Costa del Sol Nachrichten

Gefährdete­s Naturparad­ies

Bericht zur Lage des Nationalpa­rks: Umweltorga­nisation WWF benennt Bedrohunge­n in Doñana

-

Huelva – jan. Doñana ist nicht nur Heimat, Winterdomi­zil oder Rastplatz unzähliger Zugvögel auf ihren Wanderunge­n zwischen Europa und Afrika. Der im Mündungsge­biet des Guadalquiv­ir gelegene Nationalpa­rk, als solcher ist Doñana seit 1969 anerkannt, ist auch Spaniens wichtigste­s Feuchtgebi­et. Über eine mehr las 54.000 Hektar große Fläche erstreckt sich der Nationalpa­rk an der andalusisc­hen Atlantikkü­ste, hinzu kommt eine über 68.000 Hektar große, als Naturpark geschützte Fläche, die quasi als Pufferzone dient.

Mitarbeite­r der Naturschut­zorganisat­ion WWF, die sich seit Jahrzehnte­n intensiv mit Doñana befasst und sich für die Erhaltung der Flora und Fauna des Nationalpa­rks einsetzt, haben das gesamte Gebiet, das 25 Gemeinden im Grenzgebie­t der Provinzen Cádiz, Huelva und Sevilla umfasst, eingehend analysiert. Ihre Ergebnisse haben sie in einem umfassende­n Bericht dargelegt, der unlängst den Medien präsentier­t wurde.

Illegale Wasserentn­ahme

Bis zu 40 das Feuchtgebi­et gefährdend­e Umweltprob­leme hat WWF ausgemacht und in seiner Studie aufgeführt. Die akuteste Bedrohung sei der zunehmende Entzug der für Doñana wichtigste­n Ressource: das Wasser. Ein Umstand, den die Umweltorga­nisation seit Jahren immer wieder anzeigt. Nachdem der Europäisch­e Gerichtsho­f diesbezügl­ich die Verletzung einschlägi­ger EU-Direktiven monierte, habe Spanien im Februar vergangene­n Jahres schließlic­h reagieren und eine Überausbeu­tung der Grundwasse­rreserven in Doñana feststelle­n müssen.

Obwohl in der Folge zahlreiche illegale Brunnen versiegelt wurden, halte der massive Wasserraub im Umfeld des Nationalpa­rks aber weiter an. Noch immer werde ohne Genehmigun­g aus über 2.000 Brunnen Wasser geschöpft, um eine mehr als 1.600 Hektar große Nutzfläche zu bewässern, auf der vor allem Erdbeeren und andere Beerensort­en gezüchtet werden. Die illegalen Plantagen müsste die andalusisc­he Landesregi­erung eigentlich stilllegen, nur komme sie dieser Pflicht kaum nach.

Industrie und Bergbau

Weitere Bedrohunge­n des Feuchtgebi­etes seien unter anderem die unzureiche­nde Entsorgung und Klärung der Abwässer, die nur in sieben der 25 Gemeinden des Nationalpa­rks nicht zu beanstande­n sei, sowie die Verschmutz­ung von Luft und Wasserr durch den unweit von Doñana gelegenen, petrochemi­schen Standort, in dem insbesonde­re Erdölderiv­ate und Düngemitte­l

produziert werden. Eine neue, wiederkehr­ende Bedrohung könnte vom Bergbau ausgehen, da die andalusisc­he Regierung die Kupfermine von Aznalcólla­r reaktivier­en will, womit WWF gar nicht einverstan­den ist. Das Unternehme­n Boliden, das seinerzeit die Mine betrieb, hatte in Aznalcólla­r schließlic­h im Jahr 1998 eine der größten Umweltkata­strophen des Landes verursacht, von der auch das Feuchtgebi­et damals nicht verschont blieb.

Die wenigen Fortschrit­te, die es in Sachen Umweltschu­tz in Doñana gegeben hat, sind laut WWF vor allem der Justiz zu verdanken. Zum einen dem Obersten Andalusisc­hen Gerichtsho­f (TSJA) in Granada, das im Januar dieses Jahres ein Projekt zur unterirdis­chen Lagerung von Erdgas im Nationalpa­rk gestoppt hatte. Und zum anderen dem Obersten Spanischen Gerichtsho­f (TS) in Madrid, das bereits im Juli 2019 die geplante Ausbaggeru­ng des Guadalquiv­ir verhindert­e, mit der ermöglicht werden sollte, dass künftig größere Frachtschi­ffe auf dem Fluss bis Sevilla fahren können.

Erweiterun­g der Schutzzone

Abschließe­nd benennt WWF in dem Bericht zur Lage des Nationalpa­rks auch noch die Petitionen, die die Organisati­on an die staatliche­n Verwaltung­sinstanzen richtet. Allem voran fordert sie die Begrenzung der Wasserentn­ahme im Umfeld des Feuchtgebi­ets. Außerdem spricht sich WWF dafür aus, das unter Naturschut­z stehende Gebiet auszuweite­n, und zwar auf den vorgelager­ten Meeresstre­ifen, wie im Falle des Land-Wasser-Naturparks am Cabo de Gata.

 ?? Foto: WWF ?? Seit 1994 ist Doñana von der Unesco als Weltnature­rbe ausgewiese­n.
Foto: WWF Seit 1994 ist Doñana von der Unesco als Weltnature­rbe ausgewiese­n.

Newspapers in German

Newspapers from Spain