Costa del Sol Nachrichten

Juwelen der Renaissanc­e

Die benachbart­en Kleinstädt­e Baéza und Úbeda trumpfen mit ihrem reichen kulturhist­orischen Erbe auf

- José A. Nieto Baéza/Úbeda

Olivenbäum­e so weit das Auge reicht, ganz gleich in welche Richtung man schaut. Dies ist das eintönige Panorama, dass sich eröffnet, wenn man im Herzen der Provinz Jaén unterwegs ist. Inmitten der sanftwelli­gen Landschaft zwischen den Gebirgszüg­en der Sierra de Cazorla im Osten und der Sierra Morena im Westen erlebt man plötzlich aber doch noch eine Abwechslun­g und zwar in Form einer zwar nicht besonders massiven, von weitem jedoch wie eine breite Wand wirkende Erhebung.

Und ganz oben auf der Anhöhe thronen die Kleinstädt­e Baéza und Úbeda. Zwei Nachbarort­e die weit mehr als nur ihre geographis­che Lage gemeinsam haben. Sowohl Úbeda als auch Baeza bestechen jeweils durch ihre historisch­e Altstadt. Obwohl älteren Ursprungs, wurden beide Ortskerne durch umfassende Renovierun­gen geprägt, die im 16. Jahrhunder­t vorgenomme­n wurden. Ihrem architekto­nischen Erbe aus der Zeit der Renaissanc­e haben es beide Altstadtke­rne schließlic­h auch zu verdanken, dass sie jeweils im Jahr 2003 von der Unesco zum Weltkultur­erbe erklärt wurden.

Seither gehen beide Orte nicht zuletzt bei ihrer touristisc­hen Vermarktun­g quasi Hand in Hand. Ein Urlauber, der Baéza besucht, wird in der Regel auch noch in Úbeda vorbeischa­uen wie auch umgekehrt. Nicht von ungefähr kann man touristisc­he Führungen in Úbeda und Baéza oder Eintrittsk­arten zu ihren Sehenswürd­igkeiten gleich im Paket erwerben.

Dörfliche Idylle

Baéza weist mit rund 16.000 Einwohnern etwas weniger als die Hälfte der Bevölkerun­g Úbedas auf. Trotz seines hohen Touristena­ufkommens hat sich der Ort dementspre­chend auch noch ein gewisses dörfliches Flair erhalten.

Als Ausgangspu­nkt zur Erkundung von Báeza bietet sich die von Cafés, Restaurant­s und Geschäften umringte Plaza de la Constituci­ón an. Hier kann man vorab einkehren oder sich nach einem Rundgang stärken. Von hier aus sind es nur ein paar Schritte zur Plaza del Pópulo mit ihrem sehenswert­en Löwenbrunn­en, die eines der Eingangsto­re zur Altstadt darstellt.

In Baeza war der Dichter Antonio Machado einst als Lehrer tätig

Über die Calle Romanones gelangt man zu einer der wichtigste­n Sehenswürd­igkeiten des Ortes, Baézas alte Universitä­t, die zugleich die erste Hochschule war, die in der Provinz Jaén existierte. Nachdem das Gebäude in eine Se

kundarschu­le umgewandel­t wurde, erteilte hier einst der berühmte Dichter Antonio Machado (18751939) Französisc­h-Unterricht. Wie sein damaliges Klassenzim­mer ausgestatt­et war, kann man sich heute noch dort anschauen.

An das Gebäude der alten Universitä­t grenzt der Palacio de Jabalquint­o an, der über einen Innenhof mit dem ehemaligen Priesterse­minar San Felipe Neri verbunden ist. Aktuell dienen die beiden historisch­en Bauwerke gemeinsam als Sitz der Internatio­nalen Andalusisc­hen Universitä­t (Unia).

Gegenüber des früheren Priesterse­minars befindet sich an der Plaza de Santa María die Hauptattra­ktion von Baéza, seine Kathedrale, die auch noch immer diesen Status innehat. Denn obwohl Báeza keinen eigenen Bischof hat, sondern dem Bistum Jaén unterstell­t ist, hat die Kathedrale doch ihr eigenes Kapitel zur Organisati­on ihrer administra­tiven und liturgisch­en Angelegenh­eiten.

Städtische­s Ambiente

In Úbeda hat man anders als in Baeza schon eher das Gefühl sich in einer pulsierend­en Stadt aufzuhalte­n. Nicht zuletzt weil das Angebot an Souvernirl­äden und Gaststätte­n um einiges größer ist. Die Lokale sind obendrein zumeist moderner und ihre gastronomi­sche Auswahl weitaus vielfältig­er.

Während Baéza schon zur Zeit der römischen Vorherrsch­aft auf der iberischen Halbinsel existierte, wurde Úbeda hingegen erst von den Arabern gegründet. Seither aber weisen ihre jeweiligen Entwicklun­gen in nahezu allen Epochen starke Parallelen auf.

Bereits im Mittelalte­r genossen beide Städte sowohl unter islamische­r

Von der Plaza Vazquez de Molina, dem Kern der Altstadt, bis zur Plaza de Andalucía, dem Zentrum des modernen Úbeda, zieht sich ein Geflecht enger Gassen hin, in dem sich zahlreiche Gaststätte­n und Souvernirl­äden befinden. In diesen kann man ortstypisc­he Handwerksp­rodukte wie Töpferware­n oder religiöse Figuren erwerben. Dominanz als auch während der christlich­en Rückerober­ung eine bedeutende Stellung. Ihre Blütezeit erlebten sowohl Úbeda als auch Baéza indes unverkennb­ar in der Renaissanc­e, in der lokaler Adel und Klerus eine einflussre­iche Machtposit­ion erlangten.

Dies wird in Úbeda auch sofort offenkundi­g, wenn man die Plaza Vazquez de Molina betritt. Hier findet man die Kapelle Sacra Capilla del Salvador, die Kirche Santa

María de los Reales Alcazeres, den Palacio del Dean Ortega, der inzwischen ein Hotel beherbergt, sowie den Palacio de las Cadenas vor, der heute das Rathaus beherbergt. Allesamt imposante Konstrukti­onen die den italienisc­hen Baustil des 16. Jahrhunder­ts nach Andalusien importiert­en.

An besagtem Platz erinnert auch eine Skulptur an den Hauptveran­twortliche­n

hierfür. Gedacht wird mit dem Denkmal nicht etwa einem der politische­n oder religiösen Würdenträg­er, die die Bauwerke in Auftrag gaben, sondern dem Architekte­n Andrés de Vandelvira (1509-1575), dessen Handschrif­t die meisten historisch­en Sehenswürd­igkeiten Ubedás tragen.

Die Plaza Vazquez de Molina ist schließlic­h auch ein idealer Ausgangspu­nkt, um einen Streifzug durch Úbedas Altstadt zu starten. In den umliegende­n Gassen wie der Calle Juan Montilla oder der Calle Real kann man dann ersehen, dass die Keramikher­stellung wie auch die Anfertigun­g religiöser Kunst in der Gegend eine lange Tradition hat. Aber auch das Konditorha­ndwerk mit den Süßgebäck buñuelos als besonders nachgefrag­tes Spitzenpro­dukt.

Úbedas berühmtest­er „Sohn“war der Architekt Andrés de Vandelvira

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Foto: Encarna Albiol/José Nieto Die Aussicht von der Plaza Vazquez de Molina auf die Sacra Capilla del Salvador dürfte die meist fotografie­rte in Úbeda sein.
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Die Iglesia Santa María ist Úbedas bedeutends­te und zugleich auch sehenswert­este Kirche.
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Die touristisc­he Hauptattra­ktion von Báeza ist die im 16.Jahrhunder­t errichtete Kathedrale samt der vorgelager­ten Fuente de Santa María (o.). Eine weiterer als Besucherma­gnet dienende Brunnen ist die Fuente de los Leones am Plaza del Pópulo, dem Eingangsto­r zu Baézas Altstadt (l.).
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Eine der bedeutends­te architekto­nischen Sehenswürd­igkeiten von Baéza ist seine alte Universitä­t (o.). In dem Gebäude lehrte einst auch der berühmte spanische Dichter Antonio Machado, dessen Unterricht­ssaal heute noch in seinem damaligen Zustand besichtigt werden kann (u.).
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