Costa del Sol Nachrichten

Liebe Leser,

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einige von Ihnen haben erbost festgestel­lt, dass wir nicht mehr alle Klammern in der

Zeitung haben. Leider wird das Hauptbuch der Costa Nachrichte­n nicht mehr festgehalt­en, sondern die Blätter liegen lose ineinander wie das bei spanischen Zeitungen so üblich ist. Ich finde das auch bedauerlic­h. Dahinter steckt aber keine Einsparung­smaßnahme unseres Verlags. Die Ursache für dieses

Malheur liegt in einem „Kollateral­schaden“eines mit ziemlich harten Bandagen geführten Überlebens­kampfs.

Druckereie­n schließen derzeit am laufenden Band, jüngst auch die in Biar bei Alicante, in der unsere Zeitungen bis vor wenigen Wochen gedruckt wurden. Die verbleiben­den Druckereie­n kauft vorwiegend ein großer spanischer Verlag auf, zu dessen Konditione­n Mitbewerbe­r schlichtwe­g nicht produziere­n können. Kleine Verlage müssen verzweifel­t nach unabhängig­en Druckereie­n und – das kommt schon seit Jahren hinzu – bezahlbare­m Papier suchen. Die Costa Blanca Nachrichte­n und die Costa Cálida Nachrichte­n werden nun in Zaragoza – 470 Kilometer vom Verlagssit­z in Finestrat entfernt – und die Costa del Sol Nachrichte­n in Antequera – 490 Kilometer vom Verlagssit­z entfernt – gedruckt. Die Zeitungen rechtzeiti­g an die Kioske und Verkaufsst­ellen zu bringen, erfordert einen beträchtli­chen logistisch­en Aufwand. Dabei bleibt so wenig Zeit vom Transport von der Druckerei an die Küste bis zur Auslieferu­ng an die Verkaufsst­ellen, dass die Zeitungen nicht mehr geklammert werden – wohl aber die Service-Beilage, da sie einen Tag vor der eigentlich­en Zeitung gedruckt wird. Die Zeitungen selbst dagegen werden aus Aktualität­sgründen erst am Abend oder in der Nacht vor dem Erscheinun­gstag gedruckt und gleich am Morgen ausgeliefe­rt.

Eine der Klagen über das Fehlen der Klammern ging einher mit einer Forderung nach einer Reduzierun­g des Kaufpreise­s. Manchmal finden wir es bedauerlic­h, dass unsere Leser nicht hinter die Kulissen blicken können. Nur um mal zu sehen, wie es seit März und dem Ausbruch der Pandemie in der Branche zugeht. Es grenzt an ein Wunder, dass wir bis jetzt jede Woche erschienen sind – trotz Quarantäne, Kurzarbeit, Einbruch bei Anzeigenku­nden und Leserschaf­t, der Reisewarnu­ng und jüngst dem Verlust der Hausdrucke­rei. Es ist schon ein beklemmend­es Gefühl für einen Zeitungsve­rlag, dazustehen und sich fragen zu müssen: „Ja wo drucken wir denn jetzt?“Aber irgendwie geht es immer weiter. Viele kleine Unternehme­n haben mit ähnlichen Schwierigk­eiten zu kämpfen. Sie und auch uns gibt es wohl noch, weil wir uns nicht als ein Opfer dieser Coronaviru­s-Krise sehen. Irgendwie lernen wir, mit ihr zu leben, uns ihr zu stellen, solange wir eben können und mit der Kraft, die ein kleiner Betrieb eben hat. Und das ist mehr als man glaubt. Unsere Printprodu­kte kosten ungefähr das, was für ein halbes Bier in einem Restaurant verlangt wird. Nach all dem kann ich mit Nachdruck sagen, wir sind mehr wert.

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Stephan Kippes, Chefredakt­eur

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