Menschenwürde mit Füßen getreten
Skandalvideo von Umgang von Altenpflegerinnen mit Senioren sorgt in Spanien für Aufsehen
Terrassa – sk. Ein beklagenswerter Einzelfall, Folge einer Überbelastung oder ungewollte Einblicke in menschlichen Abgründe? Die Seniorenresidenz Mossèn Horns in Terrassa bei Barcelona hat zwei Pflegerinnen entlassen, weil sie eine pflegebedürftige Seniorin misshandelt haben sollen.
Die Kündigung basiert auf einem Video, das die Krankenpflegerinnen auf Instagram veröffentlicht haben und das für jeden einsehbar ist. Offensichtlich waren die beiden Frauen sich keiner
Schuld bewusst. Eine physische Misshandlung ist nicht zu sehen. Schockierend ist vielmehr, wie die beiden Angestellten sich über eine pflegebedürftige Person lustig machen und ihre menschliche Würde verbal mit Füßen treten.
Geschmacklose Kommentare
Nur weil ein Pflegefall nicht schnell genug isst und die Tablette nicht schluckt. Zwischen den geschmacklosen und bitter-ironischen Kommentaren klingt aber auch durch, wovor einige Regionalregierungen
wie die in Valencia oder Gewerkschaften warnen – vor der Überbelastung des Personals wegen der Coronaviruskrise und fehlenden Investitionen.
Derzeit erfasst das Gesundheitsministerium 1.100 Infektionsherde in Spanien, ein Anteil von 7,4 Prozent wird den Seniorenresidenzen zugeordnet. „Diese Infektionsherde besorgen uns am meisten, aber es sind auch diejenigen, gegen die wir die größten Anstrengungen unternehmen“, sagte Fernando Simón, Leiter des nationalen Krisenkoordinationszentrums. Vor dem Hintergrund zunehmender Corona-Infektionszahlen hat die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen die Zustände in Seniorenwohnheimen kritisiert. Dringende Maßnahmen seien nötig, um die Bewohner besser zu schützen. So wird im Bericht ein Feuerwehrchef zitiert, der von Senioren erzählte, die gegen deren Willen eingesperrt waren. „Es gab viele Menschen, die an den Türen klopften und inständig darum baten, rausgehen zu dürfen. Ein Horror“.