Dachziegel aus Seife: Kreativer Künstlertreff in Genalguacil
Acht Künstler präsentieren ihre Werke bei der 25. Ausgabe der Encuentros de Arte in Genalguacil
Ein Miniatur-Glockenspiel, vergängliche Dachziegeln aus Seife und mit Papier verkleidete weiße Wände – dies sind nur einige der Kreationen der acht Künstler, die noch bis zum 16. August an der Künstlerinitiative „Encuentros de Arte“in Genalguacil teilnehmen. Längst ist das Örtchen in der Serranía de Ronda Kunstkennern und Liebhabern moderner Kunst ein Begriff. Seit 1995 werden dort die Künstlertreffs organisiert. Einige der Werke bleiben im Ort und verwandeln ihn zu einem surreal anmutenden, farbenfrohen Freilichtmuseum. Glücklicherweise hat das Coronavirus Genalguacil bislang verschont, sodass das Event realisiert werden kann.
Vor kurzem wurde das Museum für zeitgenössische Kunst in Genalguacil erweitert. Dort sind permanente und wechselnde Ausstellungen zu sehen. 15 Tage lang schaffen die aus 200 Bewerbern ausgewählten Künstler ihre Werke in den Ateliers, die für das Publikum geöffnet sind. Die Besucher können auch ein verlassenes Haus besuchen, das die Künstlerin Ana Varea mit Gegenständen einer Bewohnerin in Genalguacil ausgestattet hat.
Inbegriff der Willkür
Die beiden Künstler Eduardo Rodríguez und José Manuel Ruiz präsentieren das Werk „Vino, jamón o teja“(dt.: Wein, Schinken oder Dachziegel). Als eine Besonderheit dieses Werks stellen sie heraus, dass es mit der Zeit verschwinden wird, da sich die Seife durch die Witterung auflöst. Sie betrachten diesen Prozess als Inbegriff der Willkür, als etwas, das der Mensch nicht kontrollieren kann. Herausragend ist auch die Idee des griechischen Künstlers Christos Papasotiriou, der den Geist Genalguacils musikalisch wiedergibt, und zwar in Form eines MiniaturGlockenspiels, das dem Glockenturm der Dorfkirche nachempfunden ist. Seit jeher diente das Glockenspiel als Kommunikationsmedium. Und auch heute spielt es noch eine bedeutende Rolle im Dorfleben.
Als Protagonisten tauchen auch die weißen Wände des Ortes auf. Ihr Relief ist mit verschiedenen Techniken auf Papier abgebildet. So bedient sich Jesús Palomino der Fotografie, um in 32 Fotos die verschiedenen Weißtöne und Schatten zu unterschiedlichen Tageszeiten herauszuarbeiten. „Die Farbe ändert sich je nach Lichteinfall“, so Palomino, dessen Bilder auch Sonnenaufgängeund -untergänge und vom Menschen geschaffene Elemente wie Straßenlaternen zeigen. Raquel Serrano skizziert die Struktur der Wände mit Graphit auf dünnem Karton. Auf diese Weise sind zehn Graphit-Drucke entstanden. Rafael Jiménez schafft Wandkacheln, die er mit farbiger Knete dekoriert. Hierbei ist Blau die dominierende Farbe. Er bedient sich der Technik der traditionellen andalusischen Fliesenkunst. Paula Valdeón hat sich von der grünen Landschaft, die Genalguacil umgibt, inspirieren lassen. Auf Stoff und Keramik zeichnet sie Landschaften und die für den Ort typischen Gebäude. Ana Varea hat einem verlassenen Gebäude Leben eingehaucht. In den Zimmern sind Werkzeuge von Antonia La Española zu finden. Bürgermeister Miguel Herrera zeigte sich sehr zufrieden mit den Projekten und der Auswahl der Jury, wenngleich aufgrund der Coronakrise in diesem Jahr statt der üblichen 13 nur acht Künstler teilnehmen konnten.
Die Farbe der Hauswände ändert sich je nach Lichteinfall
Weitere Informationen: www.genalguacil.es