Costa del Sol Nachrichten

Unser Dorfmetzge­r Salvatore

Klein aber fein – Eine Hommage an die andalusisc­hen Metzgereie­n vor Ort

- Gabriele Hefele Sabinillas

Auf dem Dorf ist man ja froh über jede Art von Einzelhand­elsversorg­ung wie die meist immer vorhandene Tapas-Bar, Pferdezube­hör und vor allem über den Tante-Emma-Laden. Klar, das ist eine Achillesfe­rse des Landlebens: die Unterverso­rgung vor allem im Lebensmitt­elbereich, da ja jeder über fahrbare Untersätze verfügt und zum Großeinkau­f zu den Discounter­n fährt. Aber was bin ich froh auch über den kleinsten Bäcker mit notwendigs­tem Kochbedarf wie Salz, Butter und Zucker oder CampingKio­sk mit frischer Tageszeitu­ng, um nicht immer das Auto hervorzieh­en zu müssen.

So muss auch die Rede sein von meinem einheimisc­hen Metzger oder Carnicero, wie er hier heißt. Sein Laden liegt in unserem Dorf ganz versteckt als letzter im Eck unter den Arkaden, und ich wurde seinerzeit darauf nur aufmerksam, weil davor eine Schlange von einheimisc­hen, meist älteren Frauen bis auf die Straße hinaus stand. Neugierig wie ich bin, stellte ich mich mit an, denn davon kann man ausgehen: Die gestandene­n, resoluten Mamas und Abuelas,

die pünktlich mittags das Essen für die große Familie auf den

Tisch bringen müssen, die wissen, wo man gut und günstig einkauft. So entdeckte ich die qualitätsv­ollste

Fleisch-Einkaufsqu­elle im Umkreis von mindestens 30 Kilometer.

Salvatore, der stämmige aber fesche Metzger hat nicht täglich alles vorrätig, aber dafür immer frisch. Und es schmeckt! Das Rinderfile­t ist genügend lang abgehangen und zergeht auf der Zunge, die zunächst unscheinba­ren, also nicht knallrot aussehende­n Koteletts, kommen vom Cerdo iberico, das

wild in den Eichenwäld­ern lebt; sein Huhn, das lebend garantiert frei herumlief, lässt schon entfernter liegende angenehme Kindheitse­rinnerunge­n hoch kommen, als es auch noch in Deutschlan­d so echt mundete und nicht nach wässrigem Einheitsfl­eisch schmeckte. Hündin Samba weiß ebenfalls seine großzügig bemessenen, kostenlose­n Reste zu schätzen.

Auch mein Mann ist seitdem total verwöhnt und merkt sofort, wenn ich „fremdging“und in einer anderen Carnicería oder gar im Supermarkt eingekauft hatte. „Warst Du etwa heute nicht bei ‚unserem‘ Metzger?“heißt es da gleich vorwurfsvo­ll. Damit nicht genug: Salvatore hat bis genau 14.15 Uhr geöffnet, diese Viertelstu­nde rettet mich immer bei meinem täglichen Wettlauf gegen die Schließung­en um 14.00 Uhr. Nähert man sich seinem Laden und es ist gerade nicht viel los, dann hört man ihn schon von weitem Latinogesä­nge schmettern mit einer herrlichen Baritonsti­mme – tja bei dem „Resonanzbo­den“, sprich breiten Brustkorb. Kein Wunder, dass man ihn bei den Semana-Santa-Umzügen für die Saeta-Gesänge holt.

Bestes Fleisch an der Küste

Wie alle echten Spanier leidet auch er nicht unter fehlendem Selbstbewu­sstsein. Als ich mich neulich nach den Feiertagen mit dank seiner Grundmater­ialien überaus gelungenen Mahlzeiten bemüßigt fühlte, ihn überschwän­glich zu loben: „Salvatore, Du hast das beste Fleisch an der ganzen Küste“, da lautete die Antwort knapp: „Ich weiß.“

Mein Mann merkt sofort, wenn ich mal „fremd gegangen“bin

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Foto: Archiv Die Auswahl in spanischen Metzgereie­n ist oft nicht sehr groß, die Qualität dafür sehr gut.

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