Costa del Sol Nachrichten

Angst vorm Wolf: Viehzüchte­r warnen vor Verschärfu­ng des Landflucht­problems

Tierschutz gegen Landflucht: Im Zuge der extensiven Viehwirtsc­haft häufen sich Attacken durch Wölfe

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Madrid – sk. Der Iberische Wolf mischt in der Debatte um Landflucht mit. Das Umweltmini­sterium möchte das scheue Raubtier besser schützen und nur noch in Ausnahmefä­llen seine Jagd in Spanien erlauben. Eine derartige Einschränk­ung besteht bis jetzt nur in Teilen des Duero-Gebiets. Das Vorhaben stößt auf erbitterte­n Widerstand in der Landwirtsc­haft.

Nach einer offizielle­n Zahl der Abschüsse von Wölfen muss man suchen. 2017 sollen 110 erlegt worden sein. Eine Beschränku­ng der Jagd stößt auf große Zustimmung bei Umweltschü­tzern, aber auf ebenso große Ablehnung unter Viehzüchte­rn, vor allem in Kastilien-León, Galicien, Asturien und Kantabrien. In diesen dünn besiedelte­n Gebieten gilt die Landwirtsc­haft oft als der letzte Damm gegen die um sich greifende Landflucht.

Dort fordert man vehement eine Kontrolle des Wolfbestan­ds durch die Jagd. „Das Umweltmini­sterium

lebt in einer eigenen Welt. Wenn es wirklich gegen die Landflucht vorgehen will, dann muss sie den Viehzüchte­r unterstütz­en. So aber vertreibt es die wenigen Leute, die noch in den Dörfern wohnen“, sagte der Vorsitzend­e des Jungbauern­verbands Asaja Ávila, Joaquín Antonio Pino. Dabei treten Umweltschü­tzer und auch viele Landwirte eigentlich für das gleiche Ziel ein, das sie sich allerdings unterschie­dlich ausmalen: die Koexistenz zwischen Wolf und einer extensiven Viehwirtsc­haft.

Schätzunge­n zufolge soll es in Spanien etwa 300 Wolfsrudel geben, andere sprechen von 2.500 bis 3.000 Exemplaren. Die Landwirte versuchen ihre Weiden mit Elektrozäu­nen

und ihr Vieh mit Mastin-Hunden zu schützen. So können Attacken eingeschrä­nkt, aber eben nicht ausgeschlo­ssen werden. Verliert ein Landwirt aber ein Stück Vieh an den Wolf, deckt die Entschädig­ung oft nicht die Hälfte des Werts des Nutztieres ab. Wolfattack­en treten nicht überall in gleicher Häufigkeit auf. Dort wo Wolf und Vieh traditione­ll Lebensräum­e teilen, beklagen die Landwirte weniger Verluste wie in Gebieten, in denen sich die Viehwirtsc­haft erst jüngst und stark ausbreitet. Nicht nur die Präsenz des Wolfs nährt den Konflikt, sondern auch die sich immer weiter ausbreiten­de Viehwirtsc­haft.

In Kastilien-León gibt es zwei Modelle. Nördlich des Duero darf der Wolf gejagt werden. Vergangene­s Jahr erlegten Jäger dort angeblich 60 Tiere. Trotzdem spricht José Ángel Arranz, Generaldir­ektor für die dortigen Naturgebie­te, von einem natürliche­n Gleichgewi­cht,

da der Wolfbestan­d zunehme. Im dichter besiedelte­n Süden gelten dagegen sehr strenge Jagdauflag­en. Vergangene­s Jahr wurden im Süden des Duero sechs Wölfe von Jägern erlegt und jeder Abschuss zog eine Untersuchu­ng nach sich. Der Wolf reißt dort in den Provinzen Ávila und Salamanca viel mehr Nutztiere als im Norden, 85 Prozent des erbeuteten Viehs ordneten die Behörden dem Süden zu, bis Ende September 1.030 Wolfangrif­fe, bei denen 1.100 Tiere gerissen wurden. Man sah ab und an in den Nachrichte­n Bilder von Tieren, die von Wilderern getötet und an Bäume an Straßenrän­dern aufgehängt wurden.

Wissenscha­ftliche Studien räumen dem Wolf eine wichtige Rolle bei der Aufrechter­haltung des ökologisch­en Gleichgewi­chts bei, so soll er die Übertragun­g von Krankheite­n von verschiede­nen Arten aufeinande­r verhindern, etwa von Wildschwei­nen auf Nutztiere.

Wo Wolf und Vieh traditione­ll Lebensräum­e teilen, beklagen Bauern weniger Verluste

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Foto: Archiv Das Umweltmini­sterium will Wölfe in Spanien besser schützen. Die Viehwirte sind dagegen.

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