Leser fragen, Tierärztin Plaschka antwortet
Sehr geehrte Frau Dr. Plaschka, mein 8 jähriger Mastín Español hat des öfteren Gelenkschmerzen und es fällt im schwer, aufzustehen und er humpelt dann beim Gehen etwas, bis er ein paar Schritte läuft.
Was kann man machen, um diese Symptome zu verbessern, z.B. ein spezielles Futter? Herzlichen Dank für Ihre Hilfe.
Michael Becker
Lieber Herr Becker, was Sie da beschreiben, sind die typischen Symptome einer Arthrose. Arthrose ist eine Erkrankung, die mit Entzündung und Schmerzen der Gelenke, hauptsächlich des Hüftgelenks einhergeht.
Gerade bei großrassigen Hunden wie Ihrem Mastín Español kommt sie besonders häufig vor.
Wir haben hier bei der Arthrose ganz klare differenzierte Phasen, nämlich:
Phase 1 - Das Hüftgelenk (am meisten befallen), ist anatomisch nicht ganz auf seinem Platz, sehr häufig rassenbedingt. Es ist etwas locker, umschließt daher den Oberschenkelknochen (Femur) nicht gut genug und das Gelenk schlackert hin und her und verschleißt langsam.
Phase 2 - Gelenkverschleiß wiederum bedeutet, dass der Knorpel, welcher den Knochen schützt, langsam abgenutzt wird und somit reibt dann bei jeder Bewegung Knochen auf Knochen. Dies ist unheimlich schmerzhaft und deshalb humpelt Ihr Hund. Dies passiert vor allem nach längerem Liegen und sobald er sich etwas bewegt und Gelenkflüssigkeit das Gelenk ein bisschen schmiert, wird es etwas besser; „das Gelenk läuft sich warm“.
Nun ist es so, vor und während der Phase 1 , kann man noch sehr viel tun um die Arthrose zu verhindern oder zumindestens sehr hinauszuzögern.
Das geht schon mit 4 Monaten los. Wir empfehlen allen Welpen größerer Rassen so um die 16 Wochen eine spezielle Röntenaufnahme (Penn-Hip) zu machen, bei der man unter leichter Sedierung mit einem Spezialgerät das Hüftgelenk überstreckt. Dann werden verschiedene Winkel und Zirkunferenzen gemessen und man kann erkennen, ob und wie stark der Hund eine Hüftdisplasie (der erste Schritt zur Arthrose) entwickeln wird. Sollte dies der Fall sein, kann man das in diesem Alter noch verhindern indem man das Wachstum der Hüfte partiell verändert (Symphysiodesis) und somit die Gelenkpfanne den Oberschenkelkopf wieder ganz umschließen kann .
Sollte dieses Alter schon überschritten sein, kann man zwar anatomisch keine Veränderung mehr hervorrufen, aber hat trotzdem noch viele Möglichkeiten das Schlimmste zu verhindern.
Hier kommen die Spezialfutter und Futterergänzungsmittel mit Condroitinsulfat ud weiteren Zutaten ins Spiel. Auf jeden Fall verlangsamen sie den Knorpelabbau.
Sehr wichtig ist es, ein Idealgewicht zu halten und viel moderate Bewegung, vor allen Dingen Schwimmen. Ein starker Muskel hält das Gelenk fest und lässt keine „falschen“Gelenksbewegungen zu.
Bei beginnender Arthrose kann man auch mit Goldimplantaten helfen, so dass die Symptome nicht zu schnell auftauchen.
Bei Phase 2 passiert folgendes: Der Knorpel ist schon stark abgebaut, die Knochen zeigen auf den Röntgenaufnahmen schon Spitzen und Kalkablagerungen, der Hund humpelt und hat Schmerzen und die Muskeln beginnen zu verschwinden.
In dieser Phase kann man leider nur noch lindern:
- Einerseits sollte man versuchen, die Muskulatur zu stärken, ohne zu viel Belastung: zum Beispiel mit Schwimmen, Massagen, Physiotherapie und guter Ernährung.
- Andererseits müssen wir den Schmerz bekämpfen, sei es medikamentös mit Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Medikamenten oder mit Akupunktur, Goldimplantaten, Magnettherapie und ähnlichem.
Hauptsache, unser Hund hat trotz Arthrose noch eine halbwegs gute Lebensqualität.
Die Arthrose ist sehr komplex und ich habe viele Themen angeschnitten, die natürlich noch viel tiefer erklärt gehören.
Alles Gute
Ihre
Dr. med.vet. Sabine Plaschka Clínicas Vetersalud Dogo Azul sabina@dogoazul.com