Phönizierstadt weicht „Smile Land“
Bauarbeiten an der Ausgrabungsstätte Villaricos sorgen für Unmut bei Bürgern und Umweltschützern
Cuevas del Almanzora – sg. Die Bewohner und die Umweltorganisation Graeca haben in Villaricos bei Cuevas del Almanzora Alarm geschlagen. Sie befürchten, dass Bauarbeiten die archäologische Ausgrabungsstätte Baria aus dem siebten Jahrhundert vor Christus beschädigen könnten. Die Baustelle befindet sich quasi auf dem Gelände der Fundstätte.
Anwohner beobachteten, wie Bagger Erde aushoben, ohne dass sie vorher gesiebt wurde, um eventuelle Fundstücke zu bergen. Zudem sollen von der Baufirma beauftragte Archäologen mehrere Plastiktüten voller eventueller Reste wie Bedeckungen von Gefäßen und Metallringen aus der Zeit der Römer und Phönizier weggetragen haben.
Wohnungen direkt am Strand
Graeca wandte sich mit Unterstützung des Bürgermeisters von Cuevas, Antonio Fernández (PSOE), an das Landeskulturministerium und die Umweltbrigade der Guardia Civil Seprona und forderte ein schnelles Eingreifen, um Schaden von der wertvollen Ausgrabungsstätte abzuwenden, die 2005 in den Katalog für archäologisches Erbe der Region Andalusien aufgenommen worden war.
Die Bauarbeiten für einen Wohnkomplex mit 24 Apartments direkt am Strand Cala Siret sind nach einer zwei Jahre dauernden Pause vor wenigen Tagen wieder aufgenommen worden. Der frühere Besitzer, das englische Bauunternehmen Villaricos S.L., verkaufte das Grundstück an die Firma P3 aus Madrid, die das Projekt mit dem Namen „Smile Land“schnell wieder in Angriff nahm. Der ehemalige Promotor Villaricos S.L. hatte versichert, die Reste der phönizischen Siedlung zu erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Doch Graeca ist skeptisch, ob die Zusage noch gilt.
Dass das Grundstück, das zur Ausgrabungsstätte gehört, überhaupt bebaut werden darf, geht laut Medienberichten auf einen Fehler der Rechtsanwältin der Landesregierung
von Andalusien zurück. Die Junta verlor im Jahr 2014 einen Rechtsstreit gegen das Bauunternehmen Villaricos S.L., weil die Anwältin eine Rechtsbeschwerde zu spät einreichte und dadurch das betreffende Grundstück als bebaubar galt.
Die ersten archäologischen Ausgrabungen wurden vor 33 Jahren im Juni und Juli 1987 durchgeführt. Der Archäologe José Luis
López Castro, der von Anfang an dabei war, bezeichnete die Stätte als einzigartig in Spanien, weil an einem einzigen Ort drei Kulturen verschiedener Zeitalter, die der Phönizier, der Karthager und der Römer, studiert werden könnten.
Bei den Grabungen wurden Keramiken und Amphoren sowie Reste von Tieren und Gepökeltem gefunden, die in Almería ausgestellt sind. López Castro bedauerte, dass nun ein Teil dieser wertvollen Ausgrabungsstätte verlorengehen könnte und verwies auf ein Gesetz über Erbgüter aus dem Jahr 1985, nach dem alle Ausgrabungsstätten von Wert unter Schutz stehen.
Villaricos‘ Ausgrabungsstätte gilt als einzigartig in Spanien