Sichere Schulen?
Mitte September fängt die Schule wieder an – Spanien setzt auf Präsenzunterricht
Viele Familien sorgen sich um den unmittelbar bevorstehenden Schulstart. Denn der Ministerpräsident Pedro Sánchez hat sich trotz Coronavirus-Krise für Präsenzunterricht in den Schulen ausgesprochen. Die Regelung in den einzelnen Regionen obliegt aber den Landesregierungen.
Madrid – sk. Der Schulanfang rückt unaufhaltsam näher und in vielen Familien herrscht große Unsicherheit wegen der CoronavirusKrise. Auch in Spanien liegt das Schulwesen in der Hand der Regionen, weshalb sich je nach Lage der Epidemie vor Ort drei Szenarien auftun: Klassenunterricht, Videounterricht und ein Mischmodell. Nun hat sich Ministerpräsident Pedro Sánchez am Dienstag klar für den Präsenzunterricht, einen „normalen“Schulbeginn ausgesprochen und den Eltern Covid-19-freie Zentren versprochen. „Die Türen der Schulen müssen sich öffnen“, sagte Sánchez.
Damit scheint zumindest der Ministerpräsident in der neuen Normalität angekommen und nicht gewillt zu sein, seine Richtlinienkompetenz nach der Entwicklung der Coronavirus-Fallzahlen auszurichten. Offen bleibt jedoch, wie die Regionen das umsetzen. Murcia und Madrid haben sich in ersten Verlautbarungen weitaus weniger enthusiastisch über reinen Präsenzunterricht gezeigt.
Als erste Region hat Katalonien einen Plan für den Schulanfang am 14. September vorgestellt. Die dortige Landesregierung schloss kategorisch eine Schließung der Schulen wie zu Zeiten des Notstand aus. „Wir können nicht zulassen, dass die Coronavirus-Epidemie die Bildung einer ganzen Generation unterbricht“, sagte der dortige Kultusminister Josep Bargalló. Katalonien versucht, durch eine zeitliche
Staffelung bei Unterrichtsbeginn, Pausen und Unterrichtsschluss die Ansammlung vieler Schülern zu verhindern. Maskenpflicht besteht für alle Schüler ab der Sekundarstufe. Die Klassen sollen gering gehalten werden, auch wenn die Region wider Empfehlung der Experten nicht in allen Jahrgängen die maximale Klassenstärke reduziert hat. Ferner soll Fieber gemessen werden und in einem ersten Anlauf 500.000 PCR-Tests an den Schulen durchgeführt werden. Die Landesregierung vertraut auf die einzelnen Zentren, dass sie flexibel auf die Epidemie reagieren und ihren örtlichen Gegebenheiten entsprechend Hygiene und sanitäre Sicherheit garantieren.
Am Donnerstag kommen nun die Ministerpräsidenten, Kultusminister und Regierungsvertreter zu einer großen Konferenz zusammen, um weitere Einzelheiten für den Schulanfang festzulegen. Sicherlich eine erst Probe für das föderale Modell in Krisenzeiten und für die von Sánchez geforderte Einheit über die verschiedenen Verwaltungsstrukturen hinweg.
Wichtig ist, dass Spanien dem Präsenzunterricht Priorität einräumt. Der Online-Unterricht während der Quarantäne riss aus vielen Gründen tiefe soziale Gräben auf. Viele Familien verfügen weder über genug Computer noch können sie in ihren Wohnungen Kindern Rückzugsmöglichkeiten geben. Schwierig gestaltet es sich für Eltern, ihre Arbeit mit dem Online-Unterricht der Kinder zu vereinbaren. Vor allem bei zwei oder mehreren Kindern und dem Unterricht gemäß einem Mischmodell dürfte das Organisationtalent von Mami und Papi auf eine harte Probe gestellt werden.
Katalonien legt bereits Plan für Schulanfang ab 14. September vor