Sommer gelaufen
Tourismus-Debakel vertagt die wirtschaftliche Erholung in Spanien
Madrid – tl. Die hohe Zahl an täglichen Corona-Neuinfektionen haben die wirtschaftliche Erholung gestoppt. Nachdem 18 europäische Länder, darunter die wichtigsten Märkte Großbritannien, Deutschland und Frankreich, das Land oder Teile auf den Reise-Index gesetzt haben, geht dem Tourismus als wichtigstem Motor der Wirtschaft der Kraftstoff aus.
Die Hoffnung zu Beginn der Corona-Krise, dass aus dem steilen Absturz ein ebenso steiler Aufschwung – bildhaft in V-Form – folgen werde, ist dahin. Aus dem
V wird wohl ein unten ganz langgezogenes L werden. Bereits das erste Halbjahr war für den Tourismussektor eine Katastrophe. Aufgeschlüsselt nach den wichtigsten Märkten, ergab sich ein UrlauberRückgang aus Großbritannien von 75,5 Prozent, aus Deutschland von 74,7 Prozent und aus Frankreich von 69,8 Prozent. Bei den Ausgaben ergibt sich ein ähnliches Bild. Ausländer ließen sich den Urlaub im ersten Halbjahr insgesamt 11,8 Milliarden Euro kosten. Auch das waren 70,6 Prozent weniger im Vergleich zu 2019.
Und jetzt in der „Temporada Alta“die neuen Einschränkungen, die 18 Regierungen europäischer Länder für einen Spanien-Urlaub ausgesprochen haben. Die 90 Milliarden Euro, die Urlauber aus dem Ausland 2019 im Land gelassen haben, dürften weitgehend dahin sein. Rund drei Millionen Jobs stellt der Tourismus in Spanien.
Mehr Kurzarbeit
Von der Regierungsbank meldet sich nur Sozialversicherungsminister José Luis Escrivá zu Wort: Angesichts des Debakels plädierte Escrivá für eine Verlängerung der Kurzarbeit über den 30. September hinaus. Derweil hat die Regierung in Brüssel 20 Milliarden Euro aus dem 100 Milliarden Euro schweren Kurzarbeit-Programm „Sure“der EU-Kommission beantragt, um das ERTEProgramm zu stärken.
Auch der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM), aus dem 240 Milliarden Euro für das erste Corona-Hilfspaket der EU zur Verfügung stehen, versucht derzeit, Spanien einen 24-MilliardenKredit schmackhaft zu machen.