Wo einem die Sangría gefriert
Spaniens Kältedreieck räumt mit Klischee von Strand und Sonne auf
Madrid – sk. Von wegen Sonne und Strand. Mit Filomena zog der Winter in Spanien ein. Während der Kältewelle hat ein Gebiet in Spanien von sich reden gemacht, in dem es manchmal so kalt wird, dass die Temperatur nicht mehr exakt gemessen werden kann. Dieses Dreieck der Kälte bilden Teruel, Molina de Aragón und Calamocha. Am 12. Januar sackten diese drei Punkte unter die 20 Grad minus ab. Das Kälteloch Bello mit minus 25,4, Grad liegt in diesem riesigen Gebiet, in dem gerade mal 50.000 Menschen wohnen.
Die 2.000 Quadratkilometer erstrecken sich über die Provinzen Teruel in Aragón und Guadalajara in Kastilien-La Mancha. Dort ist es im Winter eiskalt und im Sommer staubtrocken. Die Niederschlagsmenge liegt bei durchschnittlich 400 Litern auf den Quadratmeter. Außer Kartoffeln, Rüben und Getreide
wächst in der Hochebene von 800 bis 1.000 Metern nicht viel. Dafür ist der Schinken hervorragend. Die Gegend gehört zu dem berühmt-berüchtigten „leeren Spanien“, das unter Landflucht, leidet. Die Dörfer im Valle del Jiloca, die Hochebene von Molina und die Sierra de Albarracín prägen diese ländliche Welt.
Nirgendwo werden mit so großer Häufigkeit die Tiefsttemperaturen in Spanien gemessen wie in dem Triangulo de Hielo, der Kälterekord liegt bei 30 Grad unter Null am 17. Dezember 1963 an der Messstation Calamocha-Fuentes Claras. An diesem Tag mussten einige Tore mit Schweißgeräten geöffnet werden. Der staatliche Wetterdienst Aemet kann natürlich außerhalb bewohnter Regionen wie etwa in den Pyrenäen auf 2.140 Metern noch tiefere Temperaturen vorweisen, etwa die minus 32 Grad im Jahr 1956. Wenn nicht offizielle Aufzeichnungen zählen würden, dann könnte der Kälterekord in Spanien dieses Jahr gemessen worden sein, und zwar an 7. Januar die minus 35,6 Grad auf der privaten Wetterstation von Vega de Liordes oben auf dem Macizo Central de Picos de Europa.
Es ist gar nicht so selten, dass es in dem Kältedreieck im Winter unter 20 Grad minus wird, seit Beginn der Aufzeichnungen kam das schon mindestens 100 mal vor. Normal ist, dass es in jeder Dekade ein- oder zweimal so bitterkalt wird. Seit den 1940er und 50er Jahren gehen diese Kälteeinbrüche allerdings zurück und von 2010 bis 2020 sackten die Temperaturen nur 2018 in die Nähe der minus 20 Grad ab, nämlich auf minus 18.
Strengster Winter seit Jahren
Die Kältewelle gilt zusammen mit der im Jahr 2001 als der strengste Winter in diesem Jahrhundert. Ausgemacht hat dieses Kältedreieck der Klimaforscher Vicente Aupí, der das Phänomen erforschte und das Buch schrieb, das dem Gebiet seinen klimatologischen Namen gab: „El triángulo de hielo. Teruel, Calamocha, Molina de Aragón: Estudio climático del polo del frío español.“
Die Gründe für die eiskalten Temperaturen sieht Vicente Aupí weder in dem Schneesturm noch in der Polarluft, sondern in dem, was auch auf Filomena folgte: ein Hochdruckgebiet, kaum Wind, schneebedeckte und gefrorene Erde sowie sternenklarer Himmel.
So wird es kalt: Hochdruck, kaum Wind, Schnee, Frost und klarer Himmel