Rente im Ausland: Dr. Rainer Fuchs gibt EU-Residenten Tipps zum Umgang mit den Bezügen, um Probleme zu vermeiden
Dr. Rainer Fuchs gibt Tipps zum Umgang mit den Bezügen – Überweisung aufs spanische Konto oder besser nicht?
Für die meisten deutschen Residenten in Spanien ist die deutsche gesetzliche Rente die wichtigste regelmäßige Einnahmequelle. Von Spanien aus verfolgen viele nicht selten mit Sorge die anhaltenden politischen Diskussionen um die Zukunft der Rente. Aber da gibt es zunächst einmal gute Nachrichten: Trotz Corona-Krise gibt es in diesem Jahr ein kräftiges Rentenplus! Rund 21 Millionen Rentner erhalten zum 1. Juli eine Rentenerhöhung von 3,45 Prozent im Westen und 4,2 Prozent im Osten Deutschlands mehr sogar noch als in den beiden Vorjahren.
Die sogenannte Standard-Rente, also die Rente, die jemand erhalten würde, der 45 Jahre lang immer das genaue Durchschnittseinkommen aller Beitragszahler verdient hat, beträgt dann 1.538,55 Euro im Westen und 1.495,35 Euro im Osten Deutschlands. Bis 2024 sollen die Ostrenten mit den Westrenten gleichgezogen haben. Die CoronaProblematik wird die Deutsche
Rentenversicherung erst mit Verzögerung erreichen, weil im Jahr 2020 deutlich geringere Beitragseinnahmen hereinkommen werden. Das wird auch die Rentenanpassungen im kommenden Jahr berühren. Sorgen muss man sich da aber vorerst nicht machen, denn die Rentenkassen verfügen aufgrund der letzten „fetten“Jahre über Rücklagen von über 40 Milliarden Euro.
Die grundsätzlichen, demografischen Probleme mit der Finanzierung der Renten sind allerdings sehr ernst, und sie betreffen alle Industriestaaten gleichermaßen. Der medizinische Fortschritt und der allgemeine Wohlstand haben die Lebenserwartung immer weiter ansteigen lassen.
Das ist zwar ein großes Glück, es bedeutet auf der anderen Seite aber, dass die Renten nicht mehr acht oder neun Jahre, wie noch in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, sondern heute durchschnittlich 19 Jahre für Männer und 23 Jahre für Frauen gezahlt werden. Gleichzeitig müssen dafür immer weniger aktiv Erwerbstätige mit ihren Rentenbeiträgen aufkommen.
Hinzu kommt, dass in diesen Jahren, ungefähr von 2025 an, die Generation der „Baby-Boomer“ins Rentenalter kommt – das waren die hohen Geburtenjahrgänge der Nachkriegszeit. Schließlich wird heute immer weniger Nachwuchs geboren: statt 2,2 Geburten pro Frau, die notwendig wären, um den Bevölkerungsstand zu halten, sind es nur noch 1,4 Geburten.
Da die Rentenbeiträge nicht über ein bestimmtes Maß – festgelegt sind gesetzlich 23 Prozent bis 2030 – steigen dürfen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie nicht zu gefährden, wurden daher sehr einschneidende Maßnahmen auf der Seite der Rentenleistungen getroffen: Bis zum Jahr 2028 wird stufenweise die Rente mit 67 eingeführt (Siehe Grafik).
Allerdings gilt für besonders langjährige Versicherte mit 45 Versicherungsjahren die Altersgrenze von 63 Jahren ohne Abschläge; diese Altersgrenze wird aber für ab 1953 geborene Versicherte schrittweise bis 2020 auf 65 Jahre erhöht
Langjährige Versicherte mit 35 Versicherungsjahren können ebenfalls noch mit 63 Jahren in Rente gehen; sie müssen aber Abschläge in Kauf nehmen. Für jeden Monat vor dem 67. Lebensjahr gibt es einen Abschlag von 0,3 Prozent.
Die Höhe der Renten wird künftig mit Rücksicht auf die geringere Zahl von Beitragszahlern auch im Verhältnis zur Zahl der Rentner berechnet, sodass die Renten künftig automatisch weiter absinken werden.
Aber hier eine kleine Entwarnung: Keine bestehende Rente wird gekürzt! Wer schon eine Rente bezieht, bemerkt die Absenkung des Rentenniveaus durch eine etwas geringere jährliche Rentenerhöhung. Von den jungen Arbeitnehmern wird erwartet, dass sie zusätzlich eine private Alterssicherung abschließen: die staatlich geförderte sogenannte Riester-Rente. Wenn sie auch künftig noch das gleiche Rentenniveau wie heute erhalten wollen, müssen sie mindestens vier Prozent ihres Einkommens dafür aufwenden.
Die Praxis hat allerdings gezeigt, dass gerade die weniger Verdienenden, die es am dringendsten benötigten, dies aus zum Teil nachvollziehbaren Gründen nicht tun. Was bedeutet das für die Rentner, die heute in Spanien leben?
Die Corona-Problematik wird die Deutsche Rentenversicherung erst mit Verzögerung erreichen