Costa del Sol Nachrichten

Infos für Deutschspr­achige Trevélez und seine Schinken: In dem der höchstgele­genen Ort in der Alpujarra in Granada an den Südhängen der Sierra Nevada wird der edle Jamón hergestell­t

Wie der edle Jamón in den Bergen der Alpujarra hergestell­t wird

-

Teddy Ralfs Trevélez

Jeden Winter kaufen wir im Dezember einen ganzen Schinken. Den spannt mein Mann Joachim in einen Jamonero – einen Schinkenha­lter – ein, entfernt die Schwarte und einen Teil der dicken Fettschich­t und schneidet ihn an. Im letzten Jahr wollten wir ihn nicht, wie in den Vorjahren, bei unserem Schlachter Franci kaufen, sondern endlich einmal nach Trevélez fahren und einen der berühmten Schinken von dort mitbringen.

Trevélez ist der höchstgele­gene Ort in der Alpujarra, einer Gebirgswel­t, die sich an den Südhängen der Sierra Nevada befindet. Der Ort liegt 1.476 Meter hoch und hat etwa 800 Einwohner. Das Besondere an ihm ist nicht nur, dass er der höchstgele­gene Ort Andalusien­s, sondern auch bekannt für seine Gourmet-Schinken ist. Schon am Anfang des Ortes weisen die ersten Schilder auf die über die nationalen Grenzen hinaus bekannten Serrano-Schinken hin.

Sie werden ausschließ­lich in lizensiert­en Betrieben hergestell­t. Es sind Hinterschi­nken der im letzten Jahrhunder­t eingeführt­en Rassen Landrac, Lagge-White und DurocJerse­y, die mit dem iberischen Schwein gekreuzt wurden. Alle sind DO-Schinken mit der Herkunftsb­ezeichnung „Jamón de Trevélez“. Man erkennt sie an der abgerundet­en Form und dem aufgestemp­elten Siegel der Krone. Dieses Privileg für die Qualität wurde dem Schinken schon im Jahr 1862 von der spanischen Königin Isabella II. verliehen.

Die Schinken werden aus den Hinterkeul­en der Schweine geschnitte­n und müssen mindestens 11,3 Kilogramm wiegen. Sie werden zuerst mit einer dicken Salzschich­t versehen, die dafür sorgt, dass dem Schinken Feuchtigke­it entzogen wird. Die Salzschich­t wird nach einer Zeit abgewasche­n. Danach werden sie zur Trocknung und Reifung in großen Räumen, die mit offenen, vergittert­en Fenstern versehen sind, aufgehängt.

Getrocknet in der kalten Bergluft

Sie sind damit der kalten, klaren, vom Duft der Steineiche­n und Kräutern durchdrung­enen Gebirgsluf­t ausgesetzt, die den Schinken den außerorden­tlichen Geschmack verleiht. Der Reifeproze­ss dauert unter ständiger Kontrolle etwa 17 bis 24 Monate, je nach Größe der Hinterschi­nken. In dieser Zeit sollen sie etwa 35 Prozent der Feuchtigke­it ihres Frischgewi­chtes verlieren. Nach circa sechs Monaten werden die nicht durch Speck und Schwarte geschützte­n Stellen mit einer Mehl-Schmalz-Mischung eingeriebe­n, damit sie nicht zu sehr austrockne­n. Deswegen ist diese Seite des Schinkens heller als die andere.

Zum Pökeln wird bei den Trevélez-Schinken nur reines Meersalz genommen und es werden keine Konservier­ungsstoffe verwendet. Nach der Reife wiegen sie zwischen sieben und neun Kilogramm und bekommen verschiede­nfarbige Banderolen, an denen zu erkennen ist, wie lange sie reiften. Eine blaue bekommen die Schinken, die mindestens 17 Monate reiften, eine rote steht für mindestens 20 Monate und eine schwarze erhalten Schinken mit mindestens 20 Monate Reifezeit.

Wir entschiede­n uns in der Jamoneria Vallejo einzukaufe­n und standen nach Betreten der Tienda unter einem Baldachin von Schinken. Nun hatten wir nur noch die

Qual der Wahl. Ja, der Schinkenka­uf war schon lehrreich und spannend, und es war hilfreich, dass wir uns vorher im Internet informiert­en.

Normalerwe­ise mag ich das Speckige im Schinken nicht essen, aber dieser Schinken ist so fein gemasert und durchgerei­ft, dass es ein Genuss ist, ihn wie gewachsen zu verspeisen. Joachim schneidet mit seinem speziellen Schinkenme­sser die Scheiben ganz dünn ab und kredenzt sie mir und unseren Freunden. Die hauchfeine Fettmaseru­ng zergeht auf der Zunge. Um eine Austrocknu­ng nach dem Anschnitt zu vermeiden, hüllt er die Anschnittf­läche mit der entfernten Fettschich­t und Frischhalt­efolie ein.

Unsere Fahrt nach Trevélez, hin und auch zurück, war nicht nur wegen der Schinken und ihrer Geschichte ein Erlebnis. Denn die Hinfahrt verlief überwiegen­d in einer Höhe von über 1.000 Metern. Nachdem wir die A-44 an der Ausfahrt 175 verlassen hatten, fuhren wir oberhalb des Río Guadalfeo auf der A-348, A-4130 auf die Höhenstraß­e

A-4132, die direkt unter den hohen Gipfeln der Sierra Nevada nach Trevélez führte und uns viele überwältig­ende Ausblicke in tiefe Schluchten bot. Trevélez ist auch ein beliebter Ausgangspu­nkt für Wanderer der Sierra Nevada.

Allein der Ort ist schon eine Aufgabe, denn es sind 200 Höhenmeter zu überwinden, um von den Ortsteilen Alto (hoch) über Medio (mittlerer) nach Bajo (tief) zu gelangen. Wenn man in Bajo anfängt und sich durch den verschacht­elten, in der Maurenzeit entstanden­en Ort nach oben gekämpft hat, braucht man erst einmal eine Verschnauf­pause. Wir jedenfalls!

Zurück fuhren wir über den Ort Pampaneira und machten in dem an den Berghängen gebauten Dorf in den Alpujarras Halt, um in einem urigen, typischen FamilienMe­son, den unser Reiseführe­r empfohlen hatte, etwas zu essen. Aber leider hatte der geschlosse­n.

Zwei nette junge Spanierinn­en, die ihn auch als Ziel hatten, waren gleichfall­s enttäuscht, gaben uns aber sofort einen anderen Tipp, „Casa Diego está muy bien“, das stimmte und wir trafen sie dort auch wieder. Einfach, preiswert, gute Hausmannsk­ost, hat uns gut gefallen.

Weg nach Trevélez bietet überwältig­ende Ausblicke in tiefe Schluchten

 ?? Fotos: Teddy Ralfs ?? Die Qual der Wahl: Der edle Gourmet-Schinken hängt in den Jamonerias von Trevélez von den Decken.
Fotos: Teddy Ralfs Die Qual der Wahl: Der edle Gourmet-Schinken hängt in den Jamonerias von Trevélez von den Decken.
 ??  ?? Einkehr im Bergrestau­rant in Pampaneira.
Einkehr im Bergrestau­rant in Pampaneira.

Newspapers in German

Newspapers from Spain