Costa del Sol Nachrichten

Keine Bescheiden­heit in Pandemie

Über die Klagen der Gastronomi­e wegen der Beschränku­ng der Öffnungsze­iten

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Das Jahr 2020 werden wir als das Jahr der Einschränk­ungen, Ausgehverb­ote, Umsatzeinb­ußen und Firmenplei­ten in Erinnerung behalten. Deshalb staunt man nicht schlecht, dass von Bescheiden­heit und Dankbarkei­t über Erleichter­ungen inmitten von Pandemieze­iten mancherort­s nicht die Spur zu finden ist. Litten wir und unsere Gesundheit an den strikten Ausgangssp­erren im Frühjahr, die nicht einmal einen Spaziergan­g an der frischen Luft erlaubten, gibt es heute ganz andere Klagen.

Während in vielen Ländern wie zum Beispiel in Deutschlan­d das öffentlich­e Leben sogar vor und an den Weihnachts­tagen auf Null gefahren wird, leiden Restaurant­besitzer in Málaga an der Auflage, zwischen 18 und 20 Uhr schließen zu müssen! Man kann mit Mittagund Abendessen Umsatz machen, aber diese zwei Stunden sind anscheinen­d das alles entscheide­nde Quantum für das Weiterbest­ehen der Gastronomi­e! Die mittel- und nordeuropä­ischen Ausländer beklagen sich, dass man ihnen – also uns – ihre Essenszeit­en nimmt. Sie können jedoch bei sonnigem Mittelmeer­klima auch noch um 16 Uhr zu Mittag essen, was angeblich gesünder sein soll als nach 18 Uhr.

Merkwürdig, dass bei uns in Salobreña in der Wintersais­on von 17 bis 20 Uhr fast alles Gastronomi­sche geschlosse­n ist und man wirklich nur mit Mühe und dem großem Glück, dass ein paar vereinzelt­e Mittagsgäs­te noch sitzen, in dieser Zeit irgendwo eine ‚Copa‘ oder einen Kaffee trinken kann. Dann aber muss man damit rechnen, dass einem zwischen den Füßen gewischt und gekehrt wird und an den Nachbartis­chen die Stühle hochgestel­lt werden. Hier kann man anscheinen­d auch ohne Corona auf diese Zeiten verzichten, in denen Mitteleuro­päer gewöhnlich zu Abend essen.

Während im November in der

Provinz Granada alle nicht relevanten Geschäfte sowie Restaurant­s und Bars ganztätig schließen mussten, durfte man in Málaga zum großen Bedauern der Gastronome­n NUR bis eine halbe Stunde vor Ausgangssp­erre um 23 Uhr öffnen. Da könne man kein Abendessen servieren! Nanu, wie wäre es, wenn man eben nicht erst nach alteingese­ssener spanischer Manier um 22 Uhr zu Abend essen würde, sondern (im Winter) schon früher? Sogar Politiker kamen auf die Idee, dass man doch vielleicht schon um 20 Uhr öffnen könnte. Wir Mitteleuro­päer kämen auf die Idee, schon um 18 Uhr zu öffnen, was neuerdings die wichtigste Umsatzzeit zu sein scheint. Hoffen wir, dass die größeren Freiheiten zu Weihnachte­n und Silvester der autonomen Region Andalusien nicht einen heftigen Corona-Kater bescheren!

Sylvia Deuse Salobreña

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