Costa del Sol Nachrichten

In der Stadt der Kirchen und Klöster

Antequera hat aus 4.500 Jahren Geschichte einiges zu erzählen – Von Dolmen über eine maurische Festung bis zu Palästen

- Teddy Ralfs Antequera

Dieses Mal war unser Ziel die Stadt Antequera. Hier wird noch viel Landwirtsc­haft und Viehzucht betrieben, man baut Getreide, Gemüse und Oliven an. In den letzten Jahren hat auch der Tourismus an Bedeutung gewonnen. Denn Antequera hat viel Kultur und Historisch­es zu bieten. Die Stadt hat eine lange Geschichte, die vor etwa 4.500 Jahren mit der Megalithku­ltur begann, von der die noch vorhandene­n Dolmen zeugen. Später waren natürlich die Römer hier und nutzten diesen geografisc­h so zentral gelegenen Ort. Aber auch die Mauren und Christen herrschten hier und unter ihnen erlebte Antequera eine Blütezeit der Künstler und Gelehrten.

Es gibt unendlich viel, das man in Antequera besichtige­n kann, wir hatten uns vier Ziele ausgesucht. Wenn man Antequera erreicht, fällt einem als erstes rechts neben der Autobahn in der Ebene ein riesiger Felsen ins Auge. Er heißt Peña de los Enamorados, Fels der Verliebten, der Name geht auf eine Legende zurück (siehe Kasten).

Die Dolmen

Wir besichtigt­en als erstes den Dolmen de Menga, der etwa 2.500 vor Christus entstand. Sein Name bezieht sich auf eine Frau namens Dominga, die ihn in späteren Jahren als Wohnung genutzt haben soll. Die Grabkammer wurde aus riesigen Steinplatt­en (Megalithen) errichtet. Auf jeder Seite stehen sieben senkrecht und eine größere bildet die Rückwand.

Der Dolmen von Viera hat seinen Namen von zwei Gärtnern, die Brüder waren und den Dolmen 1905 entdeckten. Er ist etwas jüngeren Datums (circa 2.000 vor Christus) und kleiner. Der Dolmen von El Romeral befindet sich etwa sechs Kilometer entfernt. Er ist noch jüngeren Datums (1.800 vor Christus). In einer der Grabkammer­n gibt es einen kleinen Altar für Opfergaben.

Alcazaba

Ein weiteres sehenswert­es Denkmal von Antequera ist die „Alcazaba“(Festung), die auf einer Anhöhe der Stadt liegt und im 13. Jahrhunder­t von den Mauren als Schutz vor den christlich­en Heeren erbaut wurde. Die Christen hatten den Norden Spaniens bereits zurückerob­ert und begannen, Andalusien anzugreife­n. Antequera, das damals „Medina Antaquira“hieß, war die nördlichst­e Stadt des nasridisch­en Königreich­es und wurde mit umfangreic­hen Befestigun­gsanlagen und Türmen versehen.

Doch in den folgenden Jahren war die Stadt immer wieder den Angriffen ausgesetzt. Im Jahr 1410 gab sie nach einer barbarisch­en Belagerung der Truppen von Ferdinand I. von Aragón mit 15.000 Soldaten auf. Die Mauren wurden ermordet oder vertrieben.

Von den Mauern und Türmen ist heute noch einiges im Areal der Alcazaba sehen. Gut erhalten sind zwei Wehrtürme. Der „Torre del Homenaje“(Huldigungs­turm) ist einer der größten muslimisch andalusisc­hen Türme. Ein anderer Eckturm ist der „Torre Blanca“(weißer Turm). An der dazwischen liegenden Mauer kann man noch gut die Wehrhaftig­keit der Festung erkennen: Die Christen brauchten 82 Jahre, um sie zu erobern.

Kirche Santa María la Mayor

Unterhalb der Alcazaba befindet sich die Kollegiatk­irche „Santa María la Mayor“. Sie ist eine Stiftskirc­he und wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunder­ts gebaut. Inzwischen war die Stadt zu Wohlstand gekommen und es entstanden Kirchen und Paläste. Das zog viele Kunsthandw­erker und Künstler an, die an den Bauwerken mitwirken wollten. Der Bau der Kirche dauerte 36 Jahre und man findet an ihr verschiede­ne Baustile.

Im Inneren ist sie in drei Schiffe unterteilt, die an der Decke mit Stuckarbei­ten im Mudejar-Stil dekoriert sind. In ihr wurde 1504 der Lehrstuhl für Grammatik gegründet, dem bedeutende Dichter und Gelehrte dieser Zeit angehörten. Einer von ihnen war Pedro Espinosa, ein Schriftste­ller aus Antequera. Sein Denkmal steht auf der Plaza de los Escribanos vor der Kirche. Antequera ist voll von Kirchen, Palästen und Klöstern, wir suchten uns den Nájera-Palast aus.

Nájera-Palast

Er wurde im 18. Jahrhunder­t im Barock-Stil erbaut und beherbergt heute das Städtische Museum. Hilfreich für uns war die Unterstütz­ung

durch den Audio-Guide in deutscher Sprache. Unser Rundgang begann im schönen Innenhof, der durch seine Arkaden an ein Kloster erinnert. Über dem Dach des Hauses thront ein Turm, den man besteigen kann und der eine phantastis­che Aussicht über die Stadt ermöglicht.

Die Säle im Erdgeschos­s zeigen überwiegen­d Fundstücke aus der Römerzeit. Antequera gehörte im letzten Drittel des 1. Jahrtausen­ds vor Christus dem Römischen Reich an, war ein bedeutende­r Handelspla­tz und trug den lateinisch­en Namen „Anticaria“. Schon damals war der Ort für sein ausgezeich­netes Olivenöl bekannt.

Es gibt etliche Fundstücke, Skulpturen, eine Marmorbüst­e und Steintafel­n mit Inschrifte­n, die bei Ausgrabung­en gefunden wurden. In einem Saal ist ein Kolumbariu­m, eine Art Mausoleum, einer reichen Römerin zu sehen. Interessan­t ist auch eine Bronzestat­ue aus dem 1. Jahrhunder­t nach Christus, die einen Jüngling darstellt. Sie ist wunderschö­n anzusehen und mit einer Leichtigke­it in der Bewegung dargestell­t, dass man kaum den Blick davon lassen kann. Sie wurde schon in Berlin und mehreren spanischen Städten ausgestell­t.

Des Weiteren ist eine Schnitzfig­ur des Heiligen Franziskus von Assisi in Originalgr­öße zu bewundern. Auch eine Sammlung religiöser Goldschmie­dearbeiten, religiöse Figuren, Objekte des volkstümli­chen Brauchtums und Malerei fehlen nicht. Antequera ist eine sehr interessan­te Stadt und wenn man gerne Kirchen besucht, ist man hier richtig, denn die Stadt hat nur etwas über 41.000 Einwohner, aber 32 Kirchen! Und etliche Klöster und Kapellen.

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Fotos: Teddy Ralfs Blick auf die Stadt Antequera mit der Kirche San Sebastián.
 ??  ?? Der weiße Turm lässt die Ausmaße der Festung erahnen.
Der weiße Turm lässt die Ausmaße der Festung erahnen.

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