Feiern, bis Covid-19 kommt
Ein Tag im Coronavirus-Hotspot Gandia: Über 70 Infizierte – Kneipen und Bars müssen bis mindestens August schließen
Gandia – eda./ste. Menschen mit Masken bestimmen das Bild an Gandías Strandpromenade im Stadtteil Grau. Selbst beim Sonnen behalten viele den lästigen Mundschutz auf und einige gehen so weit, dass sie nicht einmal zum Sporttreiben auf die Mund-undNasenbedeckung verzichten. Gandia verzeichnet den größten Covid-19-Ausbruch in Valencia.
Bereits 77 Menschen wurden im Gesundheitsbezirk positiv getestet, die meisten Personen haben sich wohl in der Partymeile angesteckt. Deswegen ordnete die Stadt die Schließung aller Nachtlokale bis zum 1. August an unter der Prämisse, dass die Infektionszahlen
bis dahin deutlich sinken. Sieben Menschen liegen mit Covid-19 aktuell im Kreiskrankenhaus Hospital Francesc de Borja, auf die Intensivstation musste bislang niemand.
Deswegen patrouillieren auf der Strandpromenade mehr Polizeistreifen als in anderen Gemeinden. Wirklich viel zu beanstanden haben sie nicht, wie ein Polizist, den Costa Nachrichten bestätigt. „Auf die Maskenpflicht oder die Einhaltung der Sicherheitsabstände müssen wir die Leute fast nie hinweisen“, so der Beamte zufrieden. Nicht mehr, jedenfalls.
Einen Einbruch des Tourismus und des Ansturms von Tagesbesuchern
aus der Umgebung hat es in Gandía aber augenscheinlich nicht gegeben. Die Strände sind offen und gut gefüllt, genauso wie die Geschäfte, Restaurants und Cafés. An den Mitarbeitern geht die Situation nicht gänzlich vorüber, berichtet auch die bolivianische Kellnerin Fatima Urdonez Rivero, die für die Eiscafé-Kette „Jijona“arbeitet: „Ich habe weiterhin großen Respekt vor Covid-19, da ich auch täglich im Kontakt mit Fremden, in meinem Fall Kunden, bin.“
Sie stimmt der Aussage des Polizisten nicht zu. „Ich beobachte oft, dass viele Kunden die Masken und auch den Abstand vergessen. Im Urlaub wollen sie halt Spaß haben und nicht von unangenehmen Regeln gestört werden“, vermutet die Bolivianerin.
„Wir sind jung und wollen feiern“, bestätigt Tourist Bryan Lontono Salazar aus Madrid auch gleich die Vorurteile der Kellnerin. „Ich sehe aber auch ein, weshalb die Bars und Kneipen dicht sind“, relativiert er schnell. Dabei sei das Nachtleben am Strand für ihn und seine Freunde der Hauptgrund gewesen, nach Gandia zu reisen. „Man kann nichts machen, jetzt gehen wir halt an den Strand und tragen den Tag über eine Maske“, zeigt er sich einsichtig.
Rentner William John Sendgwick aus England, der seit zehn Jahren in Spanien lebt, sieht in jungen Urlaubern die Hauptschuld an dem Ausbruch. „Jugendliche aus Italien, Frankreich und Deutschland, die hier Party gemacht haben, haben das Virus eingeschleppt“, ist er sich sicher.
Schwierige Suche
Täglich führt das Kreiskrankenhaus über 200 PCR-Tests auf das Coronavirus durch. Tatsächlich sind die positiv Getesteten deutlich jünger als bei der großen Welle zwischen März und Mai. Die überwiegende Mehrheit ist zwischen 20 und 40 Jahre alt und zeigt nur leichte oder gar keine Symptome, was die Ansteckung fördert.