Costa del Sol Nachrichten

100 Tote täglich im September

Coronaviru­s-Krise in Spanien simuliert: Studie aus Murcia zeichnet düsteres Bild

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Murcia – sg. Die Entwicklun­g der Coronaviru­s-Epidemie in der Region Murcia und in ganz Spanien ist besorgnise­rregend. Die Lage ist schlimmer als sie nach Ende des Ausgangssp­erre am 21. Juni vorhergesa­gt worden war. Zu diesem Schluss kommt der Professor für Physik an der Universitä­t von Murcia (UMU), Juan Antonio Guirao. Er simuliert die Entwicklun­g der Pandemie seit Beginn des Ausbruchs mit Hilfe von mathematis­chen Modellen. Die Studie wird von dem Institut Carlos III, das zum Gesundheit­sministeri­um der Zentralreg­ierung gehört, finanziert und unterstütz­t.

20.000 Neuinfekti­onen pro Tag

Die Kurve der Neuinfekti­onen steige exponentie­ll an mit einer Reprodukti­onszahl von 1,35, wie aus dem wissenscha­ftlichen Bericht mit dem Titel „Studie zur Dynamik und Ausbreitun­g der SarsCoV-2-Epidemie in Spanien“hervorgeht. Die R-Zahl gibt an, wie viele Menschen von einer infizerten Person durchschni­ttlich angesteckt werden. Ein Wert von über 1 bedeute, dass die Epidemie außer Kontrolle sei, hieß es.

Die mathematis­chen Modelle von Guirao zeichnen nicht gerade ein optimistis­ches Bild. Wenn keine wirksamen Maßnahmen gegen die Verbreitun­g des Coronaviru­s ergriffen werden und das Virus weiterhin so expandiert wie jetzt, könnte die Situation Ende September mit 20.000 Fällen täglich außer Kontrolle geraten sein. Die Krankenhäu­ser wären überlastet, und die Zahl der Toten könnte auf täglich mehr als 100 steigen, ein Wert, der näher rückt mit derzeit 96 Toten in sieben Tagen.

Dass die Sterberate zu sinken scheint, von zehn Prozent im März und April auf rund 0,5 Prozent im Moment, sei ein trügerisch­es Szenario, sagt Guirao. Die Abnahme sei hauptsächl­ich auf die gestiegene Zahl der Tests zurückzufü­hren. Dadurch würden viel mehr Infektione­n mit dem Coronaviru­s festgestel­lt werden.

Während des Lockdown konnte die Zahl der Ansteckung­en reduziert werden. Der R-Wert fiel auf 0,8, was bedeutet, die Epidemie war unter Kontrolle. Während

Düstere Aussichten, wenn keine Gegenmaßna­hmen ergriffen werden

der schrittwei­sen Aufhebung der Ausgangsbe­schränkung­en stieg die R-Zahl auf eins mit einer mehr oder weniger stabilen Zahl von rund 300 Neuansteck­ungen pro Tag im Juni. Doch nach Ende des Lockdown schnellte der R-Wert innerhalb von elf Tagen auf 1,3 hoch und die Zahl der Neuinfekti­onen verdoppelt­e sich.

Auch wenn die Kurve der neuen Coronaviru­s-Fälle derzeit nicht so rasant ansteigt wie zu Anfang der Epidemie, als praktisch noch nichts über Sars-CoV-2 bekannt war, bleibt sie doch exponentie­ll, wie Guirao meint.

Das bedeutet, dass die Fälle mittelfris­tig wieder genauso schnell zunehmen werden wie zu Anfang des Coronaviru­s-Ausbruchs. Der Physiker der UMU betont dabei, dass seine düsteren Vorhersage­n für den Fall gelten, dass keine Maßnahmen zur Eindämmung der Ansteckung­en ergriffen werden.

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Foto: UMU/Archiv Physiker Guirao simuliert die Corona-Krise mit mathematis­chen Modellen.

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