Pizza ohne Corona, bitte
Der Anfang war harmlos. „Welche Pizzeria könnt ihr empfehlen, die viel Platz hat, wo man gut mit Kindern essen kann?“, so die Frage in einer Facebook-Gruppe mit Tipps für Alicante. Sofort trudelten Antworten ein. Die oder jene Pizzeria sei die beste, hieß es. Bis jemand schrieb: „Gar keine. Kinder bleiben zu Hause. Sonst beschwert ihr Eltern euch, dass es wegen Corona keine Schule gibt“.
Eine ältere Dame hatte den Post verfasst, der die Frage nicht beantwortete und nicht allzu nett klang, aber auch nicht beleidigend war. Eine Lawine rollte dennoch los – aus Likes, verärgerten Smileys und hundert Antworten in Rekordzeit. Nicht wenige ließen die Frau hochleben. „Sie hat ja recht, in Zeiten von Corona.“„Endlich sagt’s mal einer. Immer mehr Covid-Fälle, doch Kinder überall.“
Doch auch Anfeindungen erntete die Dame. Sie sei „alt und frustriert“, spiele die Moralpolizei und solle als Teil der Risikogruppe selbst daheim bleiben. Die Diskussion um die Frau wurde wichtiger als das Thema der gestellten Frage. Eines wurde offensichtlich: Die öffentliche Meinung zu Corona – zumindest in jener Facebook-Gruppe – gleicht einer in Stücke geschnittenen Pizza.
Ob es nun ethisch vertretbar ist, in Corona-Zeiten in Spanien mit Kindern eine Pizza zu essen, wurde in den mittlerweile 250 Beiträgen des Threads nicht endgültig geklärt. Wie die CN erfuhr, war die Familie, die die Frage gestellt hatte, lecker essen. Das geräumige
Lokal war menschenleer, denn sicherheitshalber ging man etwas später als zur in Spanien gewohnten Essenszeit hin.