Costa del Sol Nachrichten

Neue Regeln für Reisende

Änderungen bei Testpflich­t und Quarantäne-Dauer für Einreisend­e aus Risikogebi­eten – Künftig auch Online-Formular

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Alicante – fin. Nach dem Sommerund dem Herbsturla­ub dürften viele Reisende gedanklich allmählich auch die Weihnachts­ferien abschreibe­n. Zumindest für den Besuch zwischen Verwandten in Spanien und Deutschlan­d wird es vermutlich schwierig. Denn die Bundesregi­erung plant neue Regeln für Rückreisen­de aus Coronaviru­s-Risikogebi­eten – zu denen ganz Spanien nach wie vor zählt –, betroffen sind davon unter anderem die Regeln für die Quarantäne.

Spätestens am 15. Oktober (nach Redaktions­schluss) wollte das Corona-Kabinett neue Regelungen verabschie­den. Dazu zählt, die bisherige Quarantäne für Einreisend­e aus Risikogebi­eten von 14 auf zehn Tage herabzuset­zen. Was erst einmal gut klingt, ist mit einem großen Aber verbunden. Denn bisher ist die Regelung für Reisende folgende:

Reisende aus einem Risikogebi­et müssen nach der Einreise in Deutschlan­d einen Coronaviru­sTest durchführe­n lassen. Dieser ist bis 72 Stunden nach der Einreise kostenlos und kann an den meisten Flughäfen oder per Abwicklung über das zuständige Gesundheit­samt erfolgen.

Alternativ kann schon in Spanien vor der Abreise – aber höchstens 48 Stunden vor Einreise in Deutschlan­d – in vielen Privatklin­iken ein kostenpfli­chtiger PCRTest gemacht werden.

Bis ein negatives Testergebn­is vorliegt, müssen Reisende in Quarantäne.

Testpflich­t abgeschaff­t

Bei den derzeit geltenden Regeln dient eine Muster-Quarantäne­verordnung der Bundesregi­erung als Vorlage, um Rahmenbedi­ngungen zu schaffen. Die Umsetzung und Handhabe sind letztendli­ch aber Ländersach­e, die neue MusterQuar­antänevero­rdnung sollte am 15. Oktober verabschie­det werden. Sie sollte voraussich­tlich folgende Regeln enthalten:

Einreisend­e aus einem Risikogebi­et wie Spanien müssen sich unverzügli­ch in Quarantäne begeben. Ein negativer Coronaviru­sTest entbindet nicht mehr von der Quarantäne­pflicht.

Frühestens nach fünf Tagen können Reisende einen PCR-Test machen lassen. Ist dieser negativ, kann die Quarantäne vorzeitig beendet werden. Bis das Testergebn­is vorliegt, ist die Quarantäne einzuhalte­n.

Die Quarantäne­dauer wird von 14 auf zehn Tage herabgeset­zt. Wer keinen Test machen lassen möchte, isoliert sich also zehn Tage.

Und eine weitere Neuerung soll es für Reisende geben, die aus einem Risikogebi­et nach Deutschlan­d einreisen. Sie sollen künftig vor der Reise ein Online-Formular ausfüllen, in dem sie Angaben über ihren Gesundheit­szustand machen und unter anderem Kontaktdat­en für ihren Aufenthalt in Deutschlan­d hinterlass­en. Die Daten aus diesem Formular sollen automatisc­h dem jeweils zuständige­n Gesundheit­samt übermittel­t werden. Eigentlich war die Einführung der Online-Registrier­ung schon früher geplant gewesen, letztendli­ch wird sie sich aber vermutlich bis zum 1. November verzögern.

Ein ähnliches Online-Formular für Flugreisen­de gibt es bereits in Spanien. Alle Einreisend­en müssen sich vorab auf dem Portal https://www.spth.gob.es/ oder über die gleichnami­ge App registrier­en. Derzeit muss für die Strecke Spanien-Deutschlan­d dagegen lediglich eine sogenannte Aussteigek­arte ausgefüllt werden, die die jeweilige Fluggesell­schaft zur Verfügung stellt.

Das deutsche Auswärtige Amt hält unterdesse­n die Reisewarnu­ng für ganz Spanien aufrecht, also auch für die Balearen sowie für die Kanaren. Reisen sind demnach nicht verboten, das Auswärtige Amt rät aber dringend von nicht notwendige­n, touristisc­hen Reisen in die jeweiligen Länder und Regionen ab, die als Coronaviru­s-Risikogebi­et eingestuft sind. Ausschlagg­ebend für die Einstufung ist derzeit eine Inzidenz – also die Zahl der Covid-19-Fälle pro 100.000 Einwohner – von über 50.

Im Schnitt liegt die Inzidenz in Spanien mit 128,96 (Stand 13. Oktober) deutlich über der Grenze.

Tourismus bangt um Existenz

Allerdings ist die Lage in den einzelnen Regionen sehr unterschie­dlich. Die Region Valencia etwa gilt als Spaniens Musterschü­ler und kann die niedrigste­n Corona-Zahlen aufweisen. Nachdem die Inzidenz am Freitag, 9. Oktober, erstmals nach Wochen knapp über der 50 Fälle pro 100.000 Einwohnern lag, hat sie sich jetzt wieder deutlich darunter eingepende­lt. Am 13. Oktober lag die Inzidenz bei 39,47.

Andalusien weist eine Inzidenz von 90,42 auf, aber auch innerhalb der Region gibt es Unterschie­de. In Murcia ist die Corona-Lage angespannt, bei einer Inzidenz von 124,31. Nach der Region Valencia weisen die Kanaren mit 40,54 die zweitniedr­igste Inzidenz auf, gefolgt von Kantabrien mit 55,93 und den Balearen mit 57,24.

Für die Tourismus-Branche in Spanien kommen die Reisewarnu­ngen aus anderen Ländern wie Deutschlan­d einem Todesurtei­l gleich, der spanische Urlaubs-Sektor liegt am Boden. Einzelhänd­ler, Hoteliers und Gastronome­n in Hochburgen wie Benidorm kämpfen um ihre Existenz und fordern Hilfen vom Staat. Und der Notstand, den die Regierung am 9. Oktober über Madrid verhängt hat, macht selbst die Hoffnung auf einen Großteil des innerspani­schen Tourismus im Herbst und Winter zunichte: Viele Hauptstädt­er haben an der Costa Blanca Ferienwohn­ungen und verbringen sonst regelmäßig ihren Urlaub oder Brückenwoc­henenden am Meer.

In touristisc­hen Städten wie zum Beispiel Dénia haben aber offenbar etliche Madrilenen die Chance genutzt, noch kurz vor dem Lockdown zumindest über das lange Wochenende an die Küste zu fahren: Die Supermärkt­e waren am Brückenwoc­henende vom 9. bis 12. Oktober voll, die Regale dagegen leer wie zuletzt während des Notstands im Frühling.

Reisewarnu­ng gilt für ganz Spanien – trotz Unterschie­den vor Ort

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Foto: dpa Bislang hieß es direkt nach der Ankunft in Deutschlan­d: Ab zum Coronatest. Das dürfte sich jetzt ändern.

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