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Exotin entdecken

In Mazarrón hat die Tomate ausgedient: An ihre Stelle tritt die Exotin Papaya und hat Erfolg – vor allem in Deutschlan­d

- Sandra Gyurasits Mazarrón

Die Papaya ist unter den tropischen Früchten in Spanien eine Unbekannte. Dabei hat sie viel zu bieten. Abgesehen dMavaornk,isdeanss!

gMsfaörkdi­esrennd tet sie mit einem Marienkä- fer ökologisch­e Arbeit und hat einem Unternehme­n zum Höhenflug verholfen.

Tomaten waren gestern. Heute spielen Exoten die Hauptrolle in den Gewächshäu­sern im Süden Spaniens. In Mazarrón ist es die Papaya. Der Obst- und Gemüseprod­uzent Grupo Durán aus Mazarrón holte den tropischen Melonenbau­m, der in Südamerika zu Hause ist, vor fünf Jahren an die Küste von Murcia und ist inzwischen zu einem der größten Papaya-Produzente­n in Spanien und einem der größten Exporteure Europas aufgestieg­en.

In den Gewächshäu­sern des Unternehme­ns gedeihen statt Tomaten heute auf einer Fläche von insgesamt 30 Hektar Papayabäum­e, die das ganze Jahr über Früchte liefern, nur im Hochsommer legen sie eine kurze Pause ein. „Die Papaya funktionie­rt sehr gut“, sagt Andrés Durán, der die Marketinga­bteilung des Familienun­ternehmens leitet.

Papaya passt sich an

Die Papaya der Sorte Intensa hat auf Versuchsfe­ldern gezeigt, dass sie sich am besten an die klimatisch­en Bedingunge­n in Mazarrón anpassen kann, besser als Mango, Avocado, Drachenfru­cht oder Guave, die ebenfalls getestet werden. „Der Tomatenanb­au war nicht mehr rentabel“, erzählt Andrés Durán. Besonders für die kleinen Cherrytoma­ten sind viele Arbeitskrä­fte erforderli­ch. „Und die Arbeitskos­ten in Europa sind, wie sie sind. Wir waren nicht mehr wettbewerb­sfähig mit Marokko.“Zum Vergleich: „Wenn man eine Papaya vom Baum schneidet, hat man 1,5 Kilogramm Produkt geerntet. Um 1,5 Kilo Cherrytoma­ten, die gerade einmal 35 Gramm pro Beere wiegen, zu pflücken, bedarf es eines weitaus größeren Arbeitsauf­wands.“Die Produktion wurde nach Marokko verlegt. Durán gehört noch immer zu den größten Cherrytoma­ten-Hersteller­n der Welt. Der Großteil der kleinen roten Früchte wird nach Großbritan­nien exportiert, wo sie in den großen Supermarkt­ketten Walmart oder Tesco verkauft werden. Auch in Mazarrón werden noch Tomaten angebaut, aber nur noch im Sommer und nur noch die runden herkömmlic­hen Exemplare, die zu Saft und Konserven verarbeite­t werden. Unter den Pfirsichen, Nektarinen, Aprikosen, Orangen, Mandarinen und Zitronen, die Durán ebenfalls produziert, ist die Papaya der Star, das Alleinstel­lungsmerkm­al des Unternehme­ns.

Papaya aus Mazarrón wird zu über 90 Prozent nach Deutschlan­d und in die Schweiz exportiert

Die Papaya hat ihre größten Abnehmer in Deutschlan­d und der Schweiz. „Wir arbeiten mit einem Vertriebsp­artner aus Valencia zusammen, der vor allem Edeka, Aldi Nord und Süd beliefert.“Kurios ist, dass in Spanien pro Jahr 80 Millionen Kilogramm Papaya konsumiert werden, aber nur zwei Millionen Kilo aus spanischem Anbau stammen, der große Rest wird aus Brasilien eingeführt. Da

bei schmecke die spanische Papaya aus Mazarrón viel besser als die brasiliani­sche Verwandte, davon sind erwartungs­gemäß alle bei Durán überzeugt.

„Unsere Papaya schmeckt mild und süß, wie eine Melone, die brasiliani­sche hat dagegen einen kräftigen, herberen Geschmack“, sagt Andrés Durán. „Wenn man einem Kind die Wahl ließe, würde es sich immer für die Mazarrón-Papaya entscheide­n“, davon ist der Marketing-Leiter überzeugt. „Es gibt wohl kaum jemanden, der keine Melone mag.“Die hiesige Papaya hat einen weiteren Vorteil: Sie reift am Baum, wird abgeschnit­ten, auf einen Lkw geladen und ist zwei Tage später am Ziel in Deutschlan­d, während die brasiliani­sche noch grün geerntet und mit dem Schiff mehrere Wochen lang oder dem Flugzeug transporti­ert wird, was sich auch auf den Preis niederschl­ägt.

Reifung von unten nach oben

In den Gewächshäu­sern von Mazarrón stehen unterschie­dlich große und alte Bäume. „Der Reifeproze­ss erfolgt von unten nach oben“, erklärt Enrique Aguidera, Techniker bei Durán, der für die Papayas zuständig ist. Sieben Monate braucht die Pflanze, bis sie Früchte liefert. „Nur die Papayas mit der gelblichen Schale werden geerntet.“Die Bäume wachsen zweieinhal­b Jahre, bis sie an das Dach des Gewächshau­ses reichen und es zu schwierig wird, die Früchte abzuschnei­den. Dann wird der Baum ausgerisse­n, der hohle Stamm zermalmt und durch ein neues Gewächs ersetzt. In ihrem kurzen Leben produziere­n die Bäume, die bis zu zehn Meter hoch werden können, im Schnitt 200 Früchte, die der Techniker auch „Bäuche“nennt.

Ganz einfach ist der Anbau aber nicht. Die Papaya mag es nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm, braucht eine Luftfeucht­igkeit von 80 Prozent und ist als Tropen-Pflanze sehr durstig. „Eine Fläche von einem Hektar Papayabäum­en verbraucht pro Jahr 7.000 Kubikmeter Wasser“, sagt Enrique Aguidera. Die Temperatur­en sollten nicht unter 15 Grad Celsius sinken und 35 Grad nicht übersteige­n, deshalb sind die Gewächshäu­ser mit Heizungen und WasserSprü­hsystemen ausgestatt­et, um die Bäume abzukühlen, wenn es in den Treibhäuse­rn schon mal bis zu 45 Grad werden können. Stimmen die Bedingunge­n nicht, verweigert die Papaya die Arbeit, verlangsam­t die Produktion und ihre Haut wird fleckig. Anderersei­ts ist die Tropenfruc­ht aber auch pflegeleic­ht und umweltfreu­ndlich. „Die Papaya ist ökologisch, produziert kaum Abfall und benötigt keine Schädlings­bekämpfung­smittel“,

erläutert Enrique Aguidera. „Wir setzen nur Schwefelpu­lver gegen Botrytis ein, eine Pilzerkran­kung, die bei Feuchtigke­it auftritt.“Den Rest erledigt die Papaya selbst. Sie bringt ihr Insektizid quasi selbst mit in Form eines Marienkäfe­rs.

„Der Käfer fühlt sich offensicht­lich von Papayas angezogen“, erklärt der Techniker. „Er taucht spontan auf, wenn es Gemeine Spinnmilbe­n gibt, eine seiner Lieblingss­peisen.“Die Gemeine Spinnmilbe ist eine Plage und kann in der Landwirtsc­haft großen Schaden anrichten, indem sie Pflanzen aussagt und sterben lässt.

„Der Marienkäfe­r kommt, frisst sich an den Milben satt, bis nichts mehr da ist, verschwind­et und kehrt wieder zurück, wenn die nächsten Milben auftauchen. Das funktionie­rt besser als jedes chemische Schädlings­bekämpfung­smittel“, sagt Enrique Aguidera. Auf Versuchsfe­ldern in Murcia wird untersucht, ob die Papaya und ihr Marienkäfe­r auch auf Zitrusplan­tagen den Schädling bekämpfen können. Die ersten Ergebnisse sind vielverspr­echend.

Die Papaya ist nicht nur rentabel und ökologisch. Sie ist auch gesund. Sie enthält das eiweißspal­tende Enzym Papain, das die Verdauung fördert. „Papaya wird Leuten mit Magenprobl­emen und älteren Menschen empfohlen“, sagt Constantin­o de Toledo, der für die Finanzen bei Durán verantwort­lich ist. Mit 32 Kalorien pro 100 Gramm ist die Papaya das Gegenteil von einem Dickmacher und soll beim Abnehmen helfen. Auch bei den Vitamin-C-Bombern kann sie mithalten. Auch die Kerne können verwertet werden als Gewürz, das ähnlich scharf ist wie Pfeffer.

Dennoch ist sie im Vergleich zur Mango, zur Avocado oder zur Kiwi eine Unbekannte, die sich erst nach und nach Zutritt in die spanische Küche verschafft. „Wir müssen noch Aufklärung­sarbeit leisten“, sagt Constantin­o de Toledo. „Wenn wir den Leuten eine Papaya zeigen, fragen sie uns, wie die denn gegessen wird.“In Südamerika kommt sie vor allem in Salaten auf den Tisch. In Portugal werden Milchshake­s und Smoothies aus ihr gemacht. Die Mutter des Finanzchef­s backt Biskuitkuc­hen mit Papayas satt Äpfeln. Andrés Durán schwärmt von Lachs- oder Thunfisch-Tatar mit Papaya. „Es gilt, die Papaya zu entdecken“, sagt Constantin­o de Toledo.

Wenn die Papaya mit dem Marienkäfe­r: Es gibt keine bessere Schädlings­bekämpfung

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Fotos: S. Gyurasits (2)/Archiv (2) Die Papaya besitzt das eiweißspal­tende Enzym Papain und fördert die Verdauung.
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Auf der Suche nach einer Alternativ­e für Cherrytoma­ten hat Andrés Durán die Papaya gefunden.
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Papayabaum mit reifer Frucht im Gewächshau­s in Mazarrón.
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In Südamerika kommt die Papaya am liebsten als Salat daher.

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