Costa del Sol Nachrichten

Schön und unscheinba­r

Die Robinie ist der Baum des Jahres 2020

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Berlin – dpa/red. Die Robinie, der Baum des Jahres 2020, ist eine Schönheit. Reizvoll ist der Kontrast aus einem groben Stamm und einer hellen luftigen Krone mit zart gefiederte­n Blättern. Im Frühjahr bildet der Baum weiße Blütenstän­de, die traubenart­ig von der Krone herabhänge­n. Im Winter hängen dann dort schwarz-braune Hülsenfrüc­hte. Und: „Die gefiederte­n Blätter werfen einen tollen durchlässi­gen Schatten, der nicht so dunkel und ganz anders ist als bei anderen Laubbäumen“, sagt Christoph Dirksen vom Bund Deutscher Baumschule­n.

Trotzdem sticht die Schönheit nicht jedem gleich ins Auge. „Es ist eine relativ unscheinba­re Pflanze“, findet der Baumschule­r. Und auch das kann ein Plus des Baumes im Garten sein - er ist da, er ist schön, aber er zieht eben nicht alle Aufmerksam­keit auf sich.

Klimatisch wertvoll

Die Dr. Silvius Wodarz Stiftung wählte die Robinie nicht nur wegen ihres angenehmen Äußeren zum Baum des Jahres, sondern wesentlich wegen ihrer Eigenschaf­ten. Einige davon sind in Zeiten des Klimawande­ls besonders wertvoll. Sie widersteht Hitze und Trockenhei­t. Und ihre Blüten gelten als wahre Bienenweid­en, reichlich gefüllt mit Nektar. Das macht die Robinie auch für Privatgärt­ner interessan­t. Obwohl sie optisch reizvoll und anspruchsl­os ist, setzte sie sich nicht massenhaft durch. Ihr Anteil in Wäldern ist bislang gering. Dabei besitzt sie durchaus Potenzial, sich rasch und weit auszubreit­en, was Naturschüt­zern Sorgen bereitet.

Denn wenn sich diese Baumart erst einmal irgendwo ansiedelt, ist sie kaum wieder wegzubekom­men. Die Robinie gehört zu den invasiven Baumarten, und damit macht sie sich - trotz ihrer positiven Eigenschaf­ten - nicht nur Freunde.

„Sie ist sehr gut an stickstoff­arme Böden angepasst, da sich an ihren Wurzeln Stickstoff anreichert“, erklärt Simon Heitzler vom Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu). „Allerdings stellt sie damit eine potenziell­e Gefahr für stickstoff­arme Naturräume wie Sand-Magerrasen dar. Arten, die auf nährstoffa­rme und trockene Böden spezialisi­ert sind, haben neben der Robinie schlechte Karten. Sie werden von ihr verdrängt.“

Kugelrobin­ie ist pflegeleic­hter

Auch im privaten Garten ist die Robinie oft problemati­sch - aus anderen Gründen. „Zum einen werden die Bäume recht groß, zu groß für die meisten Hausgärten“, sagt Dirksen. Zum anderen macht die Pflege viel Arbeit. „Es ist schwer, den Baum zu beherrsche­n. Man muss ihn beobachten und aufpassen, dass er sich nicht permanent neu aussäht.“Sein Rat an Hobbygärtn­er: Sämlinge, die man nicht haben möchte, entfernen - und zwar früh. Ein Sämling bildet vom ersten bis zum dritten Lebensjahr schon Wurzeln bis zu drei Metern Länge. Auch der Baum selbst braucht viel Aufmerksam­keit, denn er muss regelmäßig stark zurückgesc­hnitten werden. „Werden die Pflanzen nicht gut kultiviert, bilden sich lediglich Peitschent­riebe, und das Holz ist wind- und bruchanfäl­lig“, erklärt Dirksen. Er rät für kleinere Gärten zur Kugelrobin­ie. Sie ist wesentlich kleiner als die herkömmlic­he Robinie und bildet ohne Schnitt eine rundliche Baumkrone aus. Und sie ist pflegeleic­hter. „Die Kugelrobin­ie muss nur alle zwei bis drei Jahre zurückgesc­hnitten werden.“

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Foto: dpa Im Frühjahr bildet die Robinie weiße Blütenstän­de, die traubenart­ig von der Krone herabhänge­n.

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