Atmosphäre wie im Winter
Rafael Yáñez reist seit 15 Jahren nach Marbella – Im Interview mit der CSN schildert er seine Eindrücke
Marbella – lk. Sichtlich genervt reibt sich Rafael Yáñez den Schweiß von der Stirn. Vor dem Schlüsseldienst in Elviria stehen fünf Personen in der Schlange. Der Madrilene verbringt seinen Urlaub an der Costa del Sol, doch so richtig genießen kann er ihn bis jetzt noch nicht.
„Die Miete meines Ferienhauses in El Rosario war sogar höher als in den Vorjahren“, sagt der Tourist und schüttelt mit dem Kopf. „Es gab ein großes Angebot an Ferienwohnungen. Wahrscheinlich sind die Preise derart hoch, weil viele Hotels geschlossen sind.“So wie in Madrid, wo zurzeit rund 95 Prozent der Hotels ihre Türen verschlossen halten. Auf den Terrassen der Restaurants seien Menschen zu sehen, doch im Inneren herrsche gähnende Leere.
„Gestern war ich in Puerto Banús und es war wie an Weihnachten“, so Yáñez. Nur vereinzelt habe er Touristen gesehen, einige ohne Masken. Die Polizei habe ihnen zwar keine Geldstrafe verpasst, sie aber dazu angehalten, eine Atemmaske zu tragen. Er sehe ein, dass die Masken notwendig sind, doch gehe es ihm auf die Nerven, vom Sicherheitspersonal im Supermarkt ständig gegängelt zu werden. In seinem Bekanntenkreis seien einige an Covid-19 erkrankt. „Ein paar meiner Freunde hatten starke Beschwerden, aber sie wussten nicht, ob sie besser zu Hause oder im Krankenhaus aufgehoben sind“, so der Urlauber. Andere wiederum hätten sich schwach gefühlt und der Geschmackssinn sei beeinträchtigt gewesen.
Etiketten für Hygienegel
„Ich habe während der CoronaKrise gearbeitet“, sagt er. „Meine Firma ist auf die Produktion von Etiketten spezialisiert. So habe ich vor allem Etiketten für Hygieneund Desinfektionsmittel hergestellt.“Er habe aber auch Freunde, die durch den ERTE und die angekündigte zweite Welle stark verunsichert sind. Als Vorteil sieht er die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten. „Auf diese Weise kann sich der Arbeitnehmer die Zeit frei einteilen und an einem angenehmen Ort arbeiten. Auch die Fahrt zum Arbeitsplatz fällt weg“, so Yañez. Der Arbeitgeber hat geringere Personalkosten. Problematisch werde es für die Älteren, die über geringe Computerkenntnisse verfügen. Yáñez sei von Grund auf ein optimistischer Mensch, doch die sozialen und arbeitstechnischen Veränderungen beurteile er nicht als gerade positiv.