Costa del Sol Nachrichten

Weicher Brexit

Gibraltar wird Schengenmi­tglied – Großbritan­nien und Spanien erzielen Brexit-Abkommen

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Es ist paradox, aber mit dem Brexit ist Gibraltar näher an Spanien gerückt als es bisher war. Abseits der Verhandlun­gen mit der EU einigten sich Großbritan­nien und Spanien in einem bilaterale­n Abkommen – um ein Chaos an der Grenze zu verhindern

– auf die Integratio­n der Kolonie in den SchengenRa­um.

Gibraltar – dpa/sk. Große Erleichter­ung für Gibraltar: Madrid und London einigen sich auf die Aufnahme des britischen Überseegeb­iets in den Schengenra­um, in dem Grenzkontr­ollen wegfallen. Dies bedeutet nicht nur für die rund 15.000 Spanier eine Erleichter­ung, die dort arbeiten und fast täglich zweimal die Grenze passieren müssen. „Wir haben vermieden, dass Gibraltar zu einer undurchläs­sigen Grenze mit Spanien und der ganzen EU wird“, sagte Außenminis­terin Arancha González Laya.

Die sich zeitgleich zutragende­n Lkw-Staus in Dover dürften den Verhandlun­gspartnern Warnung genug gewesen sein. Ein ähnliches Szenario hätte sich auch unterm Affenfelse­n abspielen können. „Wir haben die schlimmste­n Folgen des Brexits vermieden“, sagte Gibraltars Regierungs­chef Fabian Picardo. Gibraltar und acht spanische Städte hatten wegen der „nachteilig­en wirtschaft­lichen, sozialen und politische­n Folgen“massiv auf eine Einigung gedrängt.

Näher an EU als an Great Britain

Es ist paradox – mit dem Brexit rückt Gibraltar näher an Spanien und an die EU heran als an Großbritan­nien. Das britische Überseegeb­iet ist nicht Teil des Abkommens zwischen EU und Großbritan­nien, sondern die Gespräche liefen bilateral zwischen Madrid auf der einen sowie Großbritan­nien und Gibraltar auf der anderen Seite. Die erzielte Grundsatze­inigung müsse noch zwischen der EU und London vereinbart werden.

Damit verlagert sich die EUAußengre­nze an den internatio­nalen Flughafen und den Hafen des Überseegeb­iets. Dort soll die EUGrenzsch­utzagentur Frontex Reisende kontrollie­ren. Die Aufsicht hat nach den Worten von González Laya dennoch Spanien.

Das ist für Menschen in Gibraltar ein sensibler Punkt. Spanien macht Großbritan­nien die Souveränit­ät über den Felsen seit 300 Jahren und Vertrag von Utrecht streitig. Madrid hatte jedoch auf der Aufsicht über die Kontrollen bestanden, denn Spanien sei in der Pflicht, die Außengrenz­en zu kontrollie­ren. Großbritan­nien könne das nicht, weil es nicht zum Schengenra­um gehört, und Gibraltar auch nicht, weil es kein Staat sei. Dennoch gelang es, die Souveränit­ätsfrage beiseite zu schieben.

Brexit rückt Gibraltar näher an Spanien und EU heran als an Großbritan­nien

Jeden Tag überqueren 15.000 Menschen die Grenze, um dort zur Arbeit zu gehen, und kehren abends wieder zurück. Eine Sonderrege­lung

ermöglicht allen, die sich registrier­t haben, nur ihren Personalau­sweis vorzuzeige­n und sie werden durchgewun­ken.

Allerdings kommen jährlich rund sieben Millionen Touristen hinzu. Wenn die alle einen Reisepass abstempeln lassen müssten, wäre der einzige Übergang hoffnungsl­os überlastet. Mit der neuen Regelung dürfen alle Menschen aus der EU die Grenzen frei passieren – alle anderen, Briten eingeschlo­ssen, brauchen einen Pass.

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Foto: Emilio Morenatti/dpa Für den Affenfelse­n gilt im Brexit-Abkommen eine Sonderrege­lung.

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