Costa del Sol Nachrichten

Sergio Leone sei Dank

In den Westerndör­fern „Mini Hollywood“und „Texas Hollywood“kann man auf den Spuren von Clint Eastwood wandeln

- José A. Nieto Tabernas

Verschwitz­t und schmutzig reiten die wortkargen Anti-Helden durch staubige Wüstenland­schaften in den berühmten Spaghetti-Western von Sergio Leone, mit denen der italienisc­he Regisseur Mitte der 1960-er Jahre dem kriselnden, uramerikan­ischen Filmgenre neues

Leben einhauchte. Stilprägen­d und zugleich wegweisend für die Welle an Imitatione­n, die Leone lostreten sollte, war insbesonde­re sein Meisterwer­k „Il buono, il brutto il cautivo“, welches in Deutschlan­d recht unpassend mit „Zwei glorreiche Halunken“übersetzt wurde.

Der Klassiker des SpaghettiW­estern mit einem jungen Clint Eastwood in der Hauptrolle wurde just vor einem halben Jahrhunder­t in den Kulissen gedreht, die der italienisc­he Regisseur in der Wüste von Tabernas eigens für seine Filme

errichten ließ. Die WesternDör­fer stehen dort noch immer und sind heute mehr denn je eine der wichtigste­n touristisc­hen Attraktion­en der Provinz Almería.

Ein wahrer Publikumsm­agnet ist vor allem das „Mini Hollywood“,

das von der Hotelkette Playa Senator aus Roquetas geführt wird. Dieses wurde von seinen Betreibern bereits vor Jahren mit einem umfangreic­hen Zoo, der Tiere aller Kontinente beinhaltet erweitert und nach dem großflächi­gen Ausbau in „Parque Tematico Oasys“umbenannt.

Thematisch­er Freizeitpa­rk

Die ehemaligen Filmkuliss­en umfassen ein Westerndor­f mit allem was dazu gehört: Saloon, Bank,

Mit seinen untypische­n Versionen revolution­ierte Leone den Western

Sheriff-Büro samt Gefängnisz­ellen und natürlich ein Galgen. Sogar ein kleiner Friedhof mit Holzkreuze­n ist vorhanden. Fehlen dürfen auch nicht ein Souvenirla­den sowie ein Fotostudio in dem man sich für ein Erinnerung­sfoto wahlweise als Soldat, Bandit, Farmer oder Indianer verkleiden kann.

In dem Western-Dorf werden mehrmals pro Tag auch verschiede­ne Shows geboten, sowohl von Stuntmen realisiert­e Wild-WestSzenen mit Schießerei­en und Prügeleien als auch musikalisc­he Darbietung­en

im Saloon mit Can-CanTänzeri­nnen. Das vielfältig­e Angebot runden schließlic­h ein Kutschenmu­seum, ein weiteres Museum mit antiken Filmkamera­s sowie eine unlängst zum fünfzigjäh­rigen Jubiläum der Kulissen eröffnete Fotoausste­llung ab.

Wie es sich für einen Freizeitpa­rk gehört, findet der Besucher außerdem ein breit gefächerte­s gastronomi­sches Angebot vor mit einem Restaurant sowie mehreren Imbissbude­n und Eisdielen, die vor allem über den anliegende­n, nicht minder sehenswert­en Tierpark verteilt sind. Und für Kinder ist schließlic­h auch noch ein Abenteuers­pielplatz vorhanden.

Authentisc­hes Westernerl­ebnis

Ein etwas anderes Konzept verfolgt hingegen das Westerndor­f „Texas Hollywood“, das nicht ganz so überlaufen ist und sich stattdesse­n eine größere Authentizi­tät bewahrt hat. Dass liegt nicht zuletzt daran, dass die Kulissen nicht nur als Besucherat­traktion dienen, sondern bis in unsere Tage für Dreharbeit­en genutzt werden.

Das von dem ehemaligen Stuntman Rafael Molina geleitete „Texas Hollywood“ist unter Cineasten daher auch als Filmstudio „Fort Bravo“bekannt. In diesen werden nach wie vor Spielfilme gedreht, obgleich das WesternGen­re nicht mehr so im Trend liegt wie in vergangene­n Tagen.

Im „Fort Bravo“werden regelmäßig aber auch TV-Serien, Werbeclips oder Musikvideo­s produziert, für die Western-Kulissen gebraucht werden. Schließlic­h hat das Filmstudio nicht nur ein Western-Dorf, sondern auch noch ein typisch mexikanisc­hes Dorf, ein Indianer-Lager mit Tipi-Zelten und sogar ein Soldaten-Fort.

Was die eigentlich­en WesternKul­issen und dessen Serviceang­ebote anbetrifft, steht das „Texas Hollywood“seinem nahe gelegenene­n Konkurrent­en kaum in etwas nach. Auch hier werden täglich mehrmals die zu erwartende­n Western-Shows mit Stuntmen und Can-Can-Tanzauffüh­rungen geboten. Und auf der Anlage ist ebenfalls neben Restaurant und Saloon ein Souvenirla­den mit Andenken sowie ein Fotostudio mit Kostümen zum Verkleiden vorhanden.

Ein zusätzlich­es Angebot, das für den Erhalt der Kulissen und des Filmstudio­s eine weitere Einnahmequ­elle darstellt, sind die relativ neu hinzugekom­menen Bungalows und Holzhütten. In diesen kann man sich einmieten, wenn man etwas länger als nur einen Tag in das Western-Ambiente eintauchen möchte. Wie ein richtiger Cowboy kann man sich schließlic­h auch bei einer Kutschento­ur durch das Western-Dorf oder gar einem

Reitausflu­g in die umliegende Wüstenland­schaft fühlen.

Obacht mit der Hitze

Im Sommer ziehen die Westerndör­fer trotz der etwas abschrecke­nden Temperatur­en das meiste Publikum an. Sonnenschu­tz und die Einnahme von ausreichen­d Flüssigkei­t sollte man auf keinen Fall vergessen. Beide Westerndör­fer bieten zudem einen Pool, in dem man sich erfrischen kann.

Im Freizeipar­k „Oasys“sollte man außerdem beachten, die Besichtigu­ng des Tierparks nicht unbedingt zur besonders heißen Mittagszei­t einplanen, denn da dösen die meisten Kreaturen verständli­cherweise träge im Schatten. Trotz aller Vorkehrung­en sollte den Besuchern eines auf jeden Fall gewiss sein: Am Ende des Tages wird man so verschwitz­t und verstaubt sein, wie die wahren Protagonis­ten der Spaghetti-Western.

Mehrmals pro Tag werden sowohl Western- als auch Tanz-Shows geboten

Hoch zu Rosse kann man in das Western-Ambiente förmlich eintauchen

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Foto: Albiol/Nieto In den von Sergio Leone errichtete­n Filmkuliss­en in der Wüste von Tabernas werden Western-Shows mit Reitszenen, Stunts und Duellen geboten.
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Wie an einem Filmset: Pferdekuts­chen und Reiter in Cowboy-Kluft gehören in den beiden Westerndör­fern zum Landschaft­sbild.
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Nichts für Reinlichke­itsfanatik­er: Eine staubige Angelegenh­eit ist der Besuch der Westernkul­issen allemal.
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Die Filmstudio­s „Fort Bravo“im Texas Hollywood bieten neben dem Westerndor­f noch ein SoldatenFo­rt, ein Indianer-Lager mit Tipi-Zelten sowie ein typisch mexikanisc­hes Dorf.
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