Sergio Leone sei Dank
In den Westerndörfern „Mini Hollywood“und „Texas Hollywood“kann man auf den Spuren von Clint Eastwood wandeln
Verschwitzt und schmutzig reiten die wortkargen Anti-Helden durch staubige Wüstenlandschaften in den berühmten Spaghetti-Western von Sergio Leone, mit denen der italienische Regisseur Mitte der 1960-er Jahre dem kriselnden, uramerikanischen Filmgenre neues
Leben einhauchte. Stilprägend und zugleich wegweisend für die Welle an Imitationen, die Leone lostreten sollte, war insbesondere sein Meisterwerk „Il buono, il brutto il cautivo“, welches in Deutschland recht unpassend mit „Zwei glorreiche Halunken“übersetzt wurde.
Der Klassiker des SpaghettiWestern mit einem jungen Clint Eastwood in der Hauptrolle wurde just vor einem halben Jahrhundert in den Kulissen gedreht, die der italienische Regisseur in der Wüste von Tabernas eigens für seine Filme
errichten ließ. Die WesternDörfer stehen dort noch immer und sind heute mehr denn je eine der wichtigsten touristischen Attraktionen der Provinz Almería.
Ein wahrer Publikumsmagnet ist vor allem das „Mini Hollywood“,
das von der Hotelkette Playa Senator aus Roquetas geführt wird. Dieses wurde von seinen Betreibern bereits vor Jahren mit einem umfangreichen Zoo, der Tiere aller Kontinente beinhaltet erweitert und nach dem großflächigen Ausbau in „Parque Tematico Oasys“umbenannt.
Thematischer Freizeitpark
Die ehemaligen Filmkulissen umfassen ein Westerndorf mit allem was dazu gehört: Saloon, Bank,
Mit seinen untypischen Versionen revolutionierte Leone den Western
Sheriff-Büro samt Gefängniszellen und natürlich ein Galgen. Sogar ein kleiner Friedhof mit Holzkreuzen ist vorhanden. Fehlen dürfen auch nicht ein Souvenirladen sowie ein Fotostudio in dem man sich für ein Erinnerungsfoto wahlweise als Soldat, Bandit, Farmer oder Indianer verkleiden kann.
In dem Western-Dorf werden mehrmals pro Tag auch verschiedene Shows geboten, sowohl von Stuntmen realisierte Wild-WestSzenen mit Schießereien und Prügeleien als auch musikalische Darbietungen
im Saloon mit Can-CanTänzerinnen. Das vielfältige Angebot runden schließlich ein Kutschenmuseum, ein weiteres Museum mit antiken Filmkameras sowie eine unlängst zum fünfzigjährigen Jubiläum der Kulissen eröffnete Fotoausstellung ab.
Wie es sich für einen Freizeitpark gehört, findet der Besucher außerdem ein breit gefächertes gastronomisches Angebot vor mit einem Restaurant sowie mehreren Imbissbuden und Eisdielen, die vor allem über den anliegenden, nicht minder sehenswerten Tierpark verteilt sind. Und für Kinder ist schließlich auch noch ein Abenteuerspielplatz vorhanden.
Authentisches Westernerlebnis
Ein etwas anderes Konzept verfolgt hingegen das Westerndorf „Texas Hollywood“, das nicht ganz so überlaufen ist und sich stattdessen eine größere Authentizität bewahrt hat. Dass liegt nicht zuletzt daran, dass die Kulissen nicht nur als Besucherattraktion dienen, sondern bis in unsere Tage für Dreharbeiten genutzt werden.
Das von dem ehemaligen Stuntman Rafael Molina geleitete „Texas Hollywood“ist unter Cineasten daher auch als Filmstudio „Fort Bravo“bekannt. In diesen werden nach wie vor Spielfilme gedreht, obgleich das WesternGenre nicht mehr so im Trend liegt wie in vergangenen Tagen.
Im „Fort Bravo“werden regelmäßig aber auch TV-Serien, Werbeclips oder Musikvideos produziert, für die Western-Kulissen gebraucht werden. Schließlich hat das Filmstudio nicht nur ein Western-Dorf, sondern auch noch ein typisch mexikanisches Dorf, ein Indianer-Lager mit Tipi-Zelten und sogar ein Soldaten-Fort.
Was die eigentlichen WesternKulissen und dessen Serviceangebote anbetrifft, steht das „Texas Hollywood“seinem nahe gelegenenen Konkurrenten kaum in etwas nach. Auch hier werden täglich mehrmals die zu erwartenden Western-Shows mit Stuntmen und Can-Can-Tanzaufführungen geboten. Und auf der Anlage ist ebenfalls neben Restaurant und Saloon ein Souvenirladen mit Andenken sowie ein Fotostudio mit Kostümen zum Verkleiden vorhanden.
Ein zusätzliches Angebot, das für den Erhalt der Kulissen und des Filmstudios eine weitere Einnahmequelle darstellt, sind die relativ neu hinzugekommenen Bungalows und Holzhütten. In diesen kann man sich einmieten, wenn man etwas länger als nur einen Tag in das Western-Ambiente eintauchen möchte. Wie ein richtiger Cowboy kann man sich schließlich auch bei einer Kutschentour durch das Western-Dorf oder gar einem
Reitausflug in die umliegende Wüstenlandschaft fühlen.
Obacht mit der Hitze
Im Sommer ziehen die Westerndörfer trotz der etwas abschreckenden Temperaturen das meiste Publikum an. Sonnenschutz und die Einnahme von ausreichend Flüssigkeit sollte man auf keinen Fall vergessen. Beide Westerndörfer bieten zudem einen Pool, in dem man sich erfrischen kann.
Im Freizeipark „Oasys“sollte man außerdem beachten, die Besichtigung des Tierparks nicht unbedingt zur besonders heißen Mittagszeit einplanen, denn da dösen die meisten Kreaturen verständlicherweise träge im Schatten. Trotz aller Vorkehrungen sollte den Besuchern eines auf jeden Fall gewiss sein: Am Ende des Tages wird man so verschwitzt und verstaubt sein, wie die wahren Protagonisten der Spaghetti-Western.
Mehrmals pro Tag werden sowohl Western- als auch Tanz-Shows geboten
Hoch zu Rosse kann man in das Western-Ambiente förmlich eintauchen