Regionales West-Nil-Virus importiert
25 Personen mussten bereits mit Hirnhautentzündung ins Krankenhaus eingeliefert werden
Sevilla – jan. Als ob ihre Gesundheit mit dem Coronavirus nicht schon genug gefährdet sei, müssen die Bewohner zweier Gemeinden der Provinz Sevilla – Coria del Río und Puebla del Río – nun auch noch mit einer zusätzlichen Plage fertig werden. Dort mussten bislang schon 25 Personen, die sich das West-Nil-Virus eingefangen hatten, mit einer Meningoenzephalitis in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Von diesen 25 in stationärer Behandlung befindlichen Personen mussten neun im akuten Zustand auf die Intensivstation verlegt werden. Über Anzeichen, die auf eine Infektion mit dem West-Nil-Virus hinweisen wie etwa Kopfschmerzen, Fieber, Schwindel, Übelkeit, oder Nackenstarre klagen in den beiden genannten Gemeinden bereits 31 Personen. Das Virus dürften, da in der Regel nur ein Fünftel der Infizierten erkrankt, noch weit mehr Personen in sich tragen.
Mücken als Überträger
Das durch Stechmücken übertragene West-Nil-Virus infiziert in erster Linie Vögel, kann aber auch auf Pferde und andere Säugetiere übergreifen. Möglich ist auch eine Ansteckung des Menschen, bei dem eine Infektion in 80 Prozent der Fälle indes symptomfrei bleibt. Kommt es doch zu einer Erkrankung beim Menschen, wird diese als West-Nil-Fieber bezeichnet.
In der Regel weist der Erkrankte der Grippe ähnelnde Symptome auf. Das Virus kann unter Umständen
aber auch die Blut-HirnSchranke passieren und eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) oder der Hirnhäute (Meningitis) auslösen, die in seltenen Fällen sogar zum Tod führen kann. Das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs ist wie beim Coronavirus bei älteren Menschen höher.
Anders als beim Coronavirus können sich Menschen allerdings nicht gegenseitig anstecken, sondern nur durch den Stich einer vom West-Nil-Virus befallenen Mücke infizieren. Die andalusischen Gesundheitsbehörden haben den Einwohnern von Coria del Rio und Puebla del Rio daher eine Reihe
von Empfehlungen ausgegeben, um Mückenstiche zu verhindern.
So sollten sie zum Beispiel Mücken abweisende Sprays oder Lotionen benutzen, auf intensiv riechende Deos oder Parfüms verzichten, die Haut komplett verdeckende Kleidung tragen, Türen und Fenster mit Moskitonetzen versehen und das Licht nachts besser ausgeschaltet lassen. Vor allem aber sollten sie Aufenthalte in feuchten Zonen meiden, insbesondere morgens und abends.
Vögel als Transportmittel
Die beiden Gemeinden befinden sich schließlich am Ufer des Guadalquivir und sind obendrein von Sumpfgebieten umgeben. In diesen haben die Rathäuser der beiden Ortschaften auch schon die Ausräucherungen intensiviert, um die als Asiatische Buschmücke oder auch als Japanischer Buschmoskito bekannten Insekten möglichst zu vertilgen. Nach Andalusien dürfte die Plage durch Wandervögel gelangt sein, da diese der Hauptwirt dieser Mückenart sind.
Außer in der Provinz Sevilla dürfte sie auch schon in den Provinzen Cadíz und Huelva präsent sein. Denn die andalusische Regierung hat bestätigt, dass in den Ortschaften Jerez de la Frontera sowie in Gibraleón jeweils ein Pferd an West-Nil-Fieber erkrankt ist. Und dort, wo die Japanischen Buschmücken in Europa vorkommen, könnten sie laut Experten einheimische Mückensorten wie die Gemeine Stechmücke verdrängen.