Costa del Sol Nachrichten

Säulen einer neuen Stadt

Wie vor 30 Jahren der Fund des römischen Theaters Cartagena aus den Trümmern holte

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Cartagena – sw. Cartagena, Sommer 2020. Am Ende der Theater-Route durchs Archäologi­emuseum genießen wir noch den letzten „Saal“: Das römische Theater, bei Nacht toll beleuchtet. Die unglaublic­he Geschichte des Teatro Romano haben wir gerade gehört. Kaiser Augustus ließ es zur Stärkung seiner Macht bauen. 5 bis 1 vor Christus entstand das Theater für 7.000 Zuschauer.

200 Jahre zuvor hatten die Römer die „Neue Stadt“Quart Hadasht von den Karthagern erobert und in Carthago Nova, „Neu-Karthago“, umbenannt. Nach 600 Jahren Römer-Herrschaft kam das Ende: Vandalen fielen über die Stadt her und machten 425 den Markt, der nunmehr über dem Theater stand, dem Boden gleich.

Byzanz, das später noch kurz römische Ordnung brachte, baute ein Viertel drüber, das auch die Maurenzeit überstand. Im 13. Jahrhunder­t entstand wiederum darüber die Kathedrale Santa María, die im Bürgerkrie­g 1939 zerbombt und nie repariert wurde. Was blieb, war ein tristes Viertel in einem öden Cartagena. 1988 dann, bei einem Umbau, wurde jedoch eine römische Inschrift gefunden.

1990 folgte die Sensations­meldung: Ein ganzes – bestens erhaltenes – römisches Theater liege unter dem hässlichen Stadtteil am Hügel. Cartagena grub und schaufelte sich aus der Krise. Das Theater sorgte für einen Boom von Kultur und Tourismus. „Der Fund geschah genau im richtigen Moment für uns“, sagt Mar Giménez, Führerin im Museum. „Und er veränderte alles.“Alsbald mauserte sich Cartagena zur Stadt der Kulturen, die jedes Jahr ein großes Fest der „Römer und Karthager“feiert (im Corona-Jahr fällt es aus).

Dank der alten Säulen erfand sich Cartagena also wieder neu. Ein schönes Fazit dieser Tour im Museum. Ein letzter Blick durch das Theater, es ist nun ganz dunkel, ein frischer Wind zieht durch die strahlende 2020 Jahre alte Stätte. Karthager und Römer, Mauren und Christen, wie sie sich alle bekriegten – und doch nur Ruinen hinterließ­en. Ruinen, die an diesem Ort jedoch wundersam harmoniere­n, und auf denen die Identität einer ganzen Stadt steht.

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Foto: Ángel García Lauter Ruinen: Römische Säulen, maurisches Viertel, katholisch­e Kirche.

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