Wieder nach Hause
Abschied nach acht Jahren: Pfarrer Christof Meyer verlässt Costa del Sol
Marbella – lk. Mit Saxophon oder Gitarre, am Strand oder in einem expressionistischen Museum – Christof Meyers Gottesdienste waren stets von einem modernen, dem Menschen sehr nahen Geist geprägt. Nach acht Jahren verlässt der Pfarrer der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde die Costa del Sol, um eine Gemeinde in Baden-Württemberg zu übernehmen. Es ist für den in Hohenlohe Geborenen eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Im Gespräch mit CN blickt er zurück auf die Zeit als Pfarrer in Andalusien.
CN: War damals der Wechsel von Deutschland nach Andalusien zu Anfang schwer?
Christof Meyer: Die Umstellung von einer Stuttgarter Großstadtgemeinde auf ein Tourismuspfarramt war schon groß, aber als ich 2012 in Málaga aus dem Flugzeug gestiegen bin, wusste ich sofort, dass ich mich hier zu Hause fühlen werde. Schon immer habe ich mich für Flamenco und das maurische Erbe interessiert. So fiel es mir leicht, in die Kultur einzutauchen. Auch war es einfach, Zugang zu den Menschen zu finden. Unser größtes Geschenk war, dass 2013 unser Tochter Amina geboren wurde.
Gibt es ein einschneidendes Erlebnis, an das Sie sich noch heute erinnern?
Kaum waren wir in Andalusien angekommen, brannte der Wald von Ojén bis Marbella. Ich erfuhr, dass ein Ziegenhirte starke Einbußen erlitten hatte. Wir organisierten einen Gottesdienst auf seiner versengten Ziegenweide. Dabei kamen so viele Spenden zusammen, dass der Hirte seine Existenz retten konnte. Ich hielt auch Gottesdienste im Olivenhain, im Mariposarium in Benalmádena und am
Strand mit dem Shanty Chor aus Torrox. 2017 hatte mich der Bischof aus Málaga anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Reformation eingeladen, in der Kathedrale von Málaga einen Gottesdienst zu feiern. Ich denke, dass man auch außerhalb der Kirche Menschen erreichen kann, die keine Kirchgänger sind und ihnen spirituelle Impulse geben kann.
Welche Hürden gab es?
2012 schloss die Diakonie die Seniorenresidenz „Residencia Costa Tropical“in Almuñécar. Ich war darauf vorbereitet, die dort lebenden Senioren zu betreuen. Als ich dann etliche von ihnen in einem Altenheim an der Costa Blanca besuchte, in das man sie umgesiedelt hatte, musste ich diesen Menschen, die bis zu ihrem Tod in Almuñécar bleiben wollten, erklären, dass sich das Seniorenheim wirtschaftlich nicht getragen hatte.
Weshalb gehen Sie nun zurück nach Deutschland?
Die Zeit als Auslandspfarrer ist jeweils auf sechs Jahre befristet. Im kommenden Jahr wäre die dreijährige Verlängerung abgelaufen. Ich wollte mich aber rechtzeitig ein Jahr vorher bewerben. Nun werde ich eine Gemeinde in Waldenburg im Landkreis Hohenlohe (Baden-Württemberg) übernehmen. Der Ruhestandspfarrer Manfred Otterstätter wird zunächst für ein Jahr für die deutschsprachige evangelische Gemeinde zuständig sein. Danach wird sich zeigen, ob ein weiterer Ruhestandspfarrer folgt oder die Stelle an der Costa del Sol neu ausgeschrieben wird.
Weshalb ist es für hier lebende Deutsche so wichtig, einen deutschsprachigen Pfarrer als Ansprechpartner zu haben?
Unser Motto lautet: „Heimat in der Fremde“. Das ist sowohl im geistlichen Sinn gemeint als auch im sprachlichen. Man fühlt sich doch in seiner Muttersprache am meisten zu Hause.
Was werden Sie nach Ihrer Rückkehr nach Deutschland am meisten vermissen?
Das Meer und das für Andalusien so besondere Licht werden mir besonders fehlen. Ich werde es auch vermissen, auf dem Fischmarkt frischen Thunfisch kaufen zu können. Ich blicke auf viele interessante Begegnungen mit Menschen aus aller Welt zurück. Diese Erfahrungen nehme ich gerne mit.