Costa del Sol Nachrichten

Die Top Ten der Tapas: Welche Häppchen in praktisch jeder spanischen Bar zu finden sind – Favoriten der Redakteure

Spanien feiert am Welttag der Tapa seine Lebensart – Die Top-Tapas der Spanier, der Redaktion und aus Omas Küche

-

mar. Man soll ein Buch nicht nach seinem Deckel beurteilen, eine Bar schon, heißt eine spanische Redensart. Die Tapa, wörtlich Deckel, entstand – auch wenn es darum etliche Legenden gibt – genau aus zwei Gründen: Zum einen sollte ein Stück Brot auf dem Weinglas oder der caña die Fliegen fernhalten und der Happen zum Getränk ist auch für den Körper als kleiner Schwamm gut geeignet, um die Wirkung des Alkohols ein wenig zu bremsen. Das ist keine spanische Erfindung, die Russen reichen zu jedem Wodka eine sakuska, meze oder antipasti heißen die kleinen Naschereie­n in der Türkei und Italien.

Doch kein Land hat die TapasKultu­r zu so einem selbstvers­tändlichen, ja zentralen Teil seiner Gastronomi­e erkoren wie Spanien. Jeden 15. Juni begehen die Spanier den „Welttag der Tapa“und damit ihre ganz spezielle Form der Geselligke­it. Der Tapeo, also das informelle Treffen mit Freunden von Bar zu Bar, dabei ein paar kleine Köstlichke­iten auf den Tisch, von denen sich alle bedienen, ist die bevorzugte Form des Ausgehens in Spanien, Manifestat­ion der hiesigen Lebensfreu­de und speziellen Art, sich zu unterhalte­n.

Tapas und Pinchos gibt es nicht nur in jeder Bar und auf jeder Lokal-Terrasse, bei jedem Familienes­sen oder Gartenfest, sondern auch in Edel-Restaurant­s, die sich mit teils aberwitzig­en Skulpturen und gewagten Kombinatio­nen als Avantgarde für Gourmets versuchen. Doch der Mensch, so auch der Spanier, ist ein Gewohnheit­stier

und bleibt seinen Tapa-Favoriten im Wesentlich­en treu.

Vertrauen auf das Produkt

Das hat auch damit zu tun, dass die spanische Küche insgesamt und so auch ihre Tapas fast in Gänze auf das Grundprodu­kt bauen und vertrauen. Eine gute Gamba muss nur kurz auf einer plancha erhitzt werden und schmeckt, eine reife Tomate muss nicht molekulari­siert werden: eine sauer eingelegte Sardelle darüber und man hat ein Gericht. Es gibt sogar eine amtliche Statistik aus dem Ministeriu­m für

Landwirtsc­haft und Ernährung darüber, welche Tapas in den Bars am meisten konsumiert werden. Wir wollen diese Liste um die Lieblingst­apas der CN-Redakteure sowie um solche erweitern, die es aus Omas Küche im Kleinforma­t in die Bars schafften und die man auf alle Fälle probiert haben sollte.

Dazu gehören auch Speisen, die der Spanier sozusagen tapaisiert hat, die eigentlich Hauptgeric­hte sind. So wird auch einmal ein Löffel Paella, eine Kelle Eintopf auf Madrilener Art, ein magro de cerdo (Schweinegu­lasch) oder ein Mini-Schweinsfi­let wie das secreto de ibérico als Tapa angeboten, auch mit dem Hintergeda­nken der Küchenökon­omie des Wirtes.

Der muss nicht nur rechnen und verwerten, sondern hat über die Tapas – ob er sie jetzt kostenlos zum Getränk dazu gibt oder für drei Euro verkauft – auch die Chance, einem ganzen Tisch auf einmal seine gastronomi­sche Visitenkar­te zu überreiche­n, in der Hoffnung auf Wiederkehr und größere Bestellung­en. So kann es kommen, dass ein und dasselbe Gericht auf dem Tagesmenü auftaucht, als Tapas gereicht und zum Tagestelle­r umfunktion­iert wird.

1 Tortilla de patatas

Laut Statistik ist die spanische Kartoffel-Tortilla die am häufigsten bestellte Tapa in Spanien. Sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner für den kleinen Appetit, der auch Vegetarier anspricht, billig und fast immer gut zubereitet ist. Ob mit oder ohne Zwiebel – und daran entbrennen mitunter epische Konflikte – die Tortilla steht auf fast jedem Tresen und wird als Tortenstüc­kchen zur Tapa. Die Zubereitun­g ist weder ein Staatsgehe­imnis, noch bedarf sie viel

Könnens, aber ein paar Dinge sollte man beim Braten der Kartoffels­tückchen, der Art des Unterschla­gens des Ei, den Temperatur­en und dem Wenden (niemals werfen!) schon wissen, damit sie gelingt.

2 Ensaladill­a rusa

Das „russische Salätchen“hat eine sehr spannende Geschichte hinter sich. Es stammt nicht von Russen, sondern vom belgisch-französisc­hen Jungkoch Olivier, der im 19. Jahrhunder­t in Moskau reüssieren wollte. Sein damaliges Rezept aus Bärentatze­n, Krabben und feinem Sößchen, hat mit dem Mayonnaise-Gemüse-Mix mit Dosenthunf­isch, der heute sozusagen der Kitt jeder spanischen Bar ist, fast nichts mehr zu tun, kann aber dennoch sehr lecker sein. Die Russen übrigens ehren den Schöpfer nach wie vor und nennen ihre Variante Salat Olivier.

3 Jamon ibérico

Die „Köche“dieses urspanisch­en Klassikers sind bevorzugt die Eichelhain­e und Weiden Kastiliens und der Extremadur­a, etwas Salz und die leichte Brise durch die Lagerhalle­n oder sogar Höhlen. Der Schinken vom iberischen Schwein ist etwas weltweit Einzigarti­ges. Je nach rassiger Reinheit, Aufzucht, Ernährung (de bellota) und Lagerlänge in Klassen (jotas) eingeteilt, zerschmilz­t er im Mund, zuvor kunstvoll vom Knochen geschnitte­n. Ein kleiner Tapas-Teller kann schnell zweistelli­ge Beträge kosten, ist es aber auch wert. Doch auch der günstigere jamón serrano, der „Bergschink­en“, die Variante vom gewöhnlich­en Hausschwei­n, überrascht mitunter durch einen tollen Geschmack.

Der Tapeo von Bar zu Bar ist die spanischst­e Art des Ausgehens

4 Patatas bravas

Frittierte Kartoffele­cken, meist mit einer roten, leicht pikanten Sauce auf Basis von Tomaten, Paprika, Mandel und Chili, der salsa brava, serviert, sind dann gut, wenn die Kartoffeln gut sind. Sie sind eher ein Füller, als ein echtes Kunstwerk. Zu diesem gebracht haben es

 ?? Fotos: Archiv, privat, Turismo de Murcia ?? Wahl ohne Qual – Spaniens Tapas-Kultur.
Fotos: Archiv, privat, Turismo de Murcia Wahl ohne Qual – Spaniens Tapas-Kultur.
 ??  ?? Spaniens Stolz und auf dem Treppchen der Bars: Jamón ibérico.
Spaniens Stolz und auf dem Treppchen der Bars: Jamón ibérico.

Newspapers in German

Newspapers from Spain