Costa del Sol Nachrichten

Die Quittung

Nach den Festtagen nehmen die Coronaviru­s-Infektione­n stark zu

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Kater-Stimmung herrscht nach den Festtagen an der Front zur Eindämmung des Coronaviru­s. Die Pandemie breitet sich stark aus, vor allem in Katalonien, Valencia, auf den Balearen und in Murcia. Andalusien hält das Virus zwar gut im Zaum, riegelt aber acht Gemeinden im Campo von Gibraltar wegen der neuen Corona-Mutation ab. Derweil steigen die Fallzahlen im ganzen Land, die Restriktio­nen werden überall verschärft und der Druck auf die Krankenhäu­ser lässt nirgendwo nach. Die Auslastung der Intensivst­ationen mit Covid-19Patiente­n liegt bei 23 Prozent, erkranken diejenigen, die sich über die Festtage infiziert haben, könnten die Hospitäler bald Schwierigk­eiten kommen.

Málaga/Murcia/Valencia – sk. Die Ausbreitun­g des Coronaviru­s nimmt besorgnise­rregende Ausmaße an. Mit 23.700 Neuinfekti­onen melden die Gesundheit­sbehörden einen Höchststan­d für Spanien wie seit zwei Monaten nicht mehr. Binnen einer Woche zogen die Neuinfekti­onen um 10.000 an. Ob dieser Entwicklun­g fordern einige Regionen verschärft­e Maßnahmen, auch weil die Festtage und Feierlichk­eiten sich in den aktuellen Fallzahlen noch nicht voll niederschl­agen. Kastilien León plädierte offen für einen zweiwöchig­en Hausarrest – kam aber damit nicht durch.

Nicht gut sieht die Entwicklun­g in Katalonien, Madrid und Valencia aus. Diese drei Gebiete meldeten zwei Drittel aller neuen Ansteckung­en. Mit dem Schwung nachgemeld­eter Fälle zählte Katalonien 7.035 Neuinfekti­onen, Madrid 4.479, Valencia 3.930.

Katalonien riegelte alle Kommunen ab und auch Valencias Landesmini­sterpräsid­ent Ximo Puig reagierte umgehend auf die Entwicklun­g, legte die Sperrstund­e auf 22 Uhr fest und riegelte die ganze Region bis Ende Januar ab. Ohne triftigen Grund dürfen Valenciane­r nicht aus- und Auswärtige nicht einreisen. Nun muss die Gastronomi­e um 17 Uhr dichtmache­n und mehr als vier Personen dürfen nicht an einem Tisch sitzen.

„Die Lage ist ernst. Wir müssen gegen die Resignatio­n ankämpfen, die wir alle verspüren, an unsere Mitmensche­n denken und die Vorschrift­en einhalten“, appelliert­e Ximo Puig an das Verantwort­ungsbewuss­tsein der Bürger.

Diese Woche echauffier­te sich Spanien über einen illegalen Rave in Barcelona mit 300 Personen, aber in den versteckte­n Landhäuser­n brannte in der Silvestern­acht überall bis in den frühen Morgenstun­den das Licht und in den Einfahrten standen Dutzende Autos.

Auch einige Bilder von dem Andrang von Familien bei Dreikönigs-Auftritten in größeren Städten wie Valencia spiegeln die soziale Realität wider. Spanier sind bis zu einem gewissen Grad durchaus bereit, ihre Gewohnheit­en der Pandemie anzupassen – aber nur bis zu einem gewissen Grad. Und diese Resignatio­n, die Valencias Ministerpr­äsident Ximo Puig anspricht, lässt sich nicht leugnen. Dabei könnte es in den nächsten Wochen dicke kommen.

Mit Sorge verfolgen einige Experten die Entwicklun­g in Gibraltar. Die Mutation des Virus drückt gerade das britische Gesundheit­swesen in die Knie, das mit 960 Infizierte­n pro 100.000 Einwohnern binnen 14 Tagen mit die höchsten Werte in Europa vermeldet. Nun breitet sich diese sehr ansteckend­e, aber nicht gefährlich­ere Variante von Corona auch in der Region um den Affenfelse­n aus. Der Campo de Gibraltar verzeichne­te am Dienstag 315 Neuinfekti­onen, womit die Zahl der aktiven Infizierte­n fast 1.700 beträgt. Die rasante Ausbreitun­g des Virus in und um La Línea hat die 14-Tages-Inzidenz auf 433 erhöht. Acht Gemeinden

im Campo de Gibraltar sind abgeriegel­t.

Derweil flackert das Licht am Ende des Tunnels etwas, das mit der Durchimpfu­ng aufgegange­n ist. Die Impfkampag­ne läuft nicht so reibungslo­s und auch nicht so schnell, wie viele wünschen. Dennoch hat Spanien bis Dienstag 139.339 Senioren und Pfleger geimpft. Dieses Schutzschi­ld wird täglich größer, zumal seit Mittwoch auch der Moderna-Impfstoff genehmigt ist.

Wichtig wird nun, die Situation in den Krankenhäu­sern und auf den Intensivst­ationen im Januar und Februar zu verfolgen. Dort fällt die Entscheidu­ng, ob weitere Quarantäne­maßnahmen auf Spanien zukommen oder nicht. Seit Ausbruch der Pandemie haben sich 1,9 Millionen Menschen infiziert und 51.000 sind mit Covid-19 gestorben. Derzeit benötigen Covid-19 Patienten 23,11 Prozent der zur Verfügung stehenden Einheiten in den Intensivst­ationen und lasten die normalen Stationen zu 11,38 Prozent aus. Die Tendenz geht Woche für Woche nach oben.

Einer „extremen“Belastung sind die UCIs dort ausgesetzt, wo der Anteil jenseits der 25 Prozent liegt. Das ist der Fall auf den Balearen (34,6), in Katalonien (36,8), Valencia (34,4), Madrid (30,6), La Rioja (28,3) und in den beiden Kastilien, La Mancha und León. Diesen Gesundheit­ssystemen droht die Überlastun­g, wenn der Schwung Neuinfizie­rter von den Festtagen erkrankt und eine stationäre Behandlung benötigt.

Corona-Mutation breitet sich im Campo de Gibraltar stark aus

 ?? Foto: dpa ?? Ein Mitarbeite­r des Gesundheit­swesens trägt den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer in ein Pflegeheim.
Foto: dpa Ein Mitarbeite­r des Gesundheit­swesens trägt den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer in ein Pflegeheim.

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