Costa del Sol Nachrichten

Leben vor Reisen

Erste Anzeichen eines Abflachens der dritten Coronaviru­s-Welle in Spanien

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Ein leichter Rückgang bei den Falli zahlen und erstmals in diesem Jahr etwas weniger Covid-Tote in einer Woche, schon erklingt auch offiziell das Zauberwort Entspannun­g. Doch die Lage lässt Lockerunge­n der Restriktio­nen noch nicht zu. Murcia, Valencia

und Andalusien haben sie bis vorerst Mitte Februar verlängert,Tverl-.: feinert und teils verschärft. Madrid schert wieder einmal aus und beginnt, die vergleichs­weise laschen Einschränk­ungen zu lockern. Sich widersprec­hende Äußerungen aus

der Politik wecken derweil unbe95re2c­4h5ti2g2te­36H/ofFfanxun: g9e5n24au5­f15R5ei3s/efinrefio- heiten zu Ostern. Angesichts der lahmenden Impfkampag­ne wäre Spanien schon froh, den ökonomisch und mental so wichtigen Sommer retten zu können.

mar. Kennen Sie noch den Ohrwurm von Showmaster Rudi Carrell: Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Das Lied singt derzeit ganz Europa, das bei der langsamen Impfkampag­ne fürchten muss, eine zweite Sommersais­on an das Coronaviru­s zu verlieren. Den Spaniern machte ihre Tourismusm­inisterin Reyes Maroto dieser Tage dahingehen­d unnötige Hoffnungen, sogar schon zu Ostern reisen zu können. Die geplagten Seelen hörten freilich nur den ersten Halbsatz von Maroto, dass: „Reisen zu Ostern wieder möglich sind“. Ab „...wenn die medizinisc­he Sicherheit gegeben ist...“hörte schon niemand mehr zu.

Dass die Tourismusm­inisterin im Interesse einer Branche agieren will, die rund jeden fünften Euro in Spanien erwirtscha­ftet und 2020 mit einem Kundenrück­gang von fast 80 Prozent geschlagen wurde, scheint verständli­ch. 2019 kamen noch 83 Millionen Touristen aus dem Ausland, 2020 waren es keine 19 Millionen mehr. Anstelle der 91 Milliarden Euro, die ausländisc­he Reisende 2019 in Spanien ausgaben, waren es 2020 unter 20 Milliarden. Nicht weniger wichtig ist der Inlandstou­rismus. Doch wir erinnern uns noch mit Grausen an das europaweit­e Feilschen um Touristen im Coronasomm­er 2020, das dem Land am Ende eine tödliche zweite Corona-Welle einbrachte und die Einsicht, dass sich nichts normalisie­ren lässt, solange man das „Viech“, el bicho, wie viele Spanier das Virus nur noch nennen, nicht unter Kontrolle hat.

Auch Regierungs­chef Pedro Sánchez hat sich an diesem Montag sehr weit aus dem Fenster gelehnt, als er während der Eröffnung des neuen AVE-Abschnitts nach Orihuela und Elche sagte, dass diese Einweihung ein Symbol „für die vollständi­ge Wiederhers­tellung der Mobilität in den kommenden Monaten“sei. Die „kommenden Monate“aber heißen März und April.

Der Schlagmann des spanischen Zurückrude­rteams ist der Chef des sanitären Krisenstab­es der Regierung, Fernando Simón.

Der Corona-Guru gibt den Takt vor und schoss diese Woche den Vogel in der spätbabylo­nischen Kakophonie ab. Auf der allabendli­chen Pressekonf­erenz nach den Reiseaussi­chten zur Semana Santa befragt, sagte er, er wüsste gar nicht, wann genau dieses Jahr Ostern sei, könne daher auch nichts dazu sagen, zumal er einer Ministerin nicht widersprec­hen wolle. Nicht zu wissen, wann die Semana Santa ist, kommt in Spanien offener Blasphemie gleich.

Simón wiederholt­e sein Mantra, eine innerspani­sche Bewegungsf­reiheit sei für ihn „akzeptabel“, sobald man eine stabile 14Tages-Inzidenz zwischen 50 und 150 Fällen pro 100.000 Einwohnern erreiche. „Aber eben keine 500, keine 400, auch nicht 300 oder 200“, schob er nach. Sei es nun zu Ostern, Weihnachte­n oder zur Heiligen Bárbara. Hinzu kommen aber noch zwei weitere entscheide­nde Faktoren: Eine annähernd 70-prozentige Durchimpfu­ng der Gesellscha­ft und eine Kontrolle über die Mutationen und Varianten.

Karneval, Osterproze­ssionen, auch die für Anfang Juli fälligen

Sanfermine­s, das Stiertreib­en in Pamplona, das für Spanier zum Sommerbegi­nn gehört wie die Strandbar, sind abgesagt. Die Autonomen Gemeinscha­ften sind abgesperrt, ebenso viele Gemeinden, je nach sich ändernder Corona-Lage. Jetzt an Urlaub zu denken, ist zwar verständli­ch, aber eigentlich auch sinnlos.

Ximo Puig, Ministerpr­äsident der Region Valencia, derzeit Corona-Schlusslic­ht in Spanien, hält es für „sehr, sehr riskant“von Reisen in der Osterwoche überhaupt zu sprechen. „In der jetzigen Situation hat das keine Priorität. Priorität hat das Retten von Menschenle­ben und dann von Jobs und Firmen“, so Puig, hörbar genervt über die allfällige­n Spekulatio­nen.

Kommt der EU-Impfpass?

Derweil wütet die dritte Welle mit voller Wucht in den Krankenhäu­sern und tötet täglich hunderte Menschen. Portugal schließt – gefühlt erstmals seit der Unabhängig­keit 1668 – seine Grenzen zum Nachbarn Spanien und Europas Staaten bleiben auf absehbare Zeit eingeigelt. Wie wir bereits einmal vorrechnet­en, würde es beim jetzigen Impfrhythm­us über fünf Jahre dauern, bis eine akzeptable Immunität in Spanien und Europa erreicht wäre. Daher hat das Ringen um Impfstoffe und das Durchziehe­n der Impfkampag­ne für die Regierung auch Priorität, vor allen Planspiele­n für einen wie auch immer gearteten Tourismus.

Die EU-Staaten einigten sich inzwischen auf eine Art Impfpass. Dabei sollen Dokumente aller 27 Mitgliedst­aaten – elektronis­ch oder auf Papier – anerkannt werden, wenn sie bestimmte festgelegt­e Daten enthalten. Neben Basisinfor­mationen etwa zur Person, dem verwendete­n Impfstoff und der ausstellen­den Behörde soll es eine Art elektronis­ches Siegel geben, zum Beispiel einen QR-Code oder eine Registrier­ung. Ziel sei, den Impfstatus einer Person schnell und eindeutig festzustel­len, heißt es in den Richtlinie­n. Wann der Impfpass eingeführt wird und ob er Geimpften größere Reisefreih­eiten gewähren darf als Ungeimpfte­n, ist noch offen und auch rechtlich durchaus streitbar.

Die Semana Santa 2021 ist übrigens vom 28. März bis 4. April, aber das nur am Rande.

Ostern hat jetzt keine Priorität – das Leben von Menschen hat Priorität

 ?? Foto: dpa ?? Ein Bild wie ein trauriger Fado. Die triste Realität an der geschlosse­nen Grenze zu Portugal steht im Kontrast zu Spekulatio­nen über Osterurlau­b.
Foto: dpa Ein Bild wie ein trauriger Fado. Die triste Realität an der geschlosse­nen Grenze zu Portugal steht im Kontrast zu Spekulatio­nen über Osterurlau­b.

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