auf die Bürger eingehen und sich fragen, welches ihre Sorgen und Bedürfnisse sind und welche Art von Information sie benötigen. García Avilés zufolge werden es solche Medien in Zukunft schwer haben, die es verpasst haben, die Bedürfnisse der Leser zu thematisieren.
Zudem habe er eine Umwandlung des Geschäftsmodells beobachtet. „Mit dem Anstieg der Leser und Fernsehzuschauer um bis zu 20 Prozent ist ein drastischer Rückgang der Anzeigen und des Kioskverkaufs einhergegangen“, bemerkt der Journalistikprofessor. Dieses wirtschaftliche Desaster werde viele Medien dazu zwingen, ihre Finanzierung zu überdenken. Zeitungen wie El País, El Mundo und einige Blätter der VocentoGruppe hätten inzwischen Bezahlschranken eingeführt.
„Es ist wichtig, den Leser daran zu gewöhnen, für Artikel zahlen zu müssen“, sagt García Avilés. „Für
Musik-Plattformen und Netflix muss man ja auch zahlen.“Weitere Einkommensquellen für Medien sind die Organisation von Sportoder Kulturevents, Diskussionsrunden mit Lesern und dem Chefredakteur oder die Veröffentlichung von Artikeln, die Firmen zahlen. „Im Großen und Ganzen stelle ich den spanischen Medien ein gutes Zeugnis aus“, so der Medienexperte. „Einige haben Innovationen wie Podcasts, Newsletter, Videos und Grafiken eingeführt, wodurch sich ihr Service-Charakter stärker ausgeprägt hat.
„Während es einige Medien geschafft haben, ihre Qualität zu steigern, haben sich andere für das sogenannte Clickbaiting entschieden, das heißt sie veröffentlichten sensationsheischende, eher dürftige Inhalte. Andrere zeigten eine exzessive Parteinahme, einen Hang zur Ideologie und einen tendenziösen Journalismus,“sagt er.
Aus Angst, Zuschauer zu verlieren, zeigten sich die spanischen Fernsehsender wenig innovativ. Ein Großteil der Fernsehformate sei seit den 1960er Jahren in etwa gleich geblieben. In diesem Tsunami an Informationen hätten es einige geschafft, Strategien für einen Journalismus mit hohen Qualitätsstandards zu entwickeln, andere seien stehengeblieben und hätten nach alten Mustern gehandelt. Anstatt innovativ zu sein, hätten sie sich für einen ideologisch geprägten Journalismus entschieden.
Einige Medien haben ihre Qualität gesteigert, andere entschieden sich für das Clickbaiting